Der Weg zum Versammlungslokal ist ein wenig versteckt. Wer nicht weiß, wo die Innopark-Gaststätte liegt, wird sie nicht ohne Weiteres finden. Schon gar nicht bei Nacht. Unscheinbar dringt der Schein der Leuchten nach draußen. Diesen abgelegenen Ort hat sich Peter Hauck für seine Nominierungsversammlung ausgesucht. Er ist der älteste und zugleich neueste Kitzinger OB-Kandidat für die Kommunalwahl 2020.
15 Getreue hat er um sich geschart; sie haben die Gaststätte für sich und wollen den Parteilosen dort nominieren. Anschließend muss er in der Stadt Unterschriften sammeln, um zur Wahl zugelassen zu werden.
Bürger bei allen Themen beteiligen
Am Montagabend spricht Hauck, der als Straßenkehrer bei der Großen Kreisstadt angestellt ist, über seine Vorstellungen, während sich die Zuhörer Bier, Wein, Pommes und Currywurst schmecken lassen. Nichts Überkandideltes. Das würde auch nicht zu Hauck passen, der in Jeans und leger über der Hose getragenem Hemd erschienen ist.
Im Gegensatz dazu hat Hauck ehrgeizige Ziele: "Ich will, dass sich alles ändert", sagt er ohne Umschweife. Alles, worüber sich die Leute in den letzten Jahren geärgert hätten, "soll nicht mehr passieren". So lautet seine Marschrichtung. Erreichen will er das vor allem durch die Einrichtung eines Bürgerinformationszentrums im Rathaus. Es soll nicht nur wie in anderen Städten erste Anlaufstelle für alle Bürgeranliegen sein. Hauck will es vielmehr zum Zentrum der Bürgerbeteiligung machen.
Der designierte OB-Kandidat stellt sich vor, dass es im Vorfeld von Stadtratssitzungen sogenannte Bürgersitzungen geben soll. Denn: "Information ist die Lösung für alles", sagt Hauck. Außerdem will er Dauer-Workshops einrichten, um die Vorstellungen und Kompetenzen der Bürger ständig in die Ratsentscheidungen einzubeziehen. Das gilt insbesondere für die Jugend. Danach gilt: Bürger befragen – abstimmen – machen, was die Mehrheit will.
90 Prozent des OB-Gehalts stiften
Und was soll daraus entstehen? "Es ist alles machbar, aber es muss auch bezahlbar sein", lautet Haucks Devise. Er nennt ein Beispiel: "Die nächsten 30 Jahre ist eine Stadthalle nicht zu stemmen." Apropos Geld: Die seiner Meinung nach zwei notwendigen städtischen Angestellten für das Bürgerinformationszentrum möchte Hauck aus eigener Tasche bezahlen. Dafür will er 90 Prozent seines OB-Gehalts stiften. Das sei machbar, denn ab März bezieht der 65-Jährige Rente.
Deutlich mehr Geld will Hauck in regenerative Energien stecken. "Die Stadt hat 18 Millionen Euro Rücklagen oder mindestens zehn Millionen." Genau weiß es Hauck nicht. Jedenfalls will er mindestens sieben Millionen Euro davon in einen Windenergiepark in Autobahnnähe stecken. Der soll Wasserstoff – für Hauck der Energieträger der Zukunft – produzieren. Wem das Grundstück dort gehört, hat er allerdings noch nicht ermittelt. Aber dieses Projekt hat für ihn "allergrößte Priorität".
Hauck, der aus Altersgründen nur eine Amtszeit lang Oberbürgermeister sein dürfte, möchte damit "das Fundament legen, auf dem die Stadt aufbauen kann". Zehn Minuten hat Hauck über seine Vorstellungen frei gesprochen, dann lässt er sich auf Fragen seiner Zuhörer ein. "Das ist alles nicht so einfach", wendet Thomas Steinruck, Stadtrat der KIK, ein. "Aber es muss einfach getan werden", entgegnet Hauck. "Die Stadt geht immer nur den einfachsten Weg."
13 Ja-Stimmen und eine Gegenstimme
Der Kandidat räumt ein: "Ich weiß nicht alles, aber ich meine es gut." Und Hauck glaubt, dass er mit seiner Lebenserfahrung, der Stadt viel nutzen könne. Am Ende sind 13 der 14 Stimmberechtigten davon überzeugt und nominieren Hauck als OB-Kandidaten. Einer stimmt allerdings mit "Nein".
Ab sofort liegen Unterstützerlisten für Haucks Kandidatur im Kitzinger Rathaus, Einwohnermeldeamt, aus. Er braucht 190 Unterschriften von Kitzinger Bürgern (Personalausweis mitbringen), um als OB-Kandidat antreten zu dürfen.