Bis Donnerstag war Helmut Dürr ein Exot: Seit 2014 trägt der Kitzinger Polizist blaue Uniform, war einer von 500 bayerischen Beamten, die am Langzeit-Praxistest beteiligt waren. „Die Reaktion draußen war von Anfang an positiv. 'Sehr chic' war das am häufigsten erwähnte Kompliment“, erzählt Dürr.
Ab sofort werden die Bürger mehr und mehr Polizisten in blauer Uniform antreffen. „Wir stellen Zug um Zug um“, erzählt Inspektionsleiter Harald Hoffmann. „Es wird vorkommen, dass bei einer Streife oder Autobesatzung der eine in Blau, der Andere in Grün unterwegs ist“. Nicht alle Teile passen sofort, mal fehlt etwas – zudem bleibt in Grün, wer bis Oktober 2018 in Rente geht. Laut Plan sollen Ende nächsten Jahres alle bayerischen Polizisten blau tragen.
Ein wenig Wehmut
Harald Hoffmann strahlt in seinem weißen Hemd und der dunkelblauen „Repräsentationshose“ bei der Frage nach dem Unterschied übers ganze Gesicht. „Zugegeben: Gestern Abend war ein wenig Wehmut dabei, als die die alte Uniform abgelegt habe“. 33 Jahre sei er ocker und grün gewohnt gewesen. „Aber allein als ich heute Morgen das Hemd angezogen habe – leichter, angenehmerer Stoff, modernerer Schritt – war es ein gutes Gefühl. Und das gilt für alle Uniform-Teile“.
Sieht also nicht nur besser aus, sondern fühlt sich auch besser an. Aus insgesamt 41 Teilen besteht ein komplettes Set von der Socke bis zur Mütze. Teil 42 ist eine schusssichere Weste, die sich im Rausgehen schnell überziehen lässt. „Früher musste die schusssichere Weste unter dem Hemd getragen werden, was umständlich war“, erläutert Joachim Schinzel, der stellvertretende Inspektionsleiter. Hemd ausziehen, Weste an, Hemd wieder anziehen – das gehört der Vergangenheit an. Sogar bei den Kollegen, die noch in grün unterwegs sind. „Die Weste ist das einzige Teil, wo Alt und Neu kombiniert werden dürfen.“
Einsatzhose in drei Ausführungen
Wer sich über das Wort Repräsentationshose gewundert hat – sie hat weniger Taschen als die Einsatzhose, ist fürs Büro und andere Termine gedacht. Von der Einsatzhose indes gibt es drei Ausführungen: Eine für den Sommer, den Winter – und für den Übergang. „Bisher gab es nur eine, egal ob es minus 15 Grad war oder plus 30“, so Harald Hoffmann. „Ich habe alle anprobiert. Die Verbesserung ist enorm“.
Helmut Dürr ist froh, dass er bei der Weiterentwicklung der ursprünglich österreichischen Polizeiuniform mithelfen konnte. Manches habe anfangs nicht gepasst, weil die Kollegen in der Alpenrepublik auf Streife anders ausgestattet sind als die Bayern. „Und ursprünglich sollten Hemden aus reiner Baumwolle sein, auch wegen Allergikern. Es hat sich aber schnell gezeigt, dass man rasch schwitzt, der Tragekomfort eindeutig leidet.“ Also gibt es jetzt ein paar Prozent Kunststoffe.
Autos vorerst weiter grün
Dürr weißt auf einen anderen echten Pluspunkt hin: „Die Pflege der neuen Uniform ist leichter, sie lässt sich gut waschen.“ Übrigens: Die Autos bleiben so lange grün, bis ohnehin ein Austausch ansteht.