
Volkhard Bauer ist es gewohnt, überall auf der Welt unterwegs zu sein. Bald nach dem Abitur am Armin-Knab-Gymnasium zog es den Kitzinger ins Ausland. Er ließ sich – das ist inzwischen fast 25 Jahre her – in Südafrika nieder. Mitten in einem Weinberg, so wie schon in Kitzingen. Zunächst arbeitete er vor Ort als TV-Produzent. Das zweite Standbein blieb einige Zeit noch Deutschland: In München heuerte er als Fußballkommentator bei Sendern wie DSF und Premiere an. Arbeiten auf zwei Kontinenten – das hatte was und war ganz nach dem Geschmack des heute 51-Jährigen.
Für die FIFA gearbeitet
Bei den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 arbeitete Volkhard Bauer dann für die FIFA, den Internationalen Fußballverband. Was ihm viele weitere Einblicke in die Fußballwelt und vor allem jede Menge Kontakte brachte. Beides führte schließlich zu einer Idee: Bei der nächsten Fußball-WM 2010 in Südafrika wollte er eine Marktlücke ausfüllen, die ihm in den Jahren zuvor immer wieder aufgefallen war.
Mit 38 Jahren ein neues Leben
Und so begann mit 38 Jahren noch einmal ein neues Leben: Bauer bot mit seinem Team einen speziellen Service an, den man sich als eine Art Kaufladen vorstellen kann. Seine Kunden bekommen – rund um sportliche Großereignisse – bequem alles aus einer Hand. Übersetzer und Fahrer organisiert der Neueinsteiger ebenso wie vermeintlich profane Dinge wie SIM-Karten – bis hin zum Concierge-Service. Um die Unterkünfte kümmerte sich Bauer am Ende auch noch.
Was sich daraus entwickeln würde, konnte er zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen: Bauer merkte schnell, dass es eine starke Nachfrage gab, was die Beschaffung von Unterkünften anbelangte. So entwickelte sich die zunächst noch kleine Firma unaufhörlich weiter, reagierte auf die Kundenwünsche. Das freie Spiel des Marktes meinte es gut mit dem gebürtigen Kitzinger, der neben Deutsch auch Englisch, Französisch, Portugiesisch und Afrikaans spricht. Vor allem Firmen sind dankbar für die Alles-aus-einer-Hand-Lösung. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf: Seit 2010 betreut Bauer alle Fußball-Weltmeisterschaften sowie die Fußball-Europameisterschaften – und seit Rio 2016 nunmehr auch die Olympischen Spiele.
Die Kunst der Suche
Das Vorgehen ist immer gleich: Jeweils vier Jahre vor einem großen Sportevent gründet der 51-Jährige eine Firma in dem jeweiligen Land, zunächst noch mit einem kleinen Mitarbeiterstamm. Dann geht auch schon die Arbeit los: Marktanalysen über die Unterkünfte werden gemacht. Dann stehen Besuche von Hotels und Apartments an. Die Kunst ist, genau die Unterkünfte zu erwischen, die sich seine Kunden in ein paar Jahren wünschen.
Großkunden kamen dazu
Zwei Jahre vor einer Veranstaltung startet die Akquise. Großkunden aus den USA, Japan und Deutschland ordern schon ihre Unterkünfte. Abgeschlossen sind die Buchungen etwa ein halbes Jahr vor dem Start der jeweiligen Spiele. Ab dann gilt die Konzentration der Umsetzung: Personal wird eingestellt und die operative Phase eingeläutet.
Heute ist Bauers Firma Khaya eine weltweit agierende Reise- und Logistikorganisation, die sich bei internationalen Sportveranstaltungen immer mehr auf maßgeschneiderte Bereitstellung von Unterkünften spezialisiert hat. Mit einem stolzen Chef, der sich manchmal noch verwundert die Augen reibt, wie gut es für ihn gelaufen ist.
Vier Jahre Vorbereitung
Auch für die WM in Russland begannen die Vorbereitungen bereits vor vier Jahren. Vier Wochen vor dem WM-Start reiste der Tross dann nach Russland, um ab jetzt nonstop vor Ort zu sein. Während der WM sind 25 Mitarbeiter im Einsatz, 13 davon in Moskau, der Rest verteilt sich auf die anderen Spielorte. Dazu kommen etwa 100 Fahrer. Die Zahl der Kunden – von allen Kontinenten – liegt bei rund 70.
Die nächsten Events schon im Blick
Dazu zählen beispielsweise TV-Sender und Reisebüros sowie die Fans selber und Sponsoren. Insgesamt, so schätzt Bauer, hat er diesmal gut 2000 Hotelbetten gebucht und 40 000 Übernachtungen verkauft, wobei manche Gäste sogar bis zu zehn Wochen im größten Land der Erde verbringen.
Die nächsten Ereignisse sind längst in der Vorplanung: Die Euro 2020, der Rugby World Cup 2019 in Japan sowie 2022 die WM in Qatar. Wichtig, betont der Firmenchef, sei es bei seiner Arbeit, sich „regelmäßig auf neue Kulturkreise einzustellen“. Gerade bei Verhandlungen mit Hotels sei es – neben der Mehrsprachigkeit – wichtig, „seinen Gegenüber schnell kennen- und einschätzen zu lernen“.
Lösungen finden
Seine „besondere Spezialität“ sieht er darin, „Lösungen zu finden“. Als Beispiel führt er Rio an. Dort gab es nicht genügend Unterkünfte. Kurzerhand wurden 500 Apartments von Privatleuten angemietet. Die Bewohner zogen vorübergehend aus, Khaya übernahm das Management der Wohnungen.
Dafür wurde ein eigenes Computerprogramm für die Abwicklung und Verwaltung entwickelt. Eine Software kann die Verwaltung von Apartments steuern. „Unsere Erfahrung der letzten zehn Jahre ist da eingeflossen“, so ein stolzer Chef. Um zu ergänzen: „Wir finden Lösungen, wo andere nicht weiterwissen. Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass sie in jedem Land den gleichen Service bekommen.“
Sechs Monate pro Jahr unterwegs
Um das hinzubekommen, ist Bauer sechs Monate im Jahr unterwegs. Von Südafrika aus geht es immer wieder um den halben Globus. Viel Zeit für die alte Heimat bleibt da nicht, obwohl es noch starke Wurzeln gibt: Seine Mutter Ruth lebt in Kitzingen, sein Vater, seines Zeichens Alt-Landrat Rolf Bauer, in Marktbreit. Seine Frau Alice stammt aus Ochsenfurt, die Kinder Sina (28) und Till (26) leben in München. Und dann ist da noch das Café Konrad in Kitzingen, bei dem der Mann der 40 000 Übernachtungen seine Herkunft nicht verleugnen kann: „So etwas sucht man auf der Welt vergeblich.“