Der Kitzinger Kreistag hat am Montagnachmittag während seiner Sitzung in Wiesentheid Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Wolbert verabschiedet. Es war der erste Tagesordnungspunkt. Allein dieser hatte das Potenzial, die gesamte Sitzung zu füllen. Locker. Denn hinter Wolberts Abschied auf eigenen Wunsch zum Jahresende verbergen sich 33 Jahre des Schaffens für Brauchtum, Trachten, Volkslied, Volkstanz und Mundart, eben alles, was mit Heimat zu tun hat. Und noch viel mehr.
"Die fränkische Heimat mit ihrer Kultur und dem Brauchtum liegen ihm sehr am Herzen", hatte seine Frau Ilse beim Empfang zu seinem 80. Geburtstag am 24. Dezember 2018 gesagt. Wie viel Herzblut er in die Kreisheimatpflege wohl hat fließen lassen? In Litern ist dies kaum zu messen. Rund 33 Jahre sind es nun her, seit ihn am 11. November 1987 der damalige Landrat Siegfried Naser als Kreisheimatpfleger für den musischen Bereich bestellte. Wolbert trat die Nachfolge von Hermann Buschmann aus Volkach an, der ihn auch vorgeschlagen hatte.
Er leitete mehrere Chöre und eine Schule
Die offizielle Urkunde ziert den Anfang seines Berichtsbuches. Darin sind alle seine Jahresberichte enthalten, sorgfältig verfasst und ebenso eingeheftet. "Als eine wichtige Aufgabe betrachte ich den Kontakt und die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Chorvereinigungen im Landkreis", schrieb er in seinem ersten Bericht über das Jahr 1988, das ihm "viele interessante und schöne Aufgaben" bescherte. Natürlich die Chöre – war der damalige Schulleiter in Willanzheim doch auch Gruppenchorleiter der Sängergruppe Kitzingen, Leiter des Männerchors des Sportvereins Willanzheim, des gemischten Chores in Tiefenstockheim, des Schüler- und Jugendchores in Willanzheim und Mitbegründer der Frankobarden, die das fränkische Liedgut pflegen.
Auch die Leitung der Laienspielgruppe Willanzheim hatte er damals, und er hatte schon 15 Jahre den Männerchor Mainbernheim geleitet. "Ich war da sehr viel unterwegs. Zum Beispiel bei Leistungssingen", erinnert sich Wolbert. In der Kulturarbeit fand er mit dem Bezirksheimatpfleger Reinhard Worschech einen Unterstützer, der ihm viele Impulse gab.
Konzertbesuche, Arbeitsgespräche und Gutachten
Das Amt als Kreisheimatpfleger ist für ihn kultureller Auftrag. Karl-Heinz Wolbert blättert in seinem Berichtsbuch, streift über die Seiten und damit über die unzähligen Besuche bei Chören und Vereinen, bei ihren Konzerten und Veranstaltungen. Dann waren da noch Arbeitsgespräche mit Archivaren, das Durcharbeiten und Begutachten von Beiträgen zum Beispiel zu einem Themenradweg oder die Erstellung von Gutachten.
Die Wertschätzung und Liebe zur Heimat vermittelte Wolbert schon sehr früh. Den Kindern in der ersten Klasse brachte er als Lehrer nämlich nicht nur Rechnen und Schreiben bei, sondern erklärte ihnen auch alles, was zum Dorf gehört. "Durch das schöne Breitbachtal" war seine Wanderung mit den Kindern überschrieben. Alles – Pflanzen, Tiere, Nebenbäche, Dörfer – zeichnete er mit der ganzen Klasse auf. Am Herzen liegen ihm auch die fränkischen Bildstöcke und Wegkreuze.
Die Pflege der Kultur, der Heimat, das ist eine Aufgabe, bei der man mit vielen Menschen zusammenkommt, zusammenkommen muss. "Jetzt ist eigentlich ein Stillstand", bekennt er traurig und meint die Corona-Zeit. "Es ist fast unmöglich, in meinem Bereich etwas zu machen." Auch für den kommenden Kreisheimattag, eine für ihn sehr wichtige Veranstaltung, hofft Wolbert auf "bessere Zeiten".
Junge Menschen liegen ihm besonders am Herzen
Die fränkische Heimat einem näher zu bringen, ist seine Motivation in all den Jahren gewesen, vor allem jungen Menschen, auch französischen Austauschschülern über die Marktbreiter Partnerschaft.
Sein letzter Jahresbericht wird wegen Corona dünner werden. Wolbert ist sicher, dass die Kreisheimatpflege auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielt. "Es wird weitergehen." Mit den Traditionen. Auch in Corona-Zeiten. Das Brauchtum habe Wandel erfahren, räumt er nachdenklich ein, sei aber nicht verschwunden. Aktive Vereine hielten es am Leben. Zum Beispiel bei Kirchweihen oder beim Maibaumaufstellen.
Langweilig wird es dem 81-jährigen nicht werden. Seine Frau Ilse freut sich über seine Unterstützung bei der Seniorenarbeit in Willanzheim.
Landrätin lobt den "gewürfelten" Franken
Landrätin Tamara Bischof dankte Wolbert am Montag vor den Mitgliedern des Kreistags für dessen "unermüdliche Arbeit zum Wohle des Landkreises und der Gemeinden auf dem Gebiet der Heimatpflege, aber auch für das sonstige Wirken". Wolberts Name sei seit vielen Jahrzehnten sehr eng verbunden mit der Kultur und Brauchtumspflege im Kitzinger Land.
Bischof erinnerte neben Wolberts zahlreichen kulturellen Verdiensten an den jährlichen Heimattag, den der scheidende Heimatpfleger im Jahr 1999 mit ins Leben gerufen hat. Zudem sei Wolbert "witzig, wendig, widersprüchlich" und darf sich seit November 2019 als "echter gewürfelter Franke" bezeichnen; damals hatte er in Bad Windsheim für sein Wirken den Frankenwürfel verliehen bekommen. Zudem trägt er seit dem Jahr 2017 das Bundesverdienstkreuz am Bande.