Das Thema ist hoch emotional: Viele Bürger wünschen sich eine wohnortnahe Geburtshilfe, die bei Bedarf schnell erreichbar ist. Weil solche Entbindungsstationen aber rund um die Uhr 365 Tage im Jahr besetzt sein müssen, kosten sie viel Geld. Die Folge: Viele Krankenhäuser schließen ihre Kreißsäle.
Wirtschaftlich trägt sich so eine Abteilung erst ab 1200 Geburten im Jahr, erklärte Klinik-Chef Thilo Penzhorn bei einer Kreisausschuss-Sitzung am Donnerstag. Das Klinikum Kitzinger Land kommt auf etwa 500 Geburten pro Jahr. Kein schlechter Wert, denn damit entbinden zwischen 70 und 75 Prozent der Schwangeren im Landkreis in der Klinik vor Ort.
Geburtshilfe ist ständiges Verlustgeschäft
Aber dieses Angebot ist ein ständiges Verlustgeschäft: Rund eine Dreiviertelmillion Euro legte das Kreiskrankenhaus 2018 drauf. Doch diese Summe ist es dem Tochterunternehmen des Landkreises wert, zumal es insgesamt seit jeher schwarze Zahlen schreibt und damit das Defizit in der Geburtshilfe ausgleichen kann. 2018 hätte das Klinikum einen Ertrag von über 1,9 Millionen Euro erwirtschaften können; abzüglich der Verluste in der Geburtshilfe verblieben aber immer noch rund 1,2 Millionen Euro, berichtete Thilo Penzhorn den Kreisräten. Auch das ist nicht selbstverständlich. Viele ländliche Kliniken vergleichbarer Größe fahren Jahr für Jahr Verluste ein.
Umso mehr freut es die Landkreis-Politiker, dass der Freistaat ein neues Förderprogramm aufgelegt hat, mit dem Defizite in der Geburtshilfe abgefedert werden. Bis zu 85 Prozent übernimmt das Bundesland Bayern, wenn der Landkreis die restlichen 15 Prozent zusagt. Der Haken: Nach Bekanntgabe des Förderprogramms müssen Klinikträger innerhalb von sechs Wochen einen Förderantrag stellen. Der Landkreis Kitzingen hat das getan und mit seiner eilig einberufenen Kreisausschuss- und Kreistagsitzung den Zuschuss von 15 Prozent Eigenanteil beschlossen. Für den Landkreis bedeutet das eine außerplanmäßige Ausgabe von rund 112 000 Euro. Dafür steuert der Freistaat aber nun 635 000 Euro bei.
Landkreis will keine Betriebskosten übernehmen
Also alles paletti? Nicht ganz: Norbert Finster (SPD) und Josef Mend (Freie Wähler) beeilten sich festzustellen, dass der Landkreis sich bislang nicht an den Betriebskosten des Klinikums beteiligt habe und das auch nicht ändern wolle. Die muss das Tochterunternehmen nämlich selbst erwirtschaften. Stattdessen investiert der Landkreis in die Bauvorhaben des Hauses, wie zurzeit, denn das Klinikum wird für Millionenbeträge über Jahre saniert und modernisiert, was seine Eigenmittel übersteigt.
Insofern klang bei Landrätin Tamara Bischof durch, dass sich der Landkreis möglicherweise über eine Absenkung seiner Investitionsmittel seinen außerplanmäßigen Geburtshilfe-Zuschuss wiederholen könnte. Denn das ist der Nachteil an den schwarzen Zahlen des Klinikums: Geschenke zur Geburt bekommt es vom Landkreis nicht.