Die Rödelseer haben es schon immer gewusst. Das mit dem Kloster und der Gründung Kitzingens ist so eine Sache. Der einzig wahre und richtige Standort für das Kloster wäre die Weingemeinde am Fuß des Schwanbergs gewesen. Dass es nicht so ist, liegt an Hadeloga. Die gilt als Gründerin des Frauenklosters und damit der Stadt Kitzingen.
In Kitzingen kennt die Geschichte jeder, der bei Rudi Krauß in der Grundschule war oder die Häckerchronik gesehen hat. Die Kurzfassung: Als die Hadeloga noch nicht in Bronze gegossen auf dem Gustav-Adolf-Platz stand, war sie die Tochter von Karl Martell. Sie war mal im Kloster auf dem Schwanberg und wollte – bei Frauen ist das manchmal so – ein neues Kloster. Da sie sich standorttechnisch nicht entscheiden konnte, nahm sie einen Schleier und ließ ihn fliegen. Der sank am Main nieder. Der Schäfer Kitz fand ihn und damit war das Kloster und später Kitzingen gegründet, also mehr oder weniger.
Ganz so einfach war die Sache nicht, selbst wenn man die Tatsache vernachlässigt, dass nicht Kitz den Schleier gefunden hat, sondern Marillo, sein Hund (Quelle: Häckerchronik). Damit müsste Kitzingen eigentlich Marillingen heißen, aber das ist ein anderer Kriegsschauplatz.
In Rödelsee erfährt man nämlich, dass Hadeloga sich nicht so einfach entscheiden konnte. Wie Schwarz auf Gelb am Rand eines Wanderweges zu lesen ist, hat sie die Mauer der Burg erklommen und den Schleier fallen lassen. Achtung: Jetzt kommt's: „Als der Schleier gleich am Fuß des Schwanberg niederfiel, rief sie erschrocken aus: Viel zu nah.“ Damit war der Flurname Vilzenah geboren und Kitzingen hatte seine zweite Chance.
Ein späterer Versuch, so wissen es die um das Kloster betrogenen Rödelseer, ist acht Kilometer weiter geflogen und am Main gelandet. Der Rest ist Geschichte, eigentlich ein Skandal (siehe Marillingen). Der zeigt, dass Kitzingen halt doch nur zweite Wahl ist.