
Nicht zuletzte wegen der Corona-Pandemie arbeiten viele Hausarztpraxen seit Monaten am Limit. Dennoch, vielleicht sogar aus diesem Grund zieht die Kitzinger Praxis von Dr. Tobias Freund (38) und Dr. Mattias Hock (35) gerade jetzt um. Am Mittwoch, 4. November, halten sie ihre letzten Sprechstunden in der Moltkestraße. Dann folgt der Umzug in die neuen Praxisräume in der Wörthstraße 17, wo sie ab Montag, 9. November für ihre Patienten wieder erreichbar sind.
Die beiden Hausärzte sowie ihre Kollegin, Dr. Katharina Schneider, betreuen derzeit deutlich mehr als die in Bayern durchschnittlich 900 Patienten in ihrer Praxis. Und das (noch) in einer 117 Quadratmeter großen Praxis, die vor gut 60 Jahren für eine einzelne Hausärztin ausgestattet wurden, berichten Freund und Hock. In ihrer neuen Praxis stehen ihnen und ihren Patienten 220 Quadratmeter zur Verfügung, plus Parkplätze im Hof und entlang der Straße – und ab Januar auch mehr Personal. Denn ihr Team wächst um eine weitere Ärztin und eine neue Arzthelferin auf dann sieben Helferinnen. Was sich nicht verändert, das sind die Praxiszeiten.
Praxis bietet Corona-Sprechstunden an
Auch unter Pandemie-Gesichtspunkten bietet der zusätzliche Platz am neuen Standort wichtige Vorteile, berichten die Ärzte. Die Patienten lassen sich auf mehr Zimmer verteilen, die hohen Zimmerdecken und das dadurch größere Luftvolumen schaffen zusätzlichen Schutz vor Krankheiten, die sich über die Luft verbreiten. Zudem kann die Praxis künftig extra Corona-Sprechstunden anbieten. "Das alles soll dazu beitragen, dass sich am Ende niemand beim Arzt ansteckt. Das wäre der absolute Supergau", schildert Hock.
Der personelle Aufwand, den die Pandemie mit sich bringt, ist auch in ihrer Praxis spürbar. Trotz der Corona-Teststrecke in Albertshofen kommen zahlreiche Patienten in die Hausarztpraxis, um dort Abstriche für Corona-Tests machen zu lassen, auch, weil die Teststrecke zeitweise überlastet ist, berichten die beiden Kitzinger Hausärzte. "Wir müssen mit unseren Patienten wegen Corona auch viele Fragen beantworten und vieles besprechen", nennt Freund einen weiteren Faktor, der ihre Kapazitäten derzeit stark beansprucht. Viele Menschen machten sich Sorgen. So sei es zwar aufwändig, doch wichtig, sich intensiv um die Patienten zu kümmern, häufig auch am Telefon.
Was sie bestätigen können: In den vergangenen Monaten nach dem Corona-Shutdown im Frühjahr haben viele Patienten mit chronischen Erkrankungen aus Furcht vor einer Corona-Infektion den Weg in die Praxis gescheut und Kontrolluntersuchungen aufgeschoben. Deshalb verschlechterte sich bei einigen Patienten auch der Gesundheitszustand. Allein deshalb vermuten Freund und Hock, dass sie auch nach dem Ende des jetzt erneut verordneten Shutdowns viele Kontrolltermine ihrer Patienten nachholen müssen.