
Das kürzlich von Vereinen, Verbänden und demokratischen Parteien gegründete Kitzinger Aktionsbündnis "Gemeinsam für Demokratie" lud unter dem Leitwort "Laut für Demokratie" zum Demonstrationszug vom Stadtbalkon zum Rathaus ein. Zunächst beteiligten sich am Zug über die Alte Mainbrücke gut 400 Personen, sie wurden auf dem Marktplatz um zahlreiche Gleichgesinnte verstärkt.
"Krach machen für Demokratie", dazu forderte Sprecher Jens Pauluhn auf und bat darum, Ausschreitungen zu vermeiden. Gleichzeitig rief er zu Spenden auf, damit sich das neue Aktionsbündnis organisieren kann. Mit ohrenbetäubendem Lärm aus Musikinstrumenten, Pfeifen und Klappern war der Zug unterwegs, begleitet vom Läuten der Kirchenglocken. Ein Beweis dafür, dass Demokratie lebt.

Am Rathaus ergriff die 18-jährige Cora Völker als Abiturientin das Wort und blickte auf den Geschichtsunterricht. Sie verwies auf die ständig wiederkehrende Frage, wie es zur NS-Zeit kommen konnte – und weshalb die Menschen damals nichts dagegen unternahmen. Sie unterstrich unter dem Beifall der Zuhörenden, dass die Menschen von heute für das Damalige nicht verantwortlich seien. Wohl aber dafür, dass "so etwas aber nie wieder passieren" dürfe. Jetzt sei bei zunehmendem Rechtsextremismus mit all seinen Formen ein Punkt erreicht, an dem das jedem bewusst werden müsse.
Was aus der Vergangenheit gelernt wurde
Rechtsextremismus nannte sie eine der größten Gefahren für die Demokratie. Es sei höchste Zeit, sie zu verteidigen. Dass aus der Vergangenheit gelernt wurde, könne jetzt bewiesen werden. Völker zitierte die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer und ihr Bekenntnis, dass es damals auch so angefangen habe. Das sei keine einfache Mahnung, sondern eine erschreckende Feststellung. Jetzt müssten alle Alarmglocken läuten, so die 18-Jährige.
Die Rednerin warnte davor, in Ohnmacht, Gleichgültigkeit oder Ausweglosigkeit zu verfallen. "Wir sind viele, wir sind mehr und wir bleiben laut!" Worte, die erneut tosenden Beifall bewirkten. Kitzingen sei bunt, hier gebe es keinen Platz für Hass und Gewalt.

Amerika und die Demokratie
Die Kundgebung wurde von Richard Roblee musikalisch mit "In the Mood" begleitet. Der gebürtige Amerikaner hat die erste Hälfte seines Lebens in den USA verbracht. Nun, in Deutschland, sei er dankbar, hier wohnen zu dürfen. In Amerika sei die Demokratie seit der Gründung selbstverständlich. Abgeordnete treffen Entscheidungen. Seien die Bürger damit nicht zufrieden, würden die Volksvertreter nicht mehr gewählt.
Hanjo von Wietersheim rief dazu auf, gemeinsam "We shall overcome" zu singen – mehr als 400 Stimmen ließen sich das nicht dreimal sagen.