
Das war schon erstaunlich beim Wahlforum der Main-Post am Mittwochabend im nahezu voll besetzten Kitzinger Dekanatszentrum: Auch nach fast dreieinhalb Stunden aufmerksamen Zuhörens war das Publikum immer noch hoch konzentriert, lauschte gebannt den Aussagen der sechs Oberbürgermeisterkandidaten und spendete, auch über Parteigrenzen hinweg, immer wieder Beifall zu den Aussagen der Politiker.
Einen Störer mussten die Veranstalter des Saales verweisen, weil er von ständigen Zwischenrufen trotz Ermahnung nicht ablassen wollte. Gerne hätte die Redaktion die größere Florian-Geyer-Halle für die schnell ausverkaufte Veranstaltung genutzt, aber: "Wir verleihen keinen Schlappmaulorden und haben auch keinen Ministerpräsidenten zu bieten", sagte Redaktionsleiter Andreas Brachs.
Landrätin Bischof und Landtagsabgeordnete Becker unter den Gästen

Zwei Frauen, vier Männer, dazu die beiden Moderatoren Andreas Brachs und Michael Mößlein betraten nahezu pünktlich die Bühne, fast alle Männer im ungeschriebenen Dresscode für eine solche Veranstaltung: Anzug und Schlips. Wohl ein Muss, um sich seriös dem Wähler zu präsentieren und entsprechend traten auch Stefan Güntner (CSU), Manfred Paul (SPD) und Uwe Pfeiffle (FW-FBW) auf. Die Ausnahme machte Peter Hauck: Der unabhängige Kandidat war im Seemann-Kostüm erschienen, weil "Kitzingen eine Faschingshochburg ist; nur weiß das noch keiner", sagte er. Locker und leger gekleidet zeigte sich Bianca Tröge (ÖDP) und stilgemäß im grünen Kleid präsentierte sich Andrea Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen).

Das Publikum? Bunt gemischt, die Krawattenträger in der deutlichen Minderheit und 101 Jahre nachdem sie in Bayern das Wahlrecht erhalten haben, ganz viele Frauen, die sich ein Bild von den Personen machen wollten, von denen ab Mai dieses Jahres eine oder einer die Stadt führen wird.
Selbstverständlich hatten die Kandidaten ihre Anhänger mitgebracht, darunter auch etliche, die in der Großen Kreisstadt nicht wahlberechtigt sind, darunter etwa Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler, Dettelbach) oder Landtagsabgeordnete Barbara Becker (CSU, Wiesenbronn).
Applaus für alle Kandidaten

Die Mehrheit allerdings stellten die "ganz normalen" Kitzinger, interessiert und neugierig, mit bereits festem Favoriten für den Wahltag am 15. März oder noch ganz offen, wer das Kreuz erhalten soll. Dazu gehörte Peter Baumeister: "Ich will mir einen Eindruck von den Leuten verschaffen", sagte er und war sich in der Pause sicher: "Drei kann ich schon mal ausschließen." Personen und Verhandlungen führen können – das sind für ihn die wichtigsten Voraussetzung für einen Oberbürgermeister – und das ist an einem solchen Abend nicht einfach zu erfahren. Mit klarer Meinung war Thomas Wirth ins Dekanatszentrum gekommen: Er hat sich von Manfred Paul (SPD) bei den "Zukunftsforen" des Kandidaten überzeugen lassen.

Ganz anders David Tyman, der erst wenige Stunden vor der Veranstaltung von seinem Dienst als Mitarbeiter der Rot-Kreuz-Bereitschaft erfahren hatte und ansonsten wohl nicht gekommen wäre. Wenn schon auf so einer Veranstaltung, dann sollten wenigstens viele Informationen für eine Wahlentscheidung fließen. Die hat er bekommen, wie er in der Pause bestätigte: "Das war sehr interessant, ich habe zwei Kandidaten in der engeren Wahl."
Nicht aus Kitzingen, aus Schlüsselfeld kommt Herbert Müller, kann also bei der OB-Wahl gar nicht mitstimmen. Er ist aber in der Stadtverwaltung beschäftigt, da stellt sich natürlich die Frage: Wer wird der neue Chef im Rathaus?
Das Interesse der Kitzinger an dieser Veranstaltung war groß; das zeigten auch die kaum gelichteten Reihen nach der Pause und der große Schlussapplaus nach gut 200 Minuten konzentrierten Zuhörens. Ob am 15. März fünf oder sechs Kandidaten auf dem Wahlzettel stehen, ist noch nicht sicher. Der parteilose Kandidat Peter Hauck hatte am Mittwochmorgen erst 27 von 190 nötigen Unterschriften, um zur Wahl zugelassen zu werden. Bis 3. Februar können Unterstützer für ihn noch im Kitzinger Rathaus unterschreiben.