Was Frankreich die Tour de France, ist uns die Deutschland Tour: das größte und bekannteste Profi-Radrennen im Land. Das fünftägige Etappenrennen findet im August statt, es geht von Unterfranken aus nach Saarbrücken. Sowohl für den Prolog zum Auftakt am 21. August als auch den Start der ersten Etappe am 22. August hat Schweinfurt bereits den Zuschlag bekommen. Enden soll diese Etappe in Kitzingen, so wünscht es sich die Stadt und hat sich deshalb als Zielort beworben. Noch hat die GFR, die Gesellschaft zur Förderung des Radsports, Kitzingen den Zuschlag nicht erteilt. Die Hoffnung auf einen positiven Bescheid ist groß.
Das Radrennen ist eine Mammutveranstaltung: 20 Teams mit je sechs Fahrern, die nationale und internationale Radsport-Elite fährt mit. Das Fernsehen berichtet live in ARD oder ZDF, übertragen wird in 190 Länder weltweit. Millionen Menschen verfolgen das Rennen an den TV-Geräten, 750.000 sind auf der gesamten Strecke als Zuschauer direkt dabei. Ein Spektakel mit erheblichem Werbeeffekt für die Start- und Zielorte der einzelnen Etappen und die Landkreise, durch die die Strecken führen.
Die Stadt ist bereit, maximal 100.000 Euro zu zahlen
Die Stadtverwaltung kalkuliert die Kosten für dieses Event mit rund 150.000 Euro. Der Betrag setzt sich aus 100.000 Euro Lizenzgebühr sowie "weiteren Aufgaben aus dem Pflichtheft" zusammen, die sich auf 50.000 Euro summieren. Das hat die Stadt Kitzingen nicht selbst öffentlich gemacht, sondern der Landkreis, und zwar am Dienstag im Wirtschafts- und Kulturausschuss des Kreistags. Der soll sich nämlich finanziell beteiligen, weil die Veranstaltung "den üblichen Kostenrahmen übersteigt", wie es Oberbürgermeister Stefan Güntner in einem Schreiben an Landrätin Tamara Bischof formuliert hat.
Der Ausschuss des Kreistags hat das Anliegen im Zuge der Haushaltsberatungen am Dienstag öffentlich besprochen. Anders als die Stadt Kitzingen. Sie hat, so ist es in der Kreis-Sitzungsvorlage nachzulesen, im Januar 2024 nichtöffentlich beschlossen, sich mit maximal 100.000 Euro finanziell zu beteiligen. Voraussetzung: Die restlichen mindestens 50.000 Euro müssen von Dritten übernommen werden.
Das Rennen habe eine hohe mediale Beachtung, eine große Reichweite und eine enorme Strahlkraft, von der der ganze Landkreis profitieren würde, heißt es im Schreiben von Oberbürgermeister Stefan Güntner an die Landrätin, mit dem er den Kreis um Unterstützung bittet. Eine Einschätzung, die sowohl Kreis-Verwaltung als auch die Mitglieder des Wirtschafts- und Kulturausschusses in der Sitzung teilten. "Aus touristischer Sicht ist das sehr positiv", sagte Frank Albert, Sachgebietsleiter Wirtschaftsförderung.
Neue Zielgruppen erschließen
Ein Großteil der 180 Kilometer langen Strecke würde nach Angaben der Stadt durch den Weinlandkreis führen. Das würde bis zu zwei Stunden Live-Bilder bedeuten – aus einem Landkreis, der für den Radtourismus steht. Damit könne man sich eine neue Zielgruppe erschließen, so die Hoffnung im Kreis. Nicht der einzige positive Aspekt aus Sicht der Wirtschaftsförderung. Schließlich müssen die vielen Rad-Sportler und ihr Tross auch essen, trinken, übernachten. Und es kommen Zuschauer nach Kitzingen, um die Sportler zu sehen.
Große Überzeugungsarbeit musste niemand leisten vor dem Beschluss, das Gremium war schnell überzeugt vom großen Werbeeffekt und der "Win-Win-Situation", wie sie Kreisrat Robert Finster bezeichnete. Die 20.000 Euro wurden ohne Gegenstimme bewilligt. Und nachdem die Stadt den Kreis auch bei der Suche nach Sponsoren um Unterstützung gebeten hat, ist er auch da schon tätig geworden. Drei "Partnerpakete" für je 5000 Euro wurden bereits eingeworben. Mit im Boot sind demnach LZR, Sparkasse Mainfranken und Göpfert Maschinen GmbH.