Das Bild hatte was Verrücktes: Unter den Augen der sieben Sickershäuser Geometer drehen sich die Kirchweihburschen immer wieder schnell um kleine Landvermessungsstickel. Als sie dann die Kirchweih ausgraben sollen, bietet sich eine urkomische Szene: Vollkommen schwindelig taumeln die Jungs über die Ausgrabungsstelle in der Sickershäuser Siedlung und versuchen, mit ihren Spaten ins Erdreich vorzudringen. Es dauert eine Minute, bis die Burschen mental wieder festen Boden unter den Füßen haben und die Handgriffe wieder sicher erscheinen.
Ein Bierfass nach dem anderen wird unter den Jubelschreien der Gästemassen, die sich von dem Schauspiel belustigen lassen, zu Tage gefördert.
Höhepunkt auf Höhepunkt folgt am Sonntag bei der Sickershäuser Kerm: Aus 25 Gliedern besteht der imposante Kirchweihzug, der sich durch die von vielen Zuschauern gesäumten Sickershäuser Straßen schlängelt. Allein der SV Sickershausen hat sieben Wagen am Start.
Der Kartverein nimmt mit seinem originellen Beitrag das Kellerniveau der Milchpreise aufs Korn: „Ohne Bauern nix zu fressen“ bringt es ein Transparent auf den Punkt. Von einem blumengeschmückten Wagen prostet Weinprinzessin Sabrina den Gästen mit Frankenwein zu. Auch der Kitzinger Oberbürgermeister Siegfried Müller ist vertreten und winkt im elegantem Zylinder und Frack aus einer Kutsche heraus.
Nachdem sich der 304 Menschen starke Festzug auch durch die kleinste Sickershäuser Gasse gequetscht hatte, stand an der Sickerhalle die Kirchweihpredigt an: René Beer hielt einen satirischen Rückblick auf das Sickershäuser Leben im abgelaufenen Jahr. Kleine Anekdoten über Trunkene, die ihre Zeche doppelt bezahlen wollten, gaben Storys über Weinprinzessinnen, die sich am Kitzinger Weinfest in den Main getanzt haben, die Hand. Und am Schluss lies Beer es sich nicht nehmen, die Gäste schon fürs nächste Jahr einzuladen. Dann, wenn Kitzingen wieder für einen Tag Stadtteil von Sickershausen ist.