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Fröhstockheim
Kleines Museum erinnert an deutsche Schutztruppen: Vergessener Teil deutscher Geschichte
Gerne führt Norbert Linke (Mitte) Besuchergruppen durch das reichhaltig bestückte Museum zur Erinnerung an die deutsche Kolonialzeit.
Foto: Gerhard Bauer | Gerne führt Norbert Linke (Mitte) Besuchergruppen durch das reichhaltig bestückte Museum zur Erinnerung an die deutsche Kolonialzeit.
Gerhard Bauer
 |  aktualisiert: 09.09.2022 02:40 Uhr

Ein Teil deutscher Geschichte am Wechsel vom 19. ins 20. Jahrhundert ist längst in Vergessenheit geraten, lebt aber in einem Museum in Fröhstockheim weiter. Dort hat Norbert Linke unter Nutzung des Nachlasses seines Großvaters Leonhard Köberlein (Jahrgang 1883) in einem kleinen privaten Museum alles zusammengetragen, was das Leben seines Großvaters als deutscher Soldat der Schutztruppe in Deutsch-Südwest-Afrika – heute Namibia – geprägt hat.

Köberlein hatte sich 1904 freiwillig zur Schutztruppe gemeldet und trat in die Truppe ein, als der Herero-Aufstand gerade zu Ende ging. Guerilla-Krieg und Hinterhalte dauerten noch bis 1906 und Köberlein war bis 1908 als Soldat in einer Kamelreiterkompanie beteiligt.

1915 war Köberlein interniert worden und wurde 1919 aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Als er zurück in die Heimat kam, ging er seinem erlernten Beruf als Küfer nach.

1998 hatte Linke Namibia selbst besucht, um sich ein eigenes Bild der Region zu verschaffen, in der sein Großvater als Soldat einst gedient hat und das als Staatsgebiet weitgehend den von der Schutztruppe festgelegten Grenzen entspricht.

Erinnerungen für die Nachwelt erhalten

Der Enkel war schon zu Lebzeiten seines 1971 verstorbenen Großvaters von dessen Geschichten immer fasziniert und sammelte Unterlagen, Schriftstücke und Archivalien aus jener Zeit, um die Erinnerung der Nachwelt zu erhalten.

Ein Ausstellungsdetail: ein deutscher Schutztruppensoldat.
Foto: Gerhard Bauer | Ein Ausstellungsdetail: ein deutscher Schutztruppensoldat.

Zunächst kam die Sammlung in einem ausgedienten Hühnerhaus unter, das allerdings schnell zu klein wurde, zumal Linke die Sammlung um die Gebiete Ostafrika, Kamerun und Togo erweiterte. Damit will er deutsche Zeitgeschichte mit bayerischer und deutscher Militärgeschichte dokumentieren. Die Ausstellungsfläche ist inzwischen auf rund 100 Quadratmeter angewachsen.

Die Grundlage seines Wissens um die Geschichte der deutschen Schutzgebiete hat er sich mit Fach- und Tagebüchern Beteiligter selbst erarbeitet, in dem er ihre Lebensläufe studierte.

Der Begriff Schutzgebiet wurde von Reichskanzler Otto von Bismarck eingeführt, um nicht den Begriff Kolonie der Weltmächte zu benutzen. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. war damals bestrebt es seinen Verwandten in England und Russland gleich zu tun und Kolonien unter deutscher Flagge zu besetzen. Die deutsche Geschichte in Deutsch-Südwest mit der Hauptstadt Windhuk dauerte nur von 1884 bis 1915. Das Gebiet wurde zunächst Südafrika angegliedert, 1994 entstand der unabhängige Staat Namibia.

Erst kürzlich besuchte die Kameradschaft der Würzburger Infanterieregimenter und Reservisten der Bundeswehr die Ausstellung. Auch ihnen war die Geschichte der deutschen Schutztruppen weitgehend unbekannt.

Das Museum kann von Gruppen ab fünf Personen jederzeit auf telefonische Absprache besichtigt werden, Tel.: (09323) 1510.

 
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