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Kitzingen
Kitzingen: Migrationsberatung ist ein Dauerbrenner mit großen Herausforderungen
Zum Erfahrungs- und Informationsaustausch lud der Paritätische Wohlfahrtsverband Politik, Behörden, Mitarbeitende und Betroffene im Innopark ein.
Foto: Gerhard Bauer | Zum Erfahrungs- und Informationsaustausch lud der Paritätische Wohlfahrtsverband Politik, Behörden, Mitarbeitende und Betroffene im Innopark ein.
Gerhard Bauer
 |  aktualisiert: 20.09.2022 02:40 Uhr

Migration stand im Brennpunkt eines Treffens, zu dem der Landesverband Bayern des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Bayern (PWV) in den Innopark in Kitzingen eingeladen hatte. Geschäftsführerin Kathrin Speck hatte dazu neben Mitarbeiter Lothar Menzel von der Regierung von Unterfranken MdL Kerstin Celina, MdL Volker Halbleib, Bürgermeisterin Astrid Glos sowie Migranten in die Runde eingeladen.

Speck betonte, dass nicht nur die Mitarbeitenden über einen längeren Zeitraum stark in Anspruch genommen seien, zumal immer neue Personengruppen ankämen. Sie machte mit Finanzierung, ausreichend Personal und stabilen Verhältnissen für die Arbeit wesentliche Bereiche aus.

Personalmangel kaum zu beheben

Dabei beklagte sie, dass der Personalmangel mit befristeten Verträge kaum zu beheben sei. Zugesagte Geldmittel seien wenig später auf das Jahresende terminiert worden. Zusätzliche Mittel sollen 2023 völlig entfallen und laufende Mittel sogar gekürzt werden. Im Koalitionsvertrag sei jedoch eine bedarfsgerechte Finanzierung fest zugesagt. Ehrenamtliche sind wegen anhaltender Probleme inzwischen ausgestiegen.

Menzel wünschte sich für die Kinderbetreuung mehr ehrenamtlichen Einsatz, da in Unterfranken in 41 Gemeinschaftsunterkünften 3500 Menschen leben, in 220 dezentralen Unterkünften weitere 5600 Menschen. 1400 Menschen im Ankerzentrum Geldersheim seien die höchste Anzahl seit 2015. Er mahnte, dass die Zahlen derzeit steil nach oben gingen, humanitäre Aufnahmen wie aus der Ukraine nicht mitgewertet. Allerdings seien viele da, ohne gemeldet zu sein. Rund 5000 seien auf Wohnungssuche.

Glos ergänzte, dass Wohnungsanbieter trotz Aufnahmebereitschaft die Vergabedauer beklagten, das sei nur schwer zu vermitteln. Kitzingen habe keinen Wohnraum mehr verfügbar. Sandra Baumeister (PWV) sah in Familiennachzügen eine der Schwierigkeiten. Von ihren derzeit 450 Klienten seien je ein Viertel aus Afghanistan und Syrien, 40 kämen aus der Ukraine, letztere liefen aber oft an der Statistik vorbei.

Viele Migranten finden keine Wohnung

Als weiteres Problem nannte Menzel 30 Prozent Fehlbelegungen, also Menschen, die in eine Wohnung ziehen könnten, jedoch keine fänden. Kitzingen habe sein Aufnahmesoll übererfüllt, habe aber auch entsprechende Liegenschaften verfügbar.

Baumeister und ihre Kollegin Lisveta Kalhoff berichteten über die Zusammenarbeit von Arbeitskreisen, Ämtern und Behörden um Integrationskurse zu vermitteln, Unterstützung für Partnerschaften und Familien, Hilfestellung bei Bewerbungen für Arbeitsstellen sowie Unterstützung bei der Suche nach Lebensunterhalt zu geben. Dabei soll der erlernte Beruf möglichst fortgesetzt werden.

Sie beklagten, dass nur 2,5 Vollzeitstellen für je 80 Personen vorhanden, aber 450 zu beraten seien. Glos forderte daher ein Aufstocken der Beratungsstunden.

Betroffene erzählen

Drei Männer aus Afghanistan, Syrien und Eritrea berichteten von ihren Erfahrungen. Sie beklagten die langwierigen Abläufe vom Asylverfahren bis zur Arbeitsplatz- und Wohnungssuche, wo man oft mit der englischen Sprache scheiterte. Allen war die gewaltige Umstellung bei Sprache und Kultur gemein. Acht Jahre in Deutschland und dennoch nur eine Duldung zu besitzen sei schwer zu verstehen, zumal der Ausweis ständig erneuert werden müsse.

Baumeister beschrieb das Ausfüllen von Formularen als sehr schwierig und eine Integration ohne Familie nicht möglich. Eine Migrantin berichtete von einer schweren Wohnungssuche, da viele Vermieter keine übervölkerten Wohnungen wünschten. Dabei müsse Deutschland, so Speck, froh sein über jeden, der hier arbeiten wolle. Kerstin Celina unterstrich abschließend die Forderung für mehr Unterstützung bei den Energiekosten für Familien, die Flüchtlinge kostenfrei aufgenommen haben. Sie dürften nicht auf den Mehrkosten sitzen bleiben.

 
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