Die Zahlen ziehen langsam wieder an. Es kommen wieder mehr Menschen zur Tafel. Sowohl in Kitzingen, als auch in Gerolzhofen. An beiden Standorten gibt es die gleiche Sorge: Helfer werden gesucht. Das Durchschnittsalter der Ehrenamtlichen liegt bei über 70 Jahren.
722 Personen sind aktuell als Bedürftige bei der Tafel in Kitzingen gemeldet. Das heißt: Sie haben weniger als 850 Euro im Monat zur Verfügung. 247 Familien sind gelistet, der Anteil an deutschen und ausländischen Kunden hält sich in etwa die Waage. „Das war letztes Jahr noch anders“, berichtet Vorsitzender Manfred Seigner. Da lag das Verhältnis bei Zweidrittel zu einem Drittel.
Herbert Müller ist seit mehr als 15 Jahren für die Ausgabe eines Berechtigungsausweises zuständig. Er prüft die Bedürftigkeit und hat in den letzten Monaten zwei Beobachtungen gemacht: Immer mehr jüngere Mütter kommen zu ihm. „Manche sind regelrecht mittellos“, sagt er. „Haben keine müde Mark mehr.“ Auf der anderen Seite kommen auch immer mehr ältere Mitbürger. Oft sind es Bauarbeiter, die ihr Leben lang gearbeitet haben, aber über den Winter stempeln mussten. „Das fehlt ihnen jetzt bei der Rente.“ In den letzten zwei Wochen sind auch wieder einige Flüchtlinge gekommen – aus Eritrea und Somalia beispielsweise. Allen Hilfesuchenden ist eines gemeinsam: „Die freuen sich alle wahnsinnig über unsere Waren.“
Sechs Wochen lang musste die Tafel in Kitzingen wegen Corona schließen. Dann wurde ein Hygienekonzept erarbeitet. Zwischen den Regalen in der Ausgabestelle im Keller des Bauhofes hängen seither Plastikscheiben, Desinfektionsgeräte sind aufgestellt, es darf immer nur eine begrenzte Zahl an Kunden in den Raum. „Bei der Wiedereröffnung sind wir streng kontrolliert worden“, erinnert sich Vorsitzender Manfred Seigner. Nicht nur Mitarbeiter des Ordnungsamtes, auch die Polizei war vor Ort. Für den Vorsitzenden der Kitzinger Tafel ein Ärgernis. „Von den Behörden und dem Staat kommt Null-komma-Null an Unterstützung“, meint er und nennt ein Beispiel: Gerne würden die Mitarbeiter der Tafel auch Lebensmittel an ältere, bedürftige Mitbürger in Kitzingen ausfahren, die den Weg bis zum Bauhof nicht mehr schaffen. Aus Gründen des Datenschutzes erhalte er aber keine Adressen. Ernst Gehling ist Ansprechpartner für die Tafel in Schweinfurt, zu der auch die Außenstelle in Gerolzhofen gehört. Er beobachtet seit Jahren, dass viele Bedürftige aus Scham nicht zur Tafel kommen, obwohl ihre Rente kaum zum Leben reicht. „Ich wünsche mir, dass die Hemmschwelle sinkt“, sagt er.
Auch Herbert Müller weiß von solchen Fällen. Eine Kundin hat eine Freundin beauftragt, für sie zur Lebensmittelausgabe am Mittwoch beziehungsweise Samstag zu gehen. „Aus lauter Scham“, sagt Müller. „Natürlich habe ich eine entsprechende Vollmacht ausgestellt.“ Immerhin: Die steigenden Impfzahlen zeigen auch bei der Tafel ihre Wirkung. Rentner, die aus Angst vor einer Ansteckung wochenlang nicht gesehen wurden, kommen wieder. Sie werden von Menschen wie Aloisia Ihrig-Braune bedient. Seit der Gründung der Kitzinger Tafel am 20. März 2003 ist die mittlerweile 80-Jährige dabei. „Auf jeden Fall werde ich weitermachen“, antwortet sie auf die Frage von Barbara Becker. Die Landtagsabgeordnete überbrachte den beiden Tafeln nicht nur einen Scheck über je 650 Euro, sondern erkundigte sich auch nach deren Sorgen und Nöten. Ganz oben auf der Liste: Die Zahl der ehrenamtlichen Helfer. 173 Mitglieder hat die Kitzinger Tafel, etwa 50 sind aktiv. Der Altersdurchschnitt liegt bei 74. „Im Moment benötigen wir dringend Fahrer“, sagt Manfred Seigner. Ernst Gehling berichtet von jungen Menschen, die während des Lockdowns eingesprungen sind. „Viele sind wieder abgesprungen, weil sie woanders studieren oder keine Zeit mehr haben.“ Auch in Gerolzhofen sind fast nur Rentner aktiv. Vielleicht könne man mit Vergünstigungen für den Öffentlichen Nahverkehr, für den Besuch von Museen oder Schwimmbädern mehr Freiwillige anlocken, meinte er. Vielleicht ließen sich auch Schüler über ein soziales Jahr anlocken. „Und der eine oder andere bleibt bei uns hängen.“ Gehling würde auch gerne andere Akteure mit ins Boot holen. Die Auslieferung von Lebensmitteln könne beispielsweise nicht Aufgabe der Tafel sein. Hier könnten Kirchengemeinden oder andere Vereine vor Ort künftig wertvolle Arbeit leisten.
Landtagsabgeordnete Barbara Becker unterstützt die Tafeln bei ihrer Arbeit. Die geplante – und dann wieder zurückgenommene – Diätenerhöhung in Höhe von 1300 Euro spendete sie kürzlich den beiden Einrichtungen in Kitzingen und Gerolzhofen.
Kontakt: Tafel Kitzingen, Manfred Seigner, Tel. 0172/5827175 oder Email: info@kitzinger-tafel.de
Tafel Gerolzhofen: Ernst Gehling, Tel. 0177/3376299 oder Email: gehlinge@t-online.de
Zum Schluß des Artikels bin ich mir dann nicht mehr ganz so sicher, ob das ein "normaler" Situations-Bericht der MP über die Arbeit der Tafel ist, oder nur eine "verpackte" Werbung für die Politikerin mit ihrer Spendenübergabe.
Eine konkrete Hilfe für die ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre besser. Z. B. warum verhindert die Politik noch immer, dass "Flüchtlinge" arbeiten dürfen. Die Sprachkenntnisse könnte man doch nutzen und es gibt auch bei den Asylanten genug Personen, die gerne mitarbeiten würden.