Knauf zeigte sich am Montag nach der feierlichen Zeremonie im Iphöfer Rathaus gleichermaßen stolz und gerührt. Die Stadträte hatten sich ihm zu Ehren von ihren Plätzen erhoben und klatschten dem 68-Jährigen lange Beifall. Den Umstand, in den vergangenen drei Jahrzehnten „an allen wichtigen Entscheidungen der Stadt beteiligt“ gewesen zu sein, sei „faszinierend“, sagte er auch in Gegenwart seiner Frau Inge. Bereits Knaufs Vater Karl hatte am 27. März 1969 in Würdigung seiner Verdienste um den wirtschaftlichen Aufbau der Stadt das Ehrenbürgerrecht erhalten. Neben dem 92 Jahre alten Stadtarchivar Andreas Brombierstäudl ist Baldwin Knauf einer der zwei noch lebenden Persönlichkeiten, die mit diesem höchsten Weihen der Stadt dekoriert sind.
Aufrichtiger Mitstreiter
Bürgermeister Josef Mend bezeichnete den nüchternen Analytiker und kühl kalkulierenden Kaufmann, den Knauf Zeit seines Wirkens verkörpert hat, als „aufrichtigen Mitstreiter mit politischem Weitblick“. Knauf sei es auf der einen Seite gelungen, die von ihm mit geleitete Firma mit Zielstrebigkeit und Können zu einem Weltunternehmen auszubauen, und auf der anderen Seite mit „vorbildlichem ehrenamtlichen und unternehmerischen Engagement“ die Entwicklung der Stadt entscheidend zu prägen, so Mend.
Das Leitmotiv Knaufs „global denken, lokal handeln“ habe in besonderer Weise für den Firmenstandort Iphofen gegolten. Seine Entscheidung, hier weiter kräftig zu investieren, sei eine sichere Basis für die positive Entwicklung der Stadt gewesen, sie habe dazu beigetragen, Arbeitsplätze und Einkommen von Familien zu sichern. Die kontinuierlichen Gewerbesteuereinnahmen hätten Iphofens ökonomische Grundlage gesichert und seien Basis zahlreicher Investitionen gewesen. Das Knauf-Museum inmitten der Altstadt sei eine Bereicherung für das kulturelle Leben Iphofens. In Anerkennung all der Verdienste sei die Verleihung des Ehrenbürgerrechts zu verstehen.
Knauf bekräftigte in einer kurzen Rede an den Stadtrat, sein Antrieb sei es stets gewesen, unternehmerisches Denken in die kommunale Praxis zu bringen. Er bedankte sich dafür, von den Räten „immer fair und respektvoll“ behandelt worden zu sein. „Wir sind stets pfleglich miteinander umgegangen“, sagte er. Besondere Wertschätzung äußerte der CSU-Politiker gegenüber Bürgermeister Josef Mend. „Ohne Sie wäre ich nicht so lange in diesem Gremium geblieben.“ Knauf sagte, es hätte ihn „gereizt, noch ein paar Jahre hier mitzuarbeiten“. Sein Entschluss, sich nicht erneut für ein Mandat zu bewerben, sei eine „Kopf-, keine Bauchentscheidung“ gewesen. Knauf hatte sich für eine weitere Kandidatur ausbedungen, dass der CSU-Ortsverband bei der Kommunalwahl keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten gegen Mend aufstellt. Die CSU war dann aber mit Georg Güntner als Bewerber in die Wahl am 2. März gegangen.
Rücklage nicht verschwenden
Mend bescheinigte dem scheidenden Finanzexperten nicht nur „sparsames Handeln“ zum Wohl der Stadt, sondern auch höchste Integrität und Verlässlichkeit. Knauf erklärte, politische Glaubwürdigkeit setze vor allem Berechenbarkeit voraus. Die Kollegen rief er dazu auf, mit dem Kapital der Stadt sorgsam umzugehen. „Verwenden Sie die Rücklage nicht für irgendwelche Nebensächlichkeiten. Gehen Sie verantwortungsvoll mit ihr um.“ Die Stadt habe eine „anspruchsvolle Struktur“ geschaffen, die zu erhalten nicht billig sei. „Sollten Sie hier und da mal einen guten Rat benötigen, so stehe ich Ihnen gern zur Verfügung“, so Knauf.