Der Standort für den künftigen neuen Kindergarten sorgte in der Sitzung des Wiesentheider Gemeinderates für Emotionen. Bürgermeister Klaus Köhler gab unter "Wünsche und Anträge" zunächst kurz Auskunft über einen Ortstermin mit den Verkehrs- und Fachbehörden am Lindachsgraben, wo der Neubau laut knapper Mehrheit im Rat entstehen soll.
Das passt nicht nur einigen Räten nicht. Gegen den Standort in der Ortsmitte hatte sich zuletzt eine Gruppe an Bürgern im Markt positioniert, die ein Bürgerbegehren für die knapp unterlegene Fläche im Baugebiet Seeflur angekündigt und auf den Weg gebracht haben. Das Begehren startet in diesen Tagen.
Zu der vom Gremium im Vorfeld der Sitzung gewünschten Einsicht der Verkehrssituation trug Bürgermeister Köhler das Ergebnis vor. "Seitens der Fachbehörden werden keine Probleme gesehen", hieß es kurz und knapp.
Hünnerkopf: Vertreter hätten sich "lustlos und unengagiert" gezeigt
Das brachte Gemeinderat Otto Hünnerkopf auf die Palme. Seiner Ansicht nach hätten sich die Vertreter von Polizei, Landrats- und Straßenbauamt beim Ortstermin recht "lustlos und unengagiert" gezeigt. Er, so Hünnerkopf, fühle sich "verarscht", wenn hinterher lapidar festgestellt werde, es gebe keine Probleme bezüglich der Verkehrssituation im Bereich Lindachsgraben-Nikolaus-Fey-Straße. Hünnerkopf zählte noch einmal einige der auch von den Initiatoren des Bürgerbegehrens vorgebrachten Gefahrenpunkte dort auf.
Außerdem könne er nicht nachvollziehen, dass die Behörden die neu geschaffene Abbiegespur zum Seeflur nun als gefährlich bezeichneten. Schließlich hätten sie im Vorfeld ja zugestimmt, dass diese gebaut werde. Hünnerkopf merkte an, dass es zum Lindachsgraben hoch überhaupt keine Abbiegespur gebe. Nun werde ein Bürgerbegehren kommen, was er als nicht erstrebenswert angesehen habe.
Zum Ortstermin hielt Bürgermeister Köhler Hünnerkopf entgegen, dass man die Urteilsfähigkeit der drei Behördenvertreter nicht in Frage stellen sollte. Schließlich seien es Fachleute, die ihren Beruf ernst nähmen und nahezu ständig mit solchen Fragen zu tun hätten.
Bürgermeister versucht, Wogen zu glätten
Deutlicher wurde später Ratskollege Hans Müller. Nur weil der Ortstermin nicht so ausgegangen sei, wie es Hünnerkopf erhofft habe, gehe dieser so "hoch." Die Abstimmung im Rat sei nun einmal pro Lindachsgraben ausgegangen. "Schade, dass der Beschluss nicht akzeptiert wird, bloß weil es nicht in eurem Sinn ist", hielt er Hünnerkopf entgegen.
Bürgermeister Köhler versuchte im Anschluss, die Wogen zu glätten und erinnerte an das Grundsätzliche. Das Gremium und die Diskussion schlingere in eine Richtung, für die er nicht stehe. Dass man nicht immer einer Meinung sei, gehöre zur Demokratie, man solle das eigentliche Ziel in der Kindergarten-Sache nicht aus den Augen verlieren, mahnte er. Damit wurde dieser Punkt zumindest vorerst abgeschlossen.
Zu Beginn der Sitzung hatte eine Erinnerung an den kürzlich verstorbenen Gemeinderat und früheren dritten Bürgermeister, Heinrich Wörner, gestanden. Zum stillen Gedenken an ihn erhoben sich Räte, Zuhörer und Zuhörerinnen von ihren Plätzen. Wenig später wurde Heinfried Hahn vereidigt. Er nimmt nun Wörners Platz am Ratstisch für die Fraktion Bürgerblock ein.