Viele dürfte es überrascht haben, dass Klaus Köhler bei den Kommunalwahlen im März 2020 als Herausforderer für Bürgermeister Werner Knaier (CSU) um den Bürgermeister-Posten in Wiesentheid antritt. Der Bürgerblock, wie sich die Freien Wähler in der Marktgemeinde nennen, nominierte mit dem 51-Jährigen einen Neuling in der Politik für die Kommunalwahl 2020 gleich für den Chefsessel im Rathaus. Nicht ganz neu ist Köhler im Ort. Seit Mai 2018 wohnt er mit seiner Frau Jutta, einer Wiesentheiderin, wieder dort, nachdem beide über elf Jahre in München gelebt hatten.
Dass er neu ist, sieht Köhler gerade in der kommunalen Politik als Vorteil. Er war nicht direkt an den teilweise sehr emotionalen Diskussionen im Wiesentheider Rat beteiligt. Themen, wie die Salatfabrik oder zuvor die Suche nach einem Standort für den Bau einer Kinderkrippe, sorgten für Spannungen unter den Gruppierungen am Ratstisch. "Da kann ich Brücken bilden, ein Element darstellen, das die Wogen glättet", meint Köhler. Er wolle sich nicht nur ärgern, oder über die anderen meckern, sondern sich einbringen, so seine Maxime.
Köhler sieht seine Kandidatur nicht als "Dolchstoß"
Bei den Freien Wählern war Köhler bereits vor seiner Zeit in München aktiv. Ihnen schloss sich der Bankfachwirt nun wieder an. Vor einigen Monaten sei er gefragt worden, ob er sich eine Kandidatur vorstellen könne. "Darauf sagte ich: Da wird es schon andere Kandidaten geben." Als dann der dafür anvisierte Fraktionssprecher und Kopf der Freien, Michael Rückel, kurzfristig zurückzog, bot sich Klaus Köhler an, ins kalte Wasser zu springen, falls Rückel bei seiner Entscheidung bleibe. Seine Kandidatur solle "kein Dolchstoß" sein, er verstehe sich mit Rückel gut, darauf legt er Wert.
Die Aufgabe als Bürgermeister traut sich Köhler zu, schließlich habe er auch in seinem Berufsleben bereits mehrfach "ausgetretene Pfade verlassen, um andere Wege zu gehen", wie es Köhler nennt. Nach dem Abitur, der Lehre als Bankkaufmann und dem Fachwirt folgten Arbeitsstellen in Salzburg, Frankfurt, in Herzogenaurach bei Adidas, schließlich in München unter anderem beim Fernsehsender Sky, wo er im Controlling in leitender Position saß. Nun ist er für ein Unternehmen der Informations-und Kommunikationstechnologie als Director Corporate Treasury, verantwortet dort also – frei übersetzt – das Finanz-Risikomanagement, meist vom Homeoffice aus tätig.
Er spricht perfekt Schwedisch
Auch privat machte Köhler einen ungewöhnlichen Weg. Er wurde 1968 in Schwedens Hauptstadt Stockholm geboren, wo seine Eltern damals lebten. Sein Vater, ein gelernter Koch, stammt aus Reichenberg bei Würzburg. Eines Tages erfuhr die Familie, dass in Wiesentheid eine Gaststätte frei ist und pachtete den "Letzten Hieb" und zogen 1982 eben nach Wiesentheid. "Ein glücklicher Zufall. Ich war 13 und lernt gleich am ersten Tag zwei Jungs in meinem Alter kennen, die meine besten Freunde wurden." Schwedisch spricht er übrigens nach wie vor perfekt, einmal im Jahr besucht er für einige Tage die alte Heimat.
Das Zuhause verlegte Köhler mit seiner Frau vergangenes Jahr von München wieder ins beschauliche Wiesentheid, wohin sie sowieso stets Kontakte hatten. Ein guter Entschluss, er habe das Gefühl, er sei nie weg gewesen, wie er schildert.
Nachholbedarf in der Infrastruktur erkannt
Derzeit liest sich Köhler nicht nur in die Kommunalpolitik ein, er geht unter die Leute, um die Bevölkerung und ihre Anliegen noch besser kennen zu lernen. Er möchte sich einbringen, den Ort mit den Bürgern gestalten, mehr mit ihnen reden, generell für mehr Transparenz sorgen. Auch bei der Infrastruktur sieht er "einiges zu tun", obwohl beileibe nicht alles schlecht in der Gemeinde sei.
Wenn die Zeit reicht, dann macht er sich gerne im eigenen Haus und Garten nützlich. "Handwerken, tapezieren, auch mal Gartenarbeit", dürfe es sein. Köhler packt nahezu überall mit an. Er weiß, dass nun intensive Wochen mit vielen Terminen vor ihm stehen.
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