
Maßlos enttäuscht war Manfred Seigner nach der Stadtratsitzung am Donnerstag. Der Vorsitzende der Kitzinger Tafel hatte gehofft, dass an diesem Abend entschieden wird, wie es mit den Räumen des Vereins am Bauhof weitergehen wird, wo sie nach dem Umzug von Etwashausen eigentlich nur provisorisch eingezogen sind.
Der Antrag von Stadträtin Endres-Paul (SPD) lag vor, einen Anbau an das Gebäude der Tafel am Bauhof auf den Weg zu bringen. Abgestimmt wurde über den Antrag spät am Abend auch – und nach recht kurzer Diskussion mit 5 : 25 Stimmen abgelehnt. Der Landkreis hatte sich schon im Vorfeld von einer Mitfinanzierung distanziert, da er an genug sozialen Kosten beteiligt sei.
Kritisch sieht Oberbürgermeister Müller die Kosten eines Anbaus am Bauhof, 150 000 Euro würden da nicht reichen. Klaus Christof (KIK) forderte, die Tafel müsse sich selbstständig um einen Standort kümmern und die Stadt dies durch einen „klar definierten Mietzuschuss“ absichern. Doch diese Sicherheit gab es für die Tafel an diesem Abend nicht. „Die hatten kein Interesse daran, die wollten alle heim“, sagte Seigner enttäuscht. Der Stadtrat bemühe sich nicht einmal, eine Lösung zu finden.
Dabei sei es aus Seigners Sicht für die Stadt höchste Zeit zu handeln. Die Räume der Tafel am Bauhof platzen aus allen Nähten. Zur Zeit sind etwa 150 Bedürftige Kunden der Tafel und holen dort jede Woche Lebensmittel ab. Und etwa 180 weitere Bedürftige aus dem Landkreis sollen zu ihnen geschickt werden. „Wir können aber nicht noch mehr bedienen“, sagt Seigner. Am Samstag habe man schon Kunden wegschicken müssen. Es mangle jetzt schon an Platz zum Lagern, zum Putzen von Gemüse und zur Ausgabe der Lebensmittel. Die 300 Quadratmeter im Bauhof reichen für die steigende Nachfrage nicht.
Eine Fläche von etwa 800 Quadratmetern wäre für Manfred Seigner ideal. Ein Anbau am Bauhof sei eine Möglichkeit, das Platzproblem zu lösen. Ein monatlicher Mietzuschuss für die Tafel eine andere. Auch darüber wurde im Stadtrat kurz diskutiert, ein Ergebnis gab es aber nicht.
Für die Kitzinger Tafel aber wäre eine konkrete Zahl hilfreich, damit könnte sie sich auf die Suche nach anderen Räumen in Kitzingen machen. 700 Euro könne der Verein pro Monat selbst für Miete aufbringen, ein Zuschuss der Stadt von etwa 1000 Euro würde der Tafel helfen, passende Räume zu finden. Doch der Stadtrat wollte sich in der Sitzung nicht festlegen, ob es überhaupt einen Zuschuss geben soll, in welcher Höhe auch immer.
Manfred Seigner ist verärgert über die Gleichgültigkeit, mit der die Stadt die Probleme der Tafel behandle. Der Verein sei dankbar, dass sie die Räume am Bauhof bekommen haben. Aber die Stadt habe auch einen sozialen Auftrag und müsse sehen, dass die Tafel nicht mehr in der Lage sei, die wachsende Zahl an Bedürftigen dort zu bedienen. Dem Verein wäre auch geholfen, so Seigner, wenn die Stadt Vorgespräche mit potenziellen Vermietern führen würde, „da käme vielleicht mehr raus, als wenn wir als Verein auftauchen.“ Die Tafel werde noch den Bestand an Kunden weiterhin versorgen, aber keine neuen mehr annehmen – schweren Herzens, wie Seigner sagt.
Die Kitzinger Tafel
Gründung: Vor zwölf Jahren, zehn Jahre nach der ersten Tafel in Deutschland, fanden sich im Februar 2003 in Kitzingen 13 Bürger zusammen, um die Kitzinger Tafel zu gründen. Erste Vorsitzende war Erika Möhres-Moser.
Ziel: Bedürftige, denen das Geld hinten und vorne nicht zum Leben reicht, mit Lebensmitteln zu versorgen.
Die Tafel heute: Die Kitzinger Tafel ist eine von über 900 in Deutschland. In Bayern gibt es über 160. Der Verein hat rund 150 Mitglieder, von denen rund 40 aktiv bei der Sammlung, Sortierung und Ausgabe der gespendeten Lebensmittel mithelfen. Es gibt zwei Ausgabetage.
Standort: Nach dem Aus des Tafelladens in der Balthasar-Neumann-Straße ist die Tafel am 1. Juli 2014 samt Laden provisorisch in den Bauhof in der Äußeren Sulzfelder Straße zurück gekehrt. Seither sucht die Tafel dringend einen neuen Laden.
Ansprechpartner: Manfred Seigner, Tel. (01 72) 58 27 175.
Eigentlich sollte man die bedürftigen Menschen in jede Stadtratssitzung schicken, wo sie die Stadträt/innen lautstark auffordern müssten, ihnen etwas zu essen zu geben. Aber dafür schämen sie sich vermutlich zu sehr, obwohl sich eigentlich Stadträt/innen und OB schämen sollten. Naja. Ich muss sowieso nicht alles verstehen...