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PRICHSENSTADT/KITZINGEN
Kitzinger Kätherle schmeckt auch in Berlin zum Wein
Harald Eichinger backt die Kätherle, eine Kitzinger Spezialität, bereits in dritter Generation.
Foto: Gerhard Bauer | Harald Eichinger backt die Kätherle, eine Kitzinger Spezialität, bereits in dritter Generation.
Nina Grötsch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:37 Uhr

Es mag das Kultgebäck Kitzingens sein, doch Bäckermeister Harald Eichinger sieht das nicht so eng. Schließlich schmecken die Kätherle nicht nur in Kitzingen zum Wein, sondern spätestens seit dem Umzug der Bäckerei Eichinger nach Prichsenstadt auch im ganzen Landkreis – und weit darüber hinaus.

Frage: Das Kitzinger Kätherle hat es bis nach Berlin geschafft. Wie kam es dazu? Und in welcher Form und wo wird es dort angeboten?

Harald Eichinger: Das Ganze entwickelte sich eigentlich durch meine Verbindung zum Weingut Staudt in Sulzfeld, das ich schon seit Jahren mit Kätherle beliefere. Die Staudts haben eine Freundin in Berlin, die dort ganz zentral ein kleines Geschäft mit verschiedenen Spezialitäten betreibt – und die noch auf der Suche nach einem Schmankerl zum Wein war. Auf Sulzfelder Empfehlung nahm sie unsere Kätherle in ihr Programm auf.

Und die haben scheinbar eingeschlagen?

Eichinger: Ja, denn nun schicke ich schon seit knapp zwei Monaten regelmäßig Päckchen nach Berlin. Übrigens: Ein gutes fränkisches Brot haben sich die Berliner auch schon gewünscht. Und die Nachfrage nach fränkischen Christstollen und Weihnachtsgebäck ist auch schon laut geworden.

Gibt es noch andere Orte, an denen das Kitzinger Kultgebäck zu finden ist?

Eichinger: Hier in der Region auf jeden Fall bei vielen Weingütern. Die Kätherle sind längst eine Marke – und nicht nur deshalb auch patentiert. Man kennt sie und sie sind über Kitzingens Grenzen hinaus bekannt. Aktuell backe ich fast jeden zweiten Tag neue und wir verschicken viel – zuletzt erst wieder nach Hamburg.

Ihre Vorgänger haben das Kätherle 1953 erfunden, nachdem eine Spezialität zum Kitzinger Wein gesucht war. Gab es damals eine Art Wettbewerb unter den Kitzinger Bäckern?

Eichinger: Tatsächlich war im Vorfeld des ersten Kitzinger Weinfests ein Wettbewerb ausgeschrieben. 36 Bäcker haben sich damals daran beteiligt. Am Ende hat das Rezept meines Ex-Schwiegeropas Hans Eichinger die Jury überzeugt. Hier hat das Gesamtbild am besten gepasst – und so war das Kitzinger Kätherle geboren.

Hat sich seitdem irgendetwas an der Rezeptur verändert? Oder zumindest an der Optik?

Eichinger: Warum etwas ändern, das so gut ist, wie es ist? Außer vielleicht mal an der Verpackung unterscheiden sich die Kätherle von damals nicht von den Kätherle von heute.

Seit 2006 backen Sie das Kitzinger Markenzeichen in Prichsenstadt. Wo ist das Dauergebäck für hiesige Liebhaber zu bekommen?

Eichinger: Als die Bäckerei Eichinger in der Kitzinger Kaiserstraße 2006 geschlossen hat, haben wir unsere Backstube nach Prichsenstadt verlagert. Hier betreiben meine Frau Monika und ich ein ganz nostalgisches Café. In Kitzingen bekommt man die Kätherle zum Beispiel in der Buchhandlung Schöningh.

Warum legen Sie so großen Wert darauf, die Tradition am Leben zu erhalten?

Eichinger: Mir ist es allgemein wichtig, das Bäckerhandwerk so zu betreiben wie einst. Bei mir ist alles noch hand- und selbst gemacht. Ich will meine Kunden mit besonderen, fränkischen Produkten überraschen, die es nicht überall gibt. Mein Traum wäre es, einen kleinen Nostalgie-Spezialitäten-Laden in Kitzingen zu eröffnen, in dem mir die Kunden beim Backen von Kätherle, Käseecken oder Sauerteigbocksbeuteln über die Schulter schauen können. Neben Gebäck könnte ich mir dort noch Wein und andere fränkische Besonderheiten vorstellen. Nicht nur Essbares. Mal sehen, was die Zeit so bringt. An Ideen mangelt es mir zumindest nicht…

Kitzinger Kätherle

Geschichte: An der Nordseite des Kitzinger Rathauses ist die Steinplastik des „Versoffenen Kätherles“ zu sehen. Die Figur stellt den einst stadtbekannten Trunkenbold „Katharina / Käthe“ dar. Bedingt durch die zu hoch auferlegten Steuern des Klosters an die Kitzinger Bürgerschaft wurde die Steinfigur angebracht. Ursprünglich deutete die Frau mit dem Finger auf ihren blanken „Allerwertesten“, um die Abneigung und den Ärger gegen das Kloster zu dokumentieren. In der anderen Hand hält sie wie der Häcker die Kandel. Erst Jahre später musste das Kätherle umgestaltet werden: Ein Steinmetz musste ihr Hosen „anziehen“.

Gebäck: Seit 1953 gibt es das Gebäck „Kitzinger Kätherle“, das exklusiv die Bäckerei Eichinger herstellt.

Führungen: Neu gibt es seit diesem Jahr in Kitzingen Führungen mit dem „Kitzinger Kätherle“ – die nächsten am Samstag, 3. Oktober, um 10 Uhr sowie am Samstag, 5. Dezember. Nähere Infos und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es bei der Touristinformation, Tel. 09321/ 20-8888.

 
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