
Alle drei Wochen, sieben Dreierteams, 90 Minuten: So lässt sich der Kirchenputz in der katholischen Kirche St. Georg in Hoheim in aller Kürze zusammenfassen – und viele andere Gemeinden schauen ungläubig, vielleicht auch neidisch auf den Kitzinger Stadtteil. Warum klappt dort der ehrenamtliche Kirchenputz während in anderen Orten keiner (mehr) mitmacht?

Eine Antwort haben die Hoheimer Frauen nicht. Vermutungen wie Berufstätigkeit oder zu große Pfarrgemeinde dagegen schon. "Aber bei uns hat das schon immer geklappt", sagt die Truppe unisono, als sie sich zu einem außerplanmäßigen Treffen in der Kirche einfindet. Sie müssen schon weit zurückdenken, wie es früher war. "Bis 1975 hat Frau Spannheimer die Kirche allein geputzt", erinnert sich Ingrid Gerber. "Die hat dafür auch Geld bekommen." Nach der Ära Spannheimer wurden alle Frauen gefragt, die im Pfarrgemeinderat waren.
Ein Mann und viele Frauen
Waren es am Anfang noch deutlich weniger Putztruppen, ist im Laufe der Zeit die Gruppe auf 21 Helferinnen angewachsen. "So muss jede allein weniger Zeit aufwenden", sagt Alfred Fichtel. Er organisiert seit über 20 Jahren die Gruppen. Das heißt, er stellt den Jahresputzplan auf. "Eigentlich sollte das meine Frau machen. Sie war ja in den Pfarrgemeinderat gewählt worden", sagt er. "Die hat es dann an mich weitergeleitet." Seine Frau Anita lächelt ihn an und sagt: "Du machst das gut." Mittlerweile ist Fichtel Kirchenpfleger und einer der wenigen Männer, die beim Kirchenputz helfen. "Nicht, dass Männer das nicht können. Aber wir wollen lieber unter uns bleiben", sagt Elfriede Schmidt und alle nicken. Fichtel kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Wenn es aber darum geht, die hohen Kirchenfenster ein- bis zweimal im Jahr zu putzen, oder ganz oben in den Ecken die Spinnweben zu entfernen oder den Christbaum aufzustellen, dann ist er dabei. "Außerdem schaue ich regelmäßig nach Holzwürmern", sagt er. "Und seit wir den neuen Altar haben, kümmere ich mich darum. Mit der Vergoldung muss man sehr vorsichtig sein." Diese neuen Staubwedel seien da echt von Vorteil, erklärt der Experte.
Nach 90 Minuten strahlt wieder alles
Straußenfedernwedel, Eimer, Schrubber und Putzlumpen stehen in der Sakristei für die Putztrupps bereit. Warmes Wasser gibt es im Pfarrhaus. "Jede Dreiergruppe hat ihre Einteilung", sagt Elisabeth Groß. Während die eine den Altarraum putzt, wischt die andere die Bänke ab und die dritte kümmert sich um die gläserne Eingangstür. Auf der Empore nach dem Rechten sehen, ab und zu vorsichtig der Figur des heiligen Georgs den Staub von der Nase wischen und nach etwa eineinhalb Stunden glänzt wieder alles. "Nach einer Beerdigung dauert's etwas länger", sagt die 75-jährige Schmidt, die von Anfang an mit putzt. Einstimmiges Nicken in der Runde.

Und wie schaut es mit Putz-Nachwuchs aus? "Im Moment mache ich mir keine Sorgen um die Zukunft", sagt Fichtel, der seine Rolle als Hahn im Korb sichtlich genießt. "Die nächsten Damen stehen schon in den Startlöchern." Tipps für andere Pfarrgemeinden hat er keine. "Persönliche Ansprache vielleicht?" Bewusst ist ihm schon, dass Hoheim in Sachen Kirchenputz sehr gut aufgestellt ist. "Es ist eine tolle Gemeinschaft", sagt er. "Es sind auch Frauen dabei, die gehen nicht einmal in die Kirche", sagt Ingrid Gerber, die mit 77 Jahren eine der Ältesten in der Gruppe ist.
Dank für die Mühe ist einmal im Jahr ein Ehrenamtsabend, erklärt Fichtel. "Mit leckerem Essen", ruft Gerber dazwischen. Blumen wollen die Damen keine. Ziel des ehrenamtlichen Putzens sei es ja, der Kirche Geld zu sparen. Ziel erfüllt.