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KITZINGEN
Kitzinger Idee: Wenn Gin nach Weihnachten riecht
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 15.01.2020 02:10 Uhr

Es riecht nach Weihnachten. Unverkennbar. Dabei hält Gabriel Popp eine Flasche Gin in der Hand. Der 32-Jährige schmunzelt, denn er weiß: Seine Kreationen sorgen für Überraschung. Auch wegen ihrer Geschichte.

Ein Reihenhaus in der Kitzinger Siedlung. Nichts erweckt den Anschein, als würde hinter der Haustür Gin produziert. Gabriel Popp führt in den Keller. Wo früher ein Lagerraum war, stehen heute dutzende Flaschen in den Regalen. In der Ecke warten zwei 50-Liter-Getränkefässer darauf, wieder gefüllt zu werden. Vorerst hat der 32-Jährige genug von seinem „Brainstorm-Gin“ auf Lager. Eine neue, große Bestellung wäre für ihn aber auch kein Problem.

Gabriel Popp hat Multimedia und Kommunikation studiert. Im April diesen Jahres war er fertig. Trotz jahrelanger Mitarbeit in einem Magazin für elektronische Musik und vieler Bewerbungsschreiben hat er keinen Job in der Branche gefunden. Zum Glück ist Popp kreativ, ein Wesenszug, den er wohl von seinen Eltern geerbt hat. Mutter Regina verwendet die Gewürze und Kräuter in ihrem Garten gerne für besondere Kreationen in der Küche. Vor etwa einem Jahr wollte sie mal ausprobieren, ob sie einen eigenen Gin produzieren kann. Keiner konnte ahnen, dass damals die Geburtsstunde einer Geschäftsidee schlug.

„Wir haben aus dem Nichts eine Marke aufgebaut.“
Gabriel Popp, Brainstorm-Gin

Die wichtigsten Zutaten waren klar: Alkohol, Wacholderbeeren, Wasser. Regina Popp hat unter anderem Kardamom, Pfefferkörner und Limettenzesten, also hauchfein abgeschälte Streifen von der Schale, hinzugefügt und einen dreiviertel Liter angesetzt. „Der hat richtig gut geschmeckt“, erinnert sich ihr Sohn. Auch wenn das Gefäß, in dem der erste Gin aus dem Hause Popp reifte, nicht nach jedermanns Geschmack sein dürfte. Regina Popp hat einst als Fotografin in der Uniklinik Würzburg gearbeitet. Dort erstand sie einige Gefäße, in denen Gehirne aufbewahrt wurden. In diesen Gefäßen wurden dann die ersten größeren Gin-Produktionen gestartet. Und schon war auch ein Name für das hauseigene Getränk gefunden: Brainstorm-Gin.

Zusammen mit seiner Mutter hat Gabriel Popp das Rezept nach und nach verfeinert, hat den so genannten Kaltauszug bei größeren Mengen ausprobiert. Mit Erfolg. „Mittlerweile sind das Erfahrungswerte“, sagt er. Elf Gewürze verwendet Gabriel Popp für seinen Brainstorm-Gin, kürzlich hat er auf Vorschlag seiner Freundin eine zweite Version aufgelegt: einen Winter-Gin. Nach dem Motto „Weniger ist mehr“ hat der 32-Jährige dafür „nur“ sechs Inhaltsstoffe verwendet. Aber die haben es in sich. Dank Zimt und der Schale von Kakao-Bohnen strömt beim Öffnen des Korkens weihnachtlicher Duft in die Nase. Auf Weihnachtsmärkten und in mehreren angesagten Bars hat er sein Produkt schon vorgestellt. Auch in Würzburg hat er schon eine Tour durch die Bars gemacht. „Unser Gin kam gut an“, freut er sich und staunt selbst ein wenig, dass derzeit eine Bestellung pro Tag bei ihm einläuft – mindestens. „Wir haben aus dem Nichts eine Marke aufgebaut“, sagt er.

Im Sommer hat er ein Gewerbe angemeldet, kurz darauf stand schon ein Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung im Kellerraum. Ein paar Umbauten waren nötig, dann durfte der Kitzinger seinen Gin produzieren. Nach und nach hat er die notwendigen Materialien für größere Bestellungen besorgt: Flaschen, Verschlüsse, verschiedene Verpackungsmaterialien. „Mein Gin soll ein grünes Produkt sein“, sagt er. Popp verwendet Recyclingpapier für die Etiketten und Deckel aus Holz.

Ohne die Hilfe vieler Freunde und der Familie wäre der Erfolg wohl nicht möglich gewesen. Ob Homepage mit direktem Verkaufszugang, ein einprägsames Logo, auf dem ein Gehirn mit einem Wirbelsturm abgedruckt ist, oder ein Account bei Instagram: Gabriel Popp hatte viele professionelle Helfer. „Das Marketing ist beim Gin ganz entscheidend“, weiß er. Mittlerweile versendet er seine Kartons schon von Kiel bis München. Alles handmade verpackt im kleinen Kellerraum. Wohin der Weg führt? Der 32-Jährige zuckt mit den Schultern. Vorerst ist er mit der Entwicklung seines Produktes sehr zufrieden. Im Kitzinger Pop-UP-Store ist sein Gin ebenfalls erhältlich, weitere Verkaufswege erschließt er sich nach und nach – ohne Stress, mit Bedacht. Das hat er von seinem Produkt gelernt: Mit Hirn geht es besser.

Gin-Gin

Gin-Rezepte: Gabriel Popp mischt seinen Gin am liebsten mit Tonic. „Man kann ihn aber auch pur trinken“, sagt er. Genießer bevorzugen das Getränk mit einer Garnierung wie Limette oder einer Hibiskusblüte. Popp empfiehlt als Weinfranke ein paar Trauben zum Gin.

Gin zum Selbermachen: Reinen Alkohol mit Wacholderbeeren versetzen. Wasser im Mischungsverhältnis 1: 1,6 hinzufügen. 24 Stunden warten und weitere Gewürze zufügen. Zwölf Stunden warten und den Gin filtern. Fertig In der klassischen Produktion wird der Gin noch mehrfach destilliert.

Viele Zutaten für die ersten Versuche kamen aus dem eigenen Garten. Mutter Regina Popp hat es auch mit Zitronenschalen versucht.
Foto: Popp | Viele Zutaten für die ersten Versuche kamen aus dem eigenen Garten. Mutter Regina Popp hat es auch mit Zitronenschalen versucht.
 
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Kommentare
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  • K. K.
    " Gin " .....

    ist in KT bekannt wie der sgn. " bunte Hund ". Es ist ein "Spitzname....!
    Warum der "AMC"-ler diesen Spitznamen seit mehr als 50 Jahren hat, weiss ich nicht. Sein richtiger Vorname ist * Klaus-Dieter ... Z. Die Vorstände des *AMC-KT, Herr Loschky oder Herr Gutzeit, können sicher weiterhelfen. " Gin " (Klaus-Dieter) würde sicher gerne mal auf ein Schlückchen vorbeikommen. " Gin " hin oder her... grinsen
    Spässle..... gell
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