Der Diptam blüht im Mai und Juni auch am Fuße des Schwanberges. Er liebt warme trockene Magerwiesen und kalkhaltigen Boden. Die Pflanze mit ihren schönen rosa Blüten wird zwischen 60 und 120 cm hoch und fällt damit sofort auf. Aufgrund der wenigen Vorkommen ist der Diptam streng geschützt, also anschauen und fotografieren Ja, pflücken oder gar ausstechen Nein.“ Wenn Konrad Thomann ein Leserfoto an die Zeitung schickt, liefert er immer detaillierte Beschreibungen mit. Knapp 300 solcher Fotos finden sich im Archiv der Main-Post.
Dabei interessiert sich der Wiesenbronner erst für Botanik, seit er regelmäßig für die Zeitung fotografiert, wie er grinsend zugibt. Und wenn er selbst mal etwas nicht weiß, schlägt er nach, fragt den Opa oder die Nachbarin. Mit der Landschaftsfotografie hat er 2009 angefangen als er in Altersteilzeit ging. „Vorher war das nicht so üblich“, sagt er, früher habe er hauptsächlich die Familie oder Urlaube festgehalten. Damals noch als Dia – „das war günstiger als Fotos entwickeln zu lassen.“
Erster Fotoapparat war ein Fehlkauf
Mit 18 Jahren hat er sich von seinem ersten Lehrgeld seinen ersten Fotoapparat gekauft, „das war allerdings ein Fehlkauf“, erinnert sich Thomann. Die Negative waren winzig, Vergrößerungen unscharf. Nach einem Jahr hatte er darauf keine Lust mehr und bestellte eine analoge Spiegelreflexkamera. Das war kurz vor einem Griechenlandurlaub – davon wollte er „gescheite Bilder“ haben. Zehn Filme hat er verschossen, was damals viel war.
2001 ist er auf digitale Spiegelreflexkameras von Canon umgestiegen – wieder war ein Urlaub der Grund, sich eine gute Kamera anzuschaffen. Vor zwei Jahren haben er und seine Frau Elfi Freunde in Südafrika besucht, mit nach Hause gebracht haben sie spektakuläre Aufnahmen. In den drei Wochen, die sie in Kapstadt, auf der Garten- und der Panoramaroute unterwegs waren, hat Konrad Thomann 3500 Bilder gemacht – acht davon hängen vergrößert über der Couch im Wohnzimmer. Außerdem gibt es ein Fotobuch und eine mit Musik unterlegte Diashow. „Wir kaufen immer vor Ort CDs“, sagt der 64-Jährige, so wird es erst richtig authentisch.
So wie er die passende Musik für seine Bilder sucht, so sucht er auch jahreszeitlich passende Motive zum Fotografieren – blühende Märzenbecher, leuchtend bunte Weinberge oder schneebedeckte Hügel. Sie zeigen eine seiner Vorlieben beim Fotografieren: „Ich mag Farben“, sagt er.
Fotografische Pläne
Insgesamt hat Thomann schon rund 70 000 Fotos gemacht, einige davon plant er im Voraus, etwa als im September 2014 Vollmond angekündigt war – „so nah wie lange nicht“ – schaute er nach, wann der Mond aufgeht und suchte sich dann eine gute Stelle, um sein Stativ zu platzieren. Demnächst möchte er den beleuchteten Kirchturm von Wiesenbronn abends durch die Pappelallee am Ortsrand fotografieren. Oder die neue Hütte im Weinberg, die unter anderem für den Schwandertag errichtet wurde.
In den Weinbergen ist er ohnehin gern. Vor zwei Jahren hat er begonnen, bei der Weinlese zu helfen, inzwischen verrichtet er über das Jahr verteilt Handarbeiten, wie Triebe rausziehen, Niederziehen, Ausbrechen, Stecken. Die Arbeit an der frischen Luft genießt er, nachdem er fast sein ganzes Arbeitsleben am Schreibtisch verbracht hat. Und Motive findet er im Weinberg genug. So viele, dass daraus schon zwei Fotobücher entstanden sind – als Geschenk für den Winzer und als Dank „für die guten Brotzeiten bei der Weinlese.“
Von einem Motiv macht Konrad Thomann meist rund 25 Bilder und sortiert danach am Computer rigoros aus. „Übrig bleiben vielleicht fünf Stück“, sagt er. Beigebracht hat er sich alles selbst, einen Fotokurs hat er nie besucht, aber er schaut sich hin und wieder You-Tube-Videos zu bestimmten Themen an. Und einiges lernt man auch durch Fehlgriffe. Einmal sollte er am Wiesenbronner Bürgerauszug den Gemeinderat fotografieren. Danach sah er auf den Fotos lauter weiße Flecken – der Rauch der Zigarren, der sich im Raum verteilt hatte. „Es hat einiges an Arbeit gekostet, das wieder raus zu retuschieren“, erzählt er und lacht. Noch einmal würde ihm das nicht passieren.
„Man bekommt mit der Zeit einen Blick für gute Motive“, sagt Konrad Thomann. Wenn er sein Haus in Wiesenbronn verlässt, hat er immer einen Foto einstecken.
Zur Person: Konrad Thomann
Der gebürtige Düllstädter, Jahrgang 1951, lebt seit 37 Jahren mit seiner Frau Elfi in Wiesenbronn.
Konrad Thomann absolvierte 1968 eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker bei „Niemand“ in Gerolzhofen. Ein Jahr zuvor waren die ersten Farbfernseher auf den Markt gekommen. 1980 machte er seinen Meister, nebenbei hatte er den Abschluss als Staatlich Geprüfter Techniker für Elektrotechnik und Elektronik gemacht.
1986 kam er zur Firma Huppmann in Kitzingen, wo er unter anderem in der Softwareabteilung arbeitete. Für Inbetriebnahmen war er beruflich viel unterwegs. 2001 wechselte er zu Siemens nach Würzburg, wo er bis zum zum Beginn der Altersteilzeit 2009 blieb.
Bei den Wiesenbronner Wanderfreunden wurde er 2013 zum Medienbeauftragten gewählt und betreut die Homepage. In seiner Freizeit geht Thomann gern Joggen und nimmt unter anderem am Schwanberglauf teil.
Konrad Thomann hat eine Tochter, einen Sohn und zwei Enkelkinder.
Hinweis der Redaktion: Wir stellen einige unserer Leserfotografen in einer Serie vor, als nächstes kommt Rudi Krauß. Alle Artikel der Serie finden Sie im Rückblick (unten).