Ob wir zur Miete wohnen oder in den eigenen vier Wänden: Steigende Kosten machen uns zu schaffen. Wir alle wollen – müssen – Energie-effizienter leben. Nur wie? Mit Abstand die meiste Energie, nämlich rund zwei Drittel, verbrauchen wir im Haushalt für Warmwasser und Heizung, an dritter Stelle folgt der Strom für Elektrogeräte. Bei Wasser, Heizung und E-Geräten können wir demnach also auch am meisten Geld sparen. Wie, dazu gibt der Kitzinger Nachhaltigkeits- & Klimaschutzmanager Martin Schneider alltagstaugliche Tipps.
Niemand soll und will im Winter in der Kälte bibbern. Deshalb gilt es, den Wärmeverlust so gering wie möglich zu halten, zugleich aber entstehende Feuchtigkeit – beim Kochen oder Duschen – möglichst schnell nach draußen zu bringen. „Stoßlüften ist deutlich besser als die Fenster zu kippen“, betont Martin Schneider und erklärt: „Der Luftaustausch ist bei gekippten Fenstern gering, dafür ist der Wärmeverlust groß – und ebenso steigt das Schimmelrisiko.“
Schneiders Rat: Generell drei- bis viermal pro Tag für wenige Minuten die Fenster ganz öffnen, dann sofort wieder schließen. „Und während des Stoßlüftens, auch wenn es nervt, die Heizkörperthermostate herunterdrehen.“
Apropos Heizkörper: Die Wärmespender müssen vor der winterlichen Heizperiode entlüftet werden. Schneiders Appell beinhaltet auch folgende Spar-Bausteine: „Bauen Sie intelligente Thermostate zur automatischen Temperaturregelung ein. Versuchen Sie, nur die Räume zu beheizen, die Sie auch häufig benutzen. Drehen Sie Thermostatventile etwas runter – auf Stufe 2 –, wenn Sie das Haus verlassen.“ Die Temperatur in den Wohnräumen sollte hierbei nicht unter 16 °C sinken, da sonst eine gewisse Schimmelgefahr gegeben sei.
Martin Schneider hat ausgerechnet: „Mit einer im Durchschnitt niedrigeren Raumtemperatur von einem Grad Celsius können Sie Ihren Heizungsenergieverbrauch um knapp sechs Prozent senken.“ Das heißt, wer sich statt mit 22 Grad mit 21 Grad begnügt, reduziert die Kosten auf einfache, aber effiziente Weise.
Viel bringt es auch, die Heizung einmal generell unter die Lupe zu nehmen, denn „direkt am Kessel“ gehe nicht selten unnötige Energie verloren. „Ältere Heizkessel orientieren sich an Standardheizkurven“, erklärt Schneider. Die Außentemperatur wird gemessen und dementsprechend die Vorlauftemperatur der Heizung angepasst. „Das unterscheidet sie nicht von neueren Heizkesseln. Ältere Heizkessel wurden jedoch meistens zu groß ausgelegt, weswegen die Heizkurve oft nicht zum Gebäude passt und demnach die Vorlauftemperatur der Heizung für die gerade im Moment herrschende Außentemperatur zu hoch ist.“ Vielfach stelle die Heizung also zu hohe Temperaturen bereit und verbrauche demnach zu viel Energie, während die Nutzer die Heizung über die vorhanden Thermostate an den einzelnen Heizkörpern herunterregeln.
„Mit einer abgestimmten Heizkurve – die vor allem parallel nach unten verschoben wurde und flacher ausfällt – wird sich der Brenner seltener anschalten und somit auch weniger Gas verbrauchen“, stellt Martin Schneider klar. Das erfordere allerdings etwas Einarbeiten beim Benutzer und setze auch einige Tests voraus, bis man die für sich richtige Heizkurve gefunden hat.
Energie und Geld spare natürlich auch, wer sich lieber schnell und bei geringeren Temperaturen duscht als ausgiebig zu baden.
Stromfresser entlarven
Besonders viele Möglichkeiten sieht Martin Schneider beim Stromsparen. „Tauschen Sie Glühbirnen und Halogenlampen gegen eine LED-Beleuchtung aus, selbst wenn ihre Glühbirnen noch funktionieren“, rät er. Eine herkömmliche 100-Watt-Glühbirne könne durch eine LED mit zirka zwölf Watt ersetzt werden, womit eine Einsparung von bis zu 90 Prozent erreicht werde.
Schneider nennt ein Beispiel: „Brennt Ihre 100-Watt-Glühbirne in der Küche 1000 Stunden im Jahr, werden Kosten von knapp 30 Euro verursacht. Die LED-Jahresstromkosten betragen bei diesem Beispiel nur drei Euro. Die Anschaffungskosten der LED-Lampe von rund fünf Euro haben sich schnell amortisiert.“
Wer Lampen mit mehreren Glühbirnen besitzt, könne seinen Stromverbrauch dank Umrüstung auf LED mit einem sehr geringen Aufwand deutlich reduzieren. „Gerade bei Leuchten mit einer hohen Brenndauer, etwa im Wohnzimmer, in der Küche oder im Flur, sollten Sie LEDs einbauen“, rät der 34-Jährige. Um eine ähnliche Ausleuchtung zu erreichen, müsse man sich lediglich ein bisschen einlesen: Über Lichtfarbe, Farbwiedergabe-Index und Helligkeit informieren die Herstellerangaben. Und logisch: „Schalten Sie nicht benötigte Leuchten immer aus.“
Echte Stromfresser sind oft große elektronische Geräte wie Computer, Fernsehgerät, Stereoanlage. „Sie sollten über schaltbare Steckerleisten laufen, da ansonsten zu viele Geräte im Stand-by-Modus sind und Strom verbrauchen.“ Wer in den Urlaub fährt oder sich längere Zeit außerhalb der Wohnung aufhält, solle seinen Router ausschalten. „Lassen Sie Computer und Fernseher generell nicht unnötig an, wenn Sie das Haus verlassen.“
Bares Geld spare man auch, wenn man seinen Kühlschrank vor dem Winter einmal richtig abtaut. Den Geschirrspüler und die Waschmaschine könne man meist mit einer niedrigeren Temperatur laufen lassen, wenn möglich im Energiesparprogramm. „Diese vielen kleinen Maßnahmen bringen in ihrer Gesamtheit einiges“, ist Martin Schneider sicher.
Er verweist auf eine Berechnung des deutschen Wirtschafts- und Klimaschutzministeriums, wonach sich allein die einzelnen Stromspar-„Puzzleteile“ in einem Einfamilienhaus auf bis zu 410 Euro summieren.
Der Klimaschutzmanager geht davon aus, dass uns die steigenden Strom- und Gaspreise wohl mindestens übers Winterhalbjahr begleiten und häufig erst über eine hohe Nachzahlung bei den Kunden ankommen. „Bitte sparen Sie hierfür schon etwas Geld und reduzieren Sie Ihren Strom- und Gasverbrauch in den nächsten Monaten, damit die Nachzahlung nicht zu heftig ausfällt“, rät Schneider. Foto: Diana Fuchs
INFO Heizkurve: Wer sich näher mit der Einstellung seiner Heizung befassen möchte, dem legt Martin Schneider folgende informative Website ans Herz: www.heizsparer.de