Die Kurve geht deutlich nach oben: Nachdem die Ausgaben für die Jugendhilfe im Landkreis Kitzingen zwei Jahre lang zurückgegangen waren, steigen sie seit 2023 wieder kräftig an, zunächst um 17,6 Prozent, im Jahr 2024 nun voraussichtlich nochmal um knapp 14,8 Prozent. Darum ging es in der Sitzung des Ausschusses für Jugend und Familie des Kitzinger Kreistags am Montag.
In Beträgen ausgedrückt, heißt das: 7,8 Millionen Euro Ausgaben waren es 2022, im Jahr danach 9,3 Millionen und für das Jahr 2024 rechnet der Landkreis mit 10,6 Millionen Euro, die in diesem Bereich an Kosten anfallen. Über Einnahmen gedeckt sind in diesem Jahr nur 2,6 Millionen Euro, der Rest ist die sogenannte "Nettokreisbelastung".
Hinter den Zahlen stehen Schicksale
Hinter den Beträgen stehen insbesondere Pflichtaufgaben – Zahlungen, die der Landkreis laut Gesetz übernehmen muss. Vor allem für Menschen, die es nicht immer leicht haben im Leben. Die Bandbreite ist groß. Da geht es die Finanzierung der Kita-Kosten. Um Pflegestellen. Um Heimaufenthalte. Um Eltern, die ihrem Erziehungsauftrag nicht nachkommen – weil sie es nicht können oder weil sie es nicht wollen. Manches Mal leider auch um Gewalt in der Familie.
Die Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen ist einer der Bereiche, der den Landkreis Kitzingen im Jahr 2024 mehr Geld kostet. Sachgebietsleiterin Pamela Schlereth sprach von höheren Fallzahlen "aktuell und zukünftig". Es haben mehr Menschen Anspruch auf die Übernahme der Kosten für den Besuch einer Kita oder eines Hortes. Zudem steigen die Kita-Gebühren. Geringere Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr sind dagegen beispielsweise bei den stationären Heimaufenthalten für junge Volljährige zu erwarten.
Warum Vorhersagen nur schwer möglich sind
Zwei Beispiele nur, willkürlich herausgegriffen, die deutlich machen, dass sich viele Kosten im Jugendhilfebereich nur schwer genau vorhersagen lassen. Ziehen viele Familien in den Landkreis, die Hilfe brauchen, finanziell oder bei der Betreuung? Dazu kommen gesetzliche Änderungen, die den Kreis der Hilfsbedürftigen vergrößern.
Wichtig auch: Werden vermehrt Therapieplätze oder Heimplätze für Kinder und junge Menschen gebraucht? Gibt es womöglich noch immer Nachwirkungen der Pandemie? Und wie wirken sich Angst vor Krieg, die Flucht von Menschen aus deren Heimat, die Existenzangst von Eltern auf Kinder und Jugendliche aus?
Allgemeine Kostensteigerungen schlagen sich auch im Jugendhilfehaushalt nieder
Klar ist dagegen jetzt schon: Ein wesentlicher Teil der Kostensteigerungen geht auf die allgemeine Entwicklung im Land zurück. Auf die Inflation, auf steigende Energiepreise, auf die Entgelterhöhungen für das Personal in den Einrichtungen.
Nur in zweiter Linie ums Geld geht es bei einem anderen Bereich der Jugendhilfe: Dem Landkreis Kitzingen werden auch weiterhin vermehrt unbegleitete minderjährige Ausländer (umAs) zugewiesen. Die Kosten bekommt der Landkreis erstattet, aber er muss die jungen Leute unterbringen. "Wir stehen alle zwei Wochen vor dem Problem: Wohin mit den umAs?", so Schlereth. Der Landkreis hat ein Gebäude in Mainbernheim angemietet und einen Träger dafür gefunden. Fünf Plätze und einen Notfallplatz bietet es. Sie sind längst alle belegt.
Aufgaben gibt es viele im gesamten Jugendhilfebereich, das wurde in der Ausschusssitzung deutlich. Er ist kosten-, personal- und betreuungsintensiv. Ändern wird sich das wohl nicht, das machte Landrätin Tamara Bischof klar: "Ich kann Ihnen nicht sagen, dass es mal weniger wird."