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Obernbreit
Klezmerklänge in der ehemaligen Synagoge
Bearbeitet von Markus Erhard
 |  aktualisiert: 09.10.2023 02:57 Uhr

Wer nicht wusste, dass das Trio Ardente seinen Namen von dem lateinischen Wort für "brennen" abgeleiet hat, der fühlte es beim Auftritt des Ensembles in der ehemaligen Synagoge in Obernbreit quasi bis in die Haarspitzen. Hier waren Musiker am Werk, die brannten für die Musik, besonders für Klezmer. Das geht aus einer Pressemitteilung des Fördervereins der ehemaligen Synagoge hervor, der außerdem folgende Informationen entnommen sind.

Die ausgebildete Sängerin und Gesangspädagogin sowie die Instrumentalisten an Violine, Klarinette und Akkordeon verzückten das Publikum mit auch in großen Konzertsälen selten gehörter Brillanz und Einfügsamkeit. Die Freiheit der Klezmermusik ohne feste Partitur zu spielen – wie beim Jazz –  nutzen die Musiker, um auch bekanntere Lieder und Stücke durch Modulation und Mimik neu erstrahlen zu lassen und zum Nachdenken anzuregen.

Auch wenn die Texte der meist jiddischen Lieder nicht ganz verstanden werden konnten, waren doch Stimmung und Aussagekraft wie in den Instrumentalstücken durch das Ensemble so präzise vermittelt, dass niemand im Auditorium unberührt blieb. Manch bekannte Lieder, bekamen an diesem Abend in der Interpretation des Trios tiefere Bedeutung. Barbara Streisands "Papa can you hear me" scheint zunächst auf das Vaterunser zu verweisen, macht aber in diesem Kontext deutlich, dass der jüdische und der christliche Gott derselbe ist.

Darbietung lässt Zuhörer erschauern

Das 1940 von jüdischen Komponisten und Songwritern verfasste "Dos Kelbl" und von Joan Baez mit dem Refrain "Donna, donna" bekannt gemachte Lied beschreibt die Situation der Juden im Einflussbereich der Nazis. Ein Kalb wird zum Schlachten geführt und auf dem Weg noch verlacht vom Bauern, vom Wind verlacht und schließlich verspottet, dass es ein Kalb geworden ist. An diesem Abend im Gedanken daran, dass 1942 auch Bürgerinnen und Bürger aus Obernbreit deportiert wurden, ließ diese Darbietung manchen Zuhörer erschauern.

Mit diesem Konzert präsentierte sich die ehemalige Synagoge wieder als Ort des Erinnerns und der Begegnung, der Begegnung mit jüdischer Kultur und dem Judentum, die trotz Unterdrückung und Anpassung in den Straßemusikern mit ihrem Klezmer immer präsent waren und ebenso wenig vergessen werden sollen wie die Beiträge jüdischer Menschen zu deutscher Identität in Wissenschaft, Literatur, Kunst und Musik.

 
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