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KITZINGEN
Kois in der Gerüchteküche: Was mit den Karpfen der Kitzinger Klinik wirklich passiert
Helmut Kapp hat zwei Prachtexemplare im Kescher. Die Klinik Kitzinger Land gibt ihre großen Koi-Karpfen immer wieder an Mitarbeiter ab. Fotos: Ralf Dieter
Foto: Ralf Dieter | Helmut Kapp hat zwei Prachtexemplare im Kescher. Die Klinik Kitzinger Land gibt ihre großen Koi-Karpfen immer wieder an Mitarbeiter ab. Fotos: Ralf Dieter
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 13.02.2024 04:20 Uhr

Die Anruferin klang besorgt. Zum Glück sind ihre Sorgen unbegründet. Den Fischen in der Klinik Kitzinger Land geht es gut. Und das soll auch so bleiben. Fische in der Klinik? Klingt ein wenig nach der Speisekarte. Doch die Spur führt ganz woanders hin, auf Ebene 1.

Dort steht Helmut Kapp schon mitten drin im Teich und hat einen Kescher in der Hand. „Es ist gar nicht so leicht, die großen Fische aus dem Teich zu bekommen“, kommentiert sein Kollege Maximilian Wolf am Beckenrand. Zum Glück ist Helmut Kapp nicht nur ein sehr erfahrender Mitarbeiter des Technischen Dienstes der Klinik – in der Freizeit ist er auch ein leidenschaftlicher Angler.

Maximilian Wolf und Helmut Kapp holen die Karpfen aus dem Teich. Alle fünf bis sechs Jahre werden die Becken von Grund auf gereinigt.
Foto: Ralf Dieter | Maximilian Wolf und Helmut Kapp holen die Karpfen aus dem Teich. Alle fünf bis sechs Jahre werden die Becken von Grund auf gereinigt.

Zwei Teiche auf Ebene 1

Vor 20 Jahren hat die damalige Klinikleitung entschieden, zwei Teiche auf der Ebene 1 anzulegen, um sie mit Fischen zu bestücken. Zunächst waren es Goldfische, dann Silberkarpfen. Beide Arten vermehrten sich zu schnell. Dann hat die Klinik von einem Züchter Koi-Karpfen geschenkt bekommen. Seither schwimmen die bunten Fische in den zwei Teichen auf Ebene 1 umher.

„Der Bereich wird von den Patienten sehr gut angenommen“, weiß Jürgen Chodera, der die Sache damals mit angeleiert hat. Chodera ist stellvertretender Betriebsrat an der Klinik und liebt in seiner Freizeit ebenfalls das Angeln. „In all der Zeit hatten wir noch keinen einzigen toten Fisch zu beklagen“, sagt er.

Den Kois geht es auch dank der teuren Technik und Pflege gut. Zwei große Pumpen halten den Algenbestand niedrig und sorgen dafür, dass genug Sauerstoff im Wasser ist. Im Winter werden die Becken geheizt.

Wenn der Platz eng wird

Alle fünf bis sechs Jahre schlüpft Helmut Kapp in seine Gummistiefel und macht sich daran, die Becken zu reinigen. Eine gute Gelegenheit, den Bestand zu sichten – und überzählige Fische abzugeben. „54 Kois haben wir im Moment“, erzählt der Mann vom Technischen Dienst.

Der Platz in den Becken wird ein wenig eng. Die großen Exemplare werden deshalb immer wieder an interessierte Mitarbeiter abgegeben. „Natürlich klären wir vorher, ob die Kollegen daheim auch gute Bedingungen für die Kois vorweisen“, versichert Jürgen Chodera. Für die kleineren Exemplare ist dann wieder genug Platz in den Becken.

Die lebenden Fische werden von interessierten Mitarbeitern abgeholt.
Foto: Ralf Dieter | Die lebenden Fische werden von interessierten Mitarbeitern abgeholt.

„Die ganze Arbeit lohnt sich“, meint Chodera. Immer wieder sieht er Patienten, die die Tiere beobachten und zumindest für einen Moment von ihren Sorgen abgelenkt werden. Auch unsere Anruferin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, gehört zu diesen Patienten. Gerüchteweise – „und aus sicherer Quelle“ – hat sie gehört, dass die Tiere nicht mehr lange leben werden, dass sie im Zuge des Umbaus sterben müssten.

„Diese Abfisch-Aktion hat überhaupt nichts mit dem Umzug zu tun“, betont Jürgen Chodera. Der Altbau, in dessen Bereich sich auch die Teiche befinden, werde erst in fünf bis sieben Jahren abgerissen. Richtig ist, dass in diesem Zug auch die Becken aufgelöst werden sollen.

„Vorher werden wir die Tiere natürlich in gute Hände geben“, versichert der langjährige Mitarbeiter und hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass es auch in zehn Jahren noch Koi-Karpfen in der Klinik Kitzinger Land geben wird. „Vielleicht wird im Zuge des Umbaus ja doch noch eine schöne Ruhezone eingerichtet, in der auch wieder zwei Teiche einen Platz finden“, sagt er.

Helmut Kapp und Maximilian Wolf könnten ihre Kescher dann weiterhin benutzen – und die Gerüchteküche müsste kalt bleiben.

 
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