Die Gruppe ist relativ klein, der Auslauf groß, das Heim mobil: Die 250 Hühner von Michael Weigand in Hellmitzheim leben so, wie sich viele Tierhaltung vorstellen. Selbst am Ende ihres Lebens gibt es einen Unterschied zu den Artgenossen in großen Ställen. Lange Fahrten zum Schlachthof, eng an eng im Lkw, bleiben den Hennen erspart – der Schlachter kommt zu ihnen. Die hofnahe Schlachtung gilt als tierschonend und soll ausgebaut werden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat dafür Anfang des Jahres ein Förderprogramm gestartet.
Es gibt immer weniger Schlachtbetriebe in Deutschland
Die Zahl der Schlachtbetriebe in Deutschland nimmt seit Jahren ab, immer mehr kleinere Betriebe schließen. Für die Tierhalter wird es zunehmend schwieriger, einen Schlachthof in der Nähe zu finden. Lange Fahrten aber bedeuten für die Tiere Stress – beim Verladen, beim Transport, in der fremden Umgebung des Schlachthofes. Und gerade für kleine landwirtschaftliche Betriebe eine wirtschaftliche Herausforderung. Sowohl aus Tierschutzsicht als auch für die Landwirte sind mobile Schlachtungen daher von Vorteil.
"Es gibt verschiedene Arten der mobilen Schlachtung", erklärt Claus Schmiedel, Fachberater für Geflügelhaltung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg. Die gesamte Schlachtung kann am Hof erfolgen oder aber nur das Töten der Tiere, während die weitere Zerlegung in einem stationären Schlachthof stattfindet. Bei Geflügel sei die mobile Schlachtung am verbreitetsten, bei Huftieren dagegen noch selten, denn der bürokratische Aufwand sei groß. Man brauche jemanden, der betäuben und töten kann, einen EU-zugelassenen Metzger, die passenden Räume für die Zerlegung, zuvor den Veterinär für die Lebendbeschau.
Mobil geschlachtet werden dürfen mit Zustimmung der zuständigen Behörde je Schlachttag bis zu drei Rinder, sechs Schweine oder drei Einhufer, informiert das Ministerium. Die mobile Schlachtung bei Huftieren sei sinnvoll, findet Claus Schmiedel, aber sie sei nicht rentabel. "Im Landkreis Kitzingen macht das noch keiner."
Hellmitzheimer Landwirt schafft sich ein weiteres Standbein
In der Geflügelhaltung dagegen mehren sich die mobilen Schlachtungen. Das liegt auch an der steigenden Zahl mobiler Hühnerställe. Michael Weigand hat sich 2019, als er in den väterlichen Betrieb einstieg, mit der mobilen Geflügelhaltung ein weiteres Standbein neben Ackerbau und Schweinhaltung geschaffen. 250 Hühner hält er in seinem Stall, der rund um Hellmitzheim regelmäßig umzieht. 70.000 Eier legen sie pro Jahr. Die vermarktet er im eigenen Hofladen.
Mit 18 bis 20 Wochen beginnt ein Huhn, Eier zu legen, für etwa 12 bis 14 Monate. "Dann wird es ein Suppenhuhn", so Weigand. Der Stall wird geleert, alle Tiere werden geschlachtet. Weigand macht das kurz vor den Sommerferien, weil dann die Nachfrage nach frischen Eiern nachlässt. So bringt die "Legelücke" keine allzu gravierenden wirtschaftlichen Einbußen mit sich.
Doch wohin mit den Althennen? Für kleine Geflügelhalter ist die Antwort nicht leicht. Es gebe einen großen Suppenhennen-Schlachter in Nordbayern, sagt Claus Schmiedel, aber für den lohne es sich nicht, kleine Betriebe anzufahren. Und die Hühner alle einfangen und per Lkw in einen Schlachthof transportieren? Auch nicht ideal, findet Weigand.
Strom, Wasser, Abwasser - mehr braucht das Schlachtmobil nicht
Durch seine Mitgliedschaft im Bundesverband Mobile Geflügelhalter ist er auf die mobile Schlachtung gekommen. "Da hat man gerade mal 200, 300 Meter Transportweg." Strom, Wasser, Abwasser, mehr brauche es nicht. Das Schlachtmobil hat einen unreinen und einen reinen Bereich – im ersten werden die Hennen betäubt, getötet, ausgeblutet, gebrüht und gerupft, im reinen dann ausgenommen und gekühlt. Frühmorgens, wenn es noch dunkel ist, beginnt die Arbeit. Zwei geschulte Mitarbeiter kommen mit dem Mobil, nach wenigen Stunden ist alles erledigt. Weigand liegt am Herzen, dass die Schlachtung durch einen Handwerksbetrieb aus Deutschland erfolgt. "Das sind keine Billigarbeiter von irgendwoher."
Der Hellmitzheimer darf nur das von ihm selbst aufgezogene Federvieh schlachten – sonst bräuchte er eine EU-Zulassung. Denn rein rechtlich schlachtet nicht der Dienstleister, sondern der landwirtschaftliche Betrieb. Und auch die Zahl der Schlachttiere ist begrenzt. Weigand ist weit von der zulässigen Höchstzahl entfernt – die liegt bei 10.000 Stück Geflügel, wie Claus Schmiedel erklärt. Was darüber hinausgeht, setzt wieder die EU-Zulassung für das Schlachten voraus. Eben jene Erlaubnis, die schon für das Schlachten eines einzigen Schweines zur Direktvermarktung am Hof benötigt wird.
Die Suppenhühner werden frisch im eigenen Hofladen verkauft
Den Verkauf der Hühner muss Weigand schon vor dem Schlachten organisieren, sonst bliebe er auf dem Fleisch sitzen. Er vermarktet ausschließlich in seinem kleinen Hofladen, und dass dort zufällig 200 Leute im Sommer ein Suppenhuhn wollen, ist unwahrscheinlich. Aber er hat ausreichend Kunden, die von seinem Angebot wissen und sich rechtzeitig das Fleisch sichern. "Viele fragen schon, wann es wieder 'Rennhühner' gibt", erzählt der Hellmitzheimer. "Spätestens am Tag nach der Schlachtung ist alles weg." Einen zweiten Stall aufzumachen lohnt sich für ihn trotzdem nicht, denn dann werde es schwierig, alle Tiere zu verkaufen. Acht Euro kostet das Stück, also deutlich mehr als im Supermarkt. Er verkauft es frisch – Tiefkühlware anzubieten, rechne sich nicht für die Erzeuger, sagt Claus Schmiedel.
Ein großer Teil des Preises gehe auf die Schlachtung zurück. In großen Schlachthöfen wären die Stückkosten für die Schlachtung geringer. Wenn er aber Fahrtkosten und Zeit einkalkuliere, relativiere sich das, erklärt Michael Weigand. Und anderswo zu verkaufen, sei für ihn sowieso nie in Frage gekommen. "Ich will die Tiere, die hier leben, auch hier verkaufen."
Wir werden am Sonntag gleich mal einen Ausflug hin machen…
Leider schaue immer noch einige Kunden auf niedrige Preise,die soninho zu halten sind.