Die Iphöfer CSU will wieder stärker ins Bewusstsein der Leute rücken und sich dafür eine Agenda der Selbsterneuerung verpassen. Moderner, geschlossener und kommunikativer möchte der Ortsverband werden. „Es ist die vergangenen Jahre etwas ruhig um die CSU in Iphofen geworden“, sagte Ortsvorsitzender Uwe Matheus auf der Jahresversammlung am Mittwochabend in der Vinothek. „Wir müssen aktiver werden und uns zeigen.“ Auch von anderen Mitgliedern kam der Wunsch nach mehr Profilbildung. Stadtrat Rupert Maier rief die Kollegen dazu auf, sich bei relevanten Themen stärker zu positionieren und so die Eigenständigkeit der CSU zu betonen. Dazu ist es nach Ansicht des ehemaligen Stadtrats Georg Güntner jedoch nötig, künftig mehr mit einer Stimme zu sprechen. Die Stadtratsmitglieder sollten sich vor den Sitzungen innerhalb der Fraktion zusammensetzen und Positionen abstimmen.
Distanz zwischen Vorstand und Fraktion
Nach dem ernüchternden Ergebnis bei der Kommunalwahl 2014 und anschließendem Katzenjammer ist Iphofens CSU dabei, sich für die Wahlen in einem Jahr in Position zu bringen. Matheus, vor drei Jahren als Nachfolger für Klaus Brehm ins Amt gekommen und nun bei einer Gegenstimme der 19 Wahlberechtigten bestätigt worden, hat den 65 Mitglieder starken Ortsverband stabilisiert, aber er verkennt nicht das Dilemma. Die „Schnittmengen“ zwischen dem am Mittwoch komplett wiedergewählten vierköpfigen Vorstand und der fünfköpfigen Stadtratsfraktion seien gering. Keiner aus dem Vorstand besitzt derzeit ein Stadtratsmandat. Und die Distanz zwischen diesen zwei Polen ist offenbar groß, was auch altgediente Parteimitglieder so empfinden. Georg Güntner stellte deshalb den Antrag, sich besser zu vernetzen und gegenseitig zu informieren. Fraktionssprecher sollte künftig nur noch werden können, wer sich verpflichte, vor den Ratssitzungen Fraktionsbesprechungen abzuhalten, zu der alle Mitglieder kommen und sich informieren könnten.
Aus dem Antrag sprach das tiefe Bedürfnis, Positionen besser aufeinander abzustimmen und als CSU geschlossener aufzutreten. „Andere Fraktionen schaffen das auch“, sagte Vorstandsmitglied Hansi Ruck. Und: „Wir schaden uns nur selbst, wenn wir lauter Einzelkämpfer haben.“ CSU-Kreisvorsitzender Otto Hünnerkopf stellte fest, in seinem Heimatort Wiesentheid sei es üblich, dass sich vor jeder Ratssitzung die Fraktion treffe. „Sonst überlässt man die Diskussion dem Zufall.“ Trotzdem war eine Mehrheit im Raum nicht bereit, dies als Pflicht zu verankern. So blieb es am Ende bei einer Empfehlung.
Wie sich die CSU Profilbildung vorstellt
Matheus will seine Partei inhaltlich wieder stärker verankern. Der Kreisverkehr, der demnächst an der B8 gebaut wird, sei ein „klassisches Thema der CSU Iphofen“ gewesen, „aber es wurde uns aus der Hand genommen“. Wie sich die CSU die künftige Profilbildung vorstellt, demonstrierte sie am Mittwoch gleich bei mehreren Themen der Stadtpolitik. Was den Umbau des von der Stadt erworbenen früheren Kaufhauses Stöhr am Marktplatz angeht, so sprach Matheus von einer „Totgeburt, wenn nicht etwas an der Fassade passiert“. Es brauche ein „umfassendes Konzept“, in dem auch die Frage der Parkplätze zu klären sei. Auch die rund 130 000 Euro teure Lösung für den Waldkindergarten kam auf den Prüfstand. Baldwin Knauf regte an, die Sache zunächst „provisorisch mit zwei Containern“ zu versuchen.
Mit Blick auf die in jüngerer Zeit umgesetzten öffentlichen Projekte mahnte Knauf, Iphofen tue „gut daran“, sparsam zu haushalten. „Die Stadt hat sich in den letzten vier, fünf Jahren sehr viel geleistet und einen komfortablen Fixkostenblock angelacht, der jetzt anfängt zu drücken. Wir müssen jetzt mal innehalten und bei manchen Dingen vorsichtig sein.“ Auch von Rupert Maier kam der Hinweis: „Wir sollten uns Gedanken machen, was überflüssig ist und was nicht.“
Eigene Arbeitsgruppe für Kommunalwahl
Matheus, der ebenso wie sein Stellvertreter Hansi Ruck bei einer Nein-Stimme im Amt bestätigt wurde, sagte, die größte Aufgabe sei es derzeit, eine Kandidatenliste für die Kommunalwahlen im März 2020 zu erstellen. „Wir sind da schon sehr aktiv und weiter auf der Suche nach Bewerbern.“ Der Ortsverband werde dazu eine Arbeitsgruppe einrichten.
Für die Treue zur CSU ehrten Matheus und Kreisvorsitzender Hünnerkopf den ehemaligen Landtagsabgeordneten Franz Brosch (50 Jahre), Karl-Heinz Knauf (40 Jahre), Joseph Schmer (35 Jahre), Heike Müller, Inge Lang (beide 30 Jahre), Hans Ruck (25 Jahre), Michael Bissert, Harald Rügamer, Edda Holk und Ingrid Stahl (alle 10 Jahre).