Seit etwas mehr als zehn Jahren bieten die Licht-, Kraft- und Wasserwerke (LKW) ihren Kunden zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien an. Herumgesprochen hat sich dieser Service nicht wirklich. Ein Gespräch über die Ansprüche der Gegenwart und die Herausforderungen der Zukunft.
frage: Sie werben mit umweltfreundlichem Strom. In jedem Tarif würden die Kunden zu 100 Prozent nachhaltigen und klimaschonenden Ökostrom erhalten. Wo kommt der her?
Marek Zelezny: Wir versorgen unsere Kunden seit einigen Jahren ausnahmslos mit hochwertigem Ökostrom aus Skandinavien – oder auf Wunsch auch aus der Region.
Keine Kernenergie?
Zelezny: Wir beziehen fast zu 100 Prozent Ökostrom. Der sogenannte Graustrom kommt daher, dass wir nie auf die Kilowattstunde genau prognostizieren können, welchen Gesamtlastgang das Unternehmen hat. Die Mehrmengen werden am sogenannten Spotmarkt eingekauft und da muss die Strommenge genommen werden, die gerade zur Verfügung steht.
Wird das Angebot von den Kunden angenommen?
Silke Burkard: Nach Fukushima ist die Nachfrage gestiegen, dann geriet das Thema ein wenig in Vergessenheit. Seit der Corona-Zeit ist die Nachfrage wieder gestiegen.
Zelezny: Bei Privat- und Gewerbekunden gleichermaßen. Es gibt immer mehr Unternehmen, die mit Nachhaltigkeit werben und da spielt es auch eine Rolle, woher der Strom kommt.
Burkard: Öko-Winzer achten beispielsweise darauf, wo und wie ihre Etiketten gedruckt werden. Also achten die Druckereien darauf, wo ihr Strom herkommt.
Zelezny: Und sind froh,wenn sie zu hundert Prozent Ökostrom nachweisen können.
Die Verbraucher sind vor allem an den Strompreisen interessiert. Warum sind die derzeit so hoch?
Zelezny: Die Strompreise werden von Angebot und Nachfrage getrieben. Wir versuchen, zeitnah am Markt einzukaufen, um eine gewisse Sicherheit zu haben. Spekulieren ist nicht unsere Sache, aber gewisse Schwankungen müssen auch wir mitnehmen. Letztendlich haben wir aber nur einen geringen Einfluss auf den Endpreis.
Wieso?
Zelezny: Weil die Abgaben und Steuern, die Umlagen und Netzentgelte etwa 75 Prozent des Preises ausmachen. Und dafür ist der Staat verantwortlich. Die Energieproduzenten wollen auch bezahlt werden.
Warum wird der benötigte Strom nicht zu hundert Prozent in der Region erzeugt?
Zelezny: Rein bilanziell wäre das möglich. Wir erzeugen rund 44 Millionen Kilowatt im Jahr und die Haushalte verbrauchen etwa 36 Millionen Kilowatt. Aber Photovoltaik-Anlagen erzeugen nachts nun mal keinen Strom. Eine konventionelle Erzeugung ist nach wie vor notwendig.
Was passiert mit dem überzähligen Strom?
Zelezny: Er wird ins Ausland geliefert. Und das Paradoxe ist, dass wir dort auch noch Geld bezahlen müssen – für eine Ware, die wir liefern.
Weil die Speichermöglichkeiten immer noch zu begrenzt sind?
Zelezny: So ist es, das ist vielleicht die größte technische Herausforderung. Im Moment haben wir in Deutschland 35 Pumpspeicherwerke, wir bräuchten aber weit über 10.000, sobald wir ganz auf konventionelle Energie verzichten wollen.
Wie lässt sich Strom in der Zukunft am besten speichern?
Zelezny: Im Kommen sind die so genannten Power-to-Gas-Anlagen. Mit Hilfe von erneuerbarem Strom wird dort Wasserstoff erzeugt, der entweder direkt genutzt wird oder zu flüssigen Energieträgern weiterverarbeitet wird. Die Forschung läuft auf Hochtouren, dank unseres Partners Thüga sind wir an Pilotprojekten beteiligt.
Was kann die LKW selbst leisten?
Zelezny: Wir bauen ein großes Blockheizkraftwerk in den Marshall-Heights, um unsere Kunden mit Wärme zu versorgen. Wir investieren ständig in unser Stromnetz und reagieren zeitnah auf die Kundenwünsche, die sich immer wieder verändern.
Zum Beispiel?
Zelezny: Denken Sie an den steigenden E-Mobil-Sektor. Wir haben in Kitzingen frühzeitig vier Ladesäulen installiert. Auch bei uns ist die Digitalisierung eine Jahrhundertaufgabe. Wir wollen die digitale Kommunikation mit unseren Kunden vorantreiben, ohne das Kundencenter vor Ort zu schließen. Generell wollen wir uns weiter in Richtung Dienstleister entwickeln und dabei auch neue Beschäftigungsfelder finden.
Die da wären?
Zelezny: Der Überbegriff lautet „Intelligentes Messwesen“. Das können Pegelmessungen in Regen-Zisternen und Vorhaltebecken sein oder das Messen der Luftqualität. Denkbar sind auch Messungen im Bereich der Verkehrszählung. Wichtig ist, dass wir entsprechende Lösungen nicht am Bedarf vorbei entwickeln. Und weiterhin in der Region präsent sind.
Burkard: Pro Jahr stellen wir vier Millionen Euro in den Haushalt für Investitionen ein.
Zelezny: Und müssen dabei sehr flexibel sein. Wenn die Stadt beschließt, den Mainkai zu sanieren, dann müssen wir diesen Zeitraum nutzen, um unser Leitungssystem dort zu erneuern. Und wenn ein neues Baugebiet ausgewiesen wird, dann müssen wir dort investieren.
Investieren Sie auch in Ihre Mitarbeiter?
Zelezny: In den letzten 50 Jahren hat die LKW mehr als 570 junge Menschen ausgebildet. Die Suche nach findigen Köpfen wird allerdings nicht einfacher. Die Branche Energieversorger ist nicht unbedingt sexy und es gibt auch bei uns einen Nachwuchskräftemangel.
Burkard: Dabei ist die Energieversorgung ein spannendes Feld und ein Arbeitsplatz für die Zukunft.
Zu den Personen:
Marek Zelezny ist seit 2015 Geschäftsführer der LKW und Silke Burkard leitet die Abteilung Vertrieb/Marketing.
Über die LKW
Das Netzgebiet der LKW erstreckt sich im Strombereich über mehr als 421 Kilometer. Das Erdgasnetz beträgt rund 504 Kilometer und das Wassernetz 215 Kilometer.
Damit versorgt die LKW rund 31 500 Einwohner rund um Kitzingen mit Strom, Erdgas und Wasser.
Gesellschafter der LKW: Zu 60 Prozent die Stadt Kitzingen und zu 40 Prozent die Thüga AG in München.