Kitzingen wurde einst "die Stadt der 100 Weinhändler" genannt, beheimatete sie doch 102 Weinhandelsunternehmen – 52 davon waren jüdisch. Weinhandel habe es seit dem 11. Jahrhundert gegeben, mit Schwerpunkt im 15. Jahrhundert, als die Stadt zum Weinhandelszentrum bei gleichzeitigem Rückgang des Weinbaus im Umland wurde, erklärte Jesco Graf zu Dohna am Donnerstag bei der Eröffnung der Ausstellung "Wein im Judentum" in der Alten Synagoge.
Durch die Säkularisation erlebte der Weinhandel um 1810 einen Tiefpunkt. Nach der Aufhebung rechtlicher Einschränkungen 1861 bemühte sich die Stadt mit Unterstützung des Magistrats zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage um die Ansiedlung neuer Weinhandelsfamilien. So kam es 1865 zur Gründung der jüdischen Kulturgemeinde mit rund 500 Mitgliedern vor dem Ersten Weltkrieg.
Der Handel mit Wein wurde zu einer der wichtigsten Branchen
In der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die meisten Weinhändler Juden und der Weinhandel wurde zur Schlüsselbranche mit Max Fromm als bekanntestem Vertreter.
Der Hauptteil der Ausstellung kommt aus den so genannten Schum-Stätten am Rhein und wurde von deren Geschäftsführerin Susanne Urban vorgestellt. Die jüdischen Gemeinden der Schum-Städte Speyer, Worms und Mainz schlossen sich im Mittelalter zu einem Bund zusammen, dessen Bezeichnung sich aus den jüdischen Städtenamen zusammensetzt: Schpira für Speyer, Warmaisa für Worms und Magenza für Mainz.
Die Städte sind umgeben von Weinbaugebieten mit Flüssen als Handelswege. Wein und Reben haben zudem im Judentum einen festen Platz, wie Urban anhand von Zitaten aus Bibel und Talmud erklärte, wo auch der Umgang mit Wein und die Herstellung koscheren Weins beschrieben ist. Er wurde zuletzt importiert, wird aber in Franken wieder neu angelegt.
Die Ausstellung ist noch bis zum 26. September in der Alten Synagoge in Kitzingen zu sehen.