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KITZINGEN
Kitzingen und die Dottie Mae: Der letzte Absturz des Krieges
Zurück in Kitzingen: Elmar Klotz hat die Dottie Mae zurück auf den ehemaligen Flugplatz der Amerikaner gebracht –  wenn auch nur auf dem Cover einer Zeitschrift.
Foto: Martina Klotz | Zurück in Kitzingen: Elmar Klotz hat die Dottie Mae zurück auf den ehemaligen Flugplatz der Amerikaner gebracht – wenn auch nur auf dem Cover einer Zeitschrift.
Martin Nefzger
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:11 Uhr

Flugzeuge sind die große Leidenschaft von Elmar Klotz. „Alles was so in der Luft ist, sehe ich mir an“, sagt der Marktbreiter mit einem Lächeln auf den Lippen. Und auch das Thema Geschichte fasziniert ihn. Vor kurzer Zeit ist er auf einen besonderen Fall gestoßen, der beide Themenbereiche verbindet. Und der steht in Verbindung mit der Stadt Kitzingen.

Von Franken nach Österreich

Der Zweite Weltkrieg ist fast vorüber, als am 8. Mai 1945 20 Jagdbomber vom Typ P-47 Thunderbolt der US-Luftwaffe in Kitzingen abheben. Erst wenige Wochen zuvor sind die Amerikaner in die Stadt am Main einmarschiert; sofort haben sie den Flugbetrieb auf dem Kitzinger Flugplatz übernommen.

Das Ziel der Kampfflugzeuge liegt in Oberösterreich: Sie sollen das Konzentrationslager im rund 400 Kilometer entfernten Ebensee überfliegen. Dieses ist zwar bereits befreit, doch davon wissen die Soldaten nichts. Mit ihrem Flug sollen sie, so der ursprüngliche Gedanke, die Moral der Gefangenen stärken und die baldige Befreiung ankündigen.

Eine der zwanzig Maschinen ist die Dottie Mae, benannt nach Dorothy Mae, der Frau des Piloten Lawrence Kuhl. Eigentlich ist das Flugzeug mit der bunten Pin-Up-Zeichnung auf der Motorhaube nichts besonderes. Dennoch sollte sie in die Geschichte eingehen – als das letzte Flugzeug der US-Luftwaffe, das im Zweiten Weltkrieg in Europa abstürzte.

Ein 19-Jähriger im Cockpit

Im Cockpit sitzt am 8. Main 1945 nicht Lawrence Kuhl, sondern Henry Mohr. Das ist nicht ungewöhnlich, oft teilten sich während des Krieges mehrere Soldaten eine Maschine. Und so ist es der erst 19-jährige Mohr, der sich mit den anderen Flugzeugen auf den Weg in Richtung Österreich macht. Obwohl er auf der Maschine bisher erst zwei Flüge absolviert hat.

Als die Piloten ihr Ziel erreichen und bemerken, dass das Lager bereits befreit ist, machen sie sich auf den Rückweg. Dieser führt über den Traunsee, den tiefsten See Österreichs. Beim Flug über den See geht der junge Mohr mit seiner Maschine so knapp über die Wasseroberfläche, dass die Propellerblätter das Wasser berühren. Gischt steigt auf. Und das Flugzeug stürzt ins Wasser.

Sofort beginnt die Maschine zu sinken. Mohr schafft es im letzten Moment, sich zu befreien und wird von einheimischen Kindern, die mit dem Boot heraneilen, gerettet. Doch die Dottie Mae ist verloren – und sinkt mehr als 80 Meter in die Tiefe. Als letztes von tausenden Flugzeugen, die die US-Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg in Europa verloren hat, ist sie abgestürzt.

Das zweite Leben der Dottie Mae

Doch damit ist die Geschichte der Dottie Mae nicht vorbei: Nach 60 Jahren auf dem Grund des Traunsees wurde das Wrack 2005 geborgen. Der erstaunlich gute Zustand des Flugzeugs ließ ein ambitioniertes Vorhaben beginnen: Die Maschine sollte wieder flugfähig gemacht werden.

So wurde das alte Flugzeug in die USA verkauft und restauriert. Im vergangenen Jahr war es dann so weit: Die Dottie Mae startete erneut in die Luft und in ihr zweites Leben. „Damit ist sie die einzige noch fliegende P-47 Thunderbolt, die eine Einsatzgeschichte im Zweiten Weltkrieg in Europa hinter sich hat“, erklärt Elmar Klotz. „Diese Geschichte ist einfach beeindruckend.“ Am Anfang habe er noch nicht gewusst, dass die Maschine in Kitzingen gestartet sei. Als er davon erfahren habe, sei sein Interesse noch größer geworden.

Für Klotz stand fest: Das Flugzeug muss zurück auf seinen letzten Startplatz in Europa. Da es nicht machbar schien, die restaurierte Maschine nach Deutschland zu holen, brachte Klotz kurzerhand ein Fachmagazin, auf dessen Cover der Jagdbomber abgebildet ist, auf den Kitzinger Flugplatz. So konnte die Dottie Mae schließlich doch zurückkehren – zumindest symbolisch.

 
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