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Kitzingens schwärzester Freitag
Kitzingen Auch 61 Jahre nach dem Bombenangriff auf die Stadt am 23. Februar 1945 hat Oberbürgermeister Bernd Moser gefordert, keinen Schlussstrich zu ziehen, sondern weiter eine Kultur des gesellschaftlichen Trauerns, des aktiven Erinnerns und Gedenkens zu pflegen.
Frieden - das war die       -  Frieden - das war die Botschaft, die Schüler der Außenstelle Sulzfeld der Grundschule St. Hedwig bei der Gedenkfeier zum Bombenangriff im neuen
Friedhof mitbrachten. Sie hatten sich auf den Gedenkakt im Unterricht vorbereitet. Die Kitzingerin Margarethe Staudt hatte ihnen erzählt, wie sie den
Angriff im Keller der Weinhandlung Meuschel er- und überlebt hatte.
Foto: FOTO SIEGFRIED SEBELKA | Frieden - das war die Botschaft, die Schüler der Außenstelle Sulzfeld der Grundschule St. Hedwig bei der Gedenkfeier zum Bombenangriff im neuen Friedhof mitbrachten. Sie hatten sich auf den Gedenkakt im Unterricht ...
Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Sebelka
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Vor zahlreichen Kitzingern, darunter Stadträte, Schüler, aber auch Zeitzeugen und Oberst Kevin O'Connell als Vertreter der Amerikaner sagte der OB beim Gedenkakt im neuen Friedhof: "Ein Ausstieg aus der Geschichte, ein Verdrängen des Grauens und Leids, das Krieg über die Menschen bringt, birgt die Gefahr des Vergessens und des ersten Schrittes zu neuem Unheil und Hass." Gerade wenn es keine Zeitzeugen mehr gebe, bräuchten die Menschen Orte und Tage des Gedenkens - wie den 23. Februar. Dabei müsse Kopf und Herz angesprochen werden. Einmal, um aufzuklären über historische Zusammenhänge und Ursachen. Zum anderen, um das Mitgefühl mit den Opfer und die Trauer um die Toten aufrecht zu erhalten.

Moser zitierte einen heute 85-jährigen Mann aus Eisenhüttenstadt, der als 24-jähriger Soldat den Angriff und eine der größten Katastrophen erlebt hat. Er habe nach 60 Jahren die Bilder vor Augen, die er in Bahnhofsnähe gesehen hat. Dort befand sich ein Kindergarten auf dem Gelände der Henningbräu. Die Schutzräume, die sich über drei Ebenen bis in einer Tiefe von zwölf Metern erstreckten, wurden zum Grab für die 30 Kinder des Kindergartens und die drei Kindergärtnerinnen sowie weitere Kitzinger. Mindestens 17 Volltreffer hatten den Ort bis zur Unkenntlichkeit verwüstet. Die vielen Menschen, die Schutz gesucht hatten, erstickten durch den Druck der Sprengbomben, wurden von herabstürzenden Trümmern lebendig begraben und durch das Gas ausfließenden Chemikalien auf grausame Weise erstickt.

Der 24-Jährige Helfer suchte mit anderen nach den Kindern. Nach dem Wegräumen von Steinen und Balken beschreibt er die Situation so: "Auf der freigeräumten Treppe fanden wir zuerst Kinderschuhe. Denn den ersten Kinderleichnam, die Kindergärtnerin und noch einen zweiten Kinderleichnam. Um uns viele Muttis, die darauf warteten, dass wir Soldaten es schafften, ihre Kinder zu finden und zu retten. Dort unten dann im Gewölbekeller, saßen sie, aber tot. Ihre Lungen durch den Bombendruck zerrissen. Die Muttis schrien auf."

Der Evangelische Posaunenchor, Schüler der St. Hedwig- und der D.-Paul-Eber-Schule sowie Dekan Hanspeter Kern gestalteten den Gedenkakt mit.

 
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