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KITZINGEN
Kitzinger Einzelhändler: Zwischen Zuversicht und Vorsicht
Martina Oberndorfer sieht trotz aller Probleme optimistisch in die Zukunft. Ihre Beobachtung: Immer mehr Menschen kaufen gerne in der Region ein und freuen sich, dass es inhabergeführte Geschäfte vor der Haustür gibt. Fotos: Ralf Dieter
Foto: Ralf Dieter | Martina Oberndorfer sieht trotz aller Probleme optimistisch in die Zukunft. Ihre Beobachtung: Immer mehr Menschen kaufen gerne in der Region ein und freuen sich, dass es inhabergeführte Geschäfte vor der Haustür gibt.
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:32 Uhr

Bis Oktober war Lorette Konrad zufrieden. Viele Kunden kamen, auch von auswärts. Dann wurden die ersten Auflagen für die Gastronomie beschlossen. „Und das wirkt sich sofort auf unser Geschäft aus“, sagt die Geschäftsführerin von Konrad-Moden. Die Gleichung ist einfach: Weniger Menschen in der Stadt bedeuten weniger Kunden in den Läden. Das Weihnachtsgeschäft bezeichnet sie als deutlich schlechter als in den Vor-Corona-Jahren.

„Die Menschen wissen es wieder zu schätzen, dass es inhabergeführte Geschäfte in Kitzingen gibt.“
Martina Oberndorfer, Oberndorfer Moden

Die 2G-Regelung habe ihren Anteil daran gehabt. Wer nicht geimpft oder genesen war, durfte nicht in die Läden, alle anderen mussten Impfnachweis und Personalweis vorzeigen. Immer wieder hat Lorette Konrad die Rückmeldung erhalten, dass den Menschen die Lust am Bummeln und Einkaufen dadurch vermiest wurde. Dass diese Regelung ausgerechnet kurz nach Weihnachten aufgehoben wurde, findet sie „unmöglich.“ Eine Gleichstellung mit dem Lebensmitteleinzelhandel hätte es schon immer geben müssen.

Dort konnten die Kunden während der gesamten Pandemie Kleidung, Schuhe, Schreibwaren und andere Waren problemlos einkaufen, während die Spezialgeschäfte immer wieder Hürden überwinden mussten. „Das empfand ich schon immer als ungerecht.“

Eine andere Erfahrung hat Martina Oberndorfer in den letzten Wochen gemacht. „Die Menschen wissen es wieder zu schätzen, dass es inhabergeführte Geschäfte in Kitzingen gibt“, sagt die Geschäftsführerin von Oberndorfer-Moden. Nicht nur die Stammkunden, auch viele neue Kunden seien in den letzten Wochen in ihr Geschäft gekommen – angelockt unter anderem durch intensive Werbung auf den eigenen Social-Media-Kanälen.

Ganz oft habe sie von den Kunden gehört, dass sie auch deswegen gerne in Kitzingen einkaufen, weil sie sich ihrer Verantwortung gegenüber den örtlichen Geschäftsleuten durchaus bewusst sind. „Weil sie wissen, dass es sonst irgendwann keine Geschäfte mehr geben wird.“

Diese Einstellung wünscht sich auch Detlef Bachmann von möglichst vielen Bürgern in diesem Jahr. „Wenn die Leute keine leeren Schaufenster und tote Innenstädte wollen, dann müssen sie die lokalen Einzelhändler unterstützen“, sagt der Geschäftsführer von Otto Moden in Kitzingen. Wer nur noch online bestellt, der brauche sich nicht über Geschäftsschließungen wundern. Über das Weihnachtsgeschäft 2021 äußert sich Bachmann zurückhaltend. „Man muss auch mit weniger zufrieden sein.“

Die Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, dass Bekleidungsgeschäfte zur Deckung des täglichen Bedarfs gehören und damit nicht der 2G-Regel im Einzelhandel unterliegen, begrüßt er ausdrücklich – genauso wie der IHK-Hauptgeschäftsführer. Das Urteil zeige laut Prof. Dr. Ralf Jahn, dass die auf Sortimentsabgrenzungen basierenden Corona-Regeln im Einzelhandel dem Grundsatz der Gleichbehandlung widersprechen und weder fair noch praxistauglich sind. „Niemand konnte erklären, warum Winterschuhe als täglicher Bedarf eingestuft wurden, Winterjacken dagegen nicht.“ Das Urteil des Verwaltungsgerichtshofes sei absolut nachvollziehbar, betont der IHK-Chef.

Dank des Urteils kommt auch wieder ein wenig mehr Klarheit in die Regelungen. „Die unterschiedlichen Bestimmungen haben die Menschen nur verunsichert“, sagt Bachmann. Immerhin: Die Kunden reagierten fast durchgehend verständnisvoll. Und der Aufwand für die Kontrolle des Impfnachweises hielt sich letztlich in Grenzen.

Mehr noch: Manche fühlten sich in einem nicht so vollen Kaufhaus durchaus wohl. Diese Rückmeldung hat auch Martina Oberndorfer erhalten. „Die Beratung konnte intensiver als sonst geführt werden.“

„Wenn dieses Jahr so dahin trödelt wie 2021, wird es eine Katastrophe.“
Hans Otto Mayer, Sport Mayer

Mit einem blauen Auge ist Hans Otto Mayer davongekommen. Der Geschäftsführer von Sport Mayer begrüßt ausdrücklich die neue Regelung, die seit Donnerstag gilt. „Es konnte ja auch niemand verstehen, warum beim Discounter oder im Schuhgeschäft andere Regeln galten als bei uns.“

Mayer wünscht sich auch in Zukunft klare Richtlinien von der Politik. Regelungen, die von Kiel bis München einheitlich gelten. Als Anbieter von Sportkleidung und -zubehör leidet er unter den Absagen von Hallenturnieren und -spielen, der Schließung von Eisbahnen und den unsicheren Rahmenbedingungen in den Wintersportgebieten.

Am schlimmsten sei für ihn der Lockdown von Mitte Dezember 2020 gewesen. „Die Verluste von damals sind kaum aufzuholen“, sagt er.

Jetzt konnte er immerhin öffnen. „Aber die Verunsicherung der Kunden war schon greifbar.“ Er selber kann auch nicht planen wie in normalen Jahren. Zu groß sind die Unwägbarkeiten. Wie viel Ware braucht er? Welche Sportarten dürfen wieder ausgeführt werden? Wird es wieder Schlussverkäufe geben? Hans Otto Mayer hat den Mut keinesfalls aufgegeben. „Aber wenn dieses Jahr so dahin trödelt wie 2021, wird es eine Katastrophe.“

Hallenturniere gibt es nicht, Wettkämpfe sind abgesagt und Skifahrer sind verunsichert. Entsprechend hart waren die letzten Wochen für Hans Otto Mayer. „Aber wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt der Geschäftsführer des Kitzinger Sportfachgeschäftes.
Foto: Ralf Dieter | Hallenturniere gibt es nicht, Wettkämpfe sind abgesagt und Skifahrer sind verunsichert. Entsprechend hart waren die letzten Wochen für Hans Otto Mayer.
 
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