Am Ende war den Kitzinger Stadträten klar: Es wird teurer. Die Arbeit im Bildungsbetrieb Volkshochschule und in der Kulturstätte Alte Synagoge wird nach dem Abgang von Richard Arndt-Landbeck, der Ende 2021 in den Ruhestand tritt, neu verteilt werden. Bislang gab es für die Einrichtungen unter einem Dach eine Doppelspitze: Arndt-Landbeck als Geschäftsstellenleiter und Chef des Kulturbetriebs sowie Cornelia Rauh als Leiterin der Vhs und damit des Bildungssektors.
Künftig wird es diese Doppelspitze nicht mehr geben. Sie hatte sich so entwickelt, weil sie stark von den beiden handelnden Personen geprägt war. Ihre Arbeit sei hervorragend und zwischen die Führungskräfte passe kein Blatt Papier, hatte Hauptamtsleiter Ralph Hartner das Leitungsduo Rauh/Arndt-Landbeck in der jüngsten Stadtratssitzung gelobt.
Ähnlich sah es Kulturreferentin Brigitte Endres-Paul, die das bisher Erreichte ebenfalls würdigte und darauf hinwies, dass es mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden gewesen sei. Beide Führungskräfte hatten vor der Corona-Flaute jeweils rund 200 Überstunden angehäuft, wie sie auf Nachfragen bestätigten.
Bildungs- und Kulturbetrieb soll aufgestockt werden
Für die Umstrukturierung des Bildungs- und des Kulturbetriebs hatte die Verwaltung verschiedene Modelle erarbeitet. Am Ende entschied man sich, die bisherigen 4,58 Stellen vorerst zu belassen, allerdings nach 2021 eine Aufstockung für die Kulturveranstaltungen in der Alten Synagoge zu ermöglichen. Damit würdigte das Gremium die bisherige Arbeit unter dem gemeinsamen Dach – und zwar einstimmig.
Unterm Strich bedeutet das: Der Bildungs- und Kulturbetrieb ist der Stadt mehr Geld wert. Außerdem will sie ihr Kulturprogramm, das immer wieder hervorragende Veranstaltungen hervorbringt, nicht zusammenstreichen. Und mit der Stärkung der Vhs wird das Ziel verfolgt, einen Bereich zu etablieren, der in Kitzingen bislang aus Personalgründen unbesetzt ist.
Die Volkshochschule möchte sich nämlich künftig im Bereich Alphabetisierung und Grundbildung engagieren. Vhs-Leiterin Rauh begründete das damit, dass diese Aufgabe in der EU inzwischen einen hohen Stellenwert habe und sie auch zum üblichen Portfolio der Volkshochschulen in Bayern gehöre.
Geringe Chancen ohne Lesen und Schreiben
Sie machte den Stellenwert an einem Beispiel deutlich: Ohne entsprechende Schreib- und Lesekenntnisse sei es nicht möglich, an Fortbildungen oder Umschulungen der Arbeitsagentur teilzunehmen. Insofern ist dieses Thema grundlegend für den Broterwerb und damit die wirtschaftliche Selbstständigkeit für viele Menschen. Zum Hintergrund: Eine Studie der Uni Hamburg aus dem Jahr 2018 hat ergeben, dass mehr als sechs Millionen Bundesbürger (etwa zwölf Prozent) nicht oder schlecht lesen und schreiben können.
Die weiteren Programmbereiche, die die Vhs Kitzingen heute schon in Kooperation mit der Vhs Ochsenfurt abdeckt, sind Gesellschaft, Kultur, Gesundheit, Sprachen und Beruf.