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KITZINGEN
Keine Hilfe für die Tafel
Kitzinger Tafel: Eng geht es zu, nicht nur in der Zufahrt zum provisorischen Laden im Keller des Bauhofes. Das wird vermutlich auch noch eine Weile so bleiben. Die Bemühungen, mit einem Anbau in der Äußeren Sulzfelder Straße die Platzprobleme der Tafel zu lösen, sind erst einmal im Kitzinger Stadtrat gescheitert.
Foto: Siegfried Sebelka | Kitzinger Tafel: Eng geht es zu, nicht nur in der Zufahrt zum provisorischen Laden im Keller des Bauhofes. Das wird vermutlich auch noch eine Weile so bleiben.
Ralf Thees, Redakteur, Main-Post, Redaktion Marktheidenfeld.
Ralf Thees
 |  aktualisiert: 10.02.2015 09:15 Uhr

Maßlos enttäuscht war Manfred Seigner nach der Stadtratsitzung am Donnerstag. Der Vorsitzende der Kitzinger Tafel hatte gehofft, dass an diesem Abend entschieden wird, wie es mit den Räumen des Vereins am Bauhof weitergehen wird, wo sie nach dem Umzug von Etwashausen eigentlich nur provisorisch eingezogen sind.

Der Antrag von Stadträtin Endres-Paul (SPD) lag vor, einen Anbau an das Gebäude der Tafel am Bauhof auf den Weg zu bringen. Abgestimmt wurde über den Antrag spät am Abend auch – und nach recht kurzer Diskussion mit 5 : 25 Stimmen abgelehnt. Der Landkreis hatte sich schon im Vorfeld von einer Mitfinanzierung distanziert, da er an genug sozialen Kosten beteiligt sei.

Kritisch sieht Oberbürgermeister Müller die Kosten eines Anbaus am Bauhof, 150 000 Euro würden da nicht reichen. Klaus Christof (KIK) forderte, die Tafel müsse sich selbstständig um einen Standort kümmern und die Stadt dies durch einen „klar definierten Mietzuschuss“ absichern. Doch diese Sicherheit gab es für die Tafel an diesem Abend nicht. „Die hatten kein Interesse daran, die wollten alle heim“, sagte Seigner enttäuscht. Der Stadtrat bemühe sich nicht einmal, eine Lösung zu finden.

Dabei sei es aus Seigners Sicht für die Stadt höchste Zeit zu handeln. Die Räume der Tafel am Bauhof platzen aus allen Nähten. Zur Zeit sind etwa 150 Bedürftige Kunden der Tafel und holen dort jede Woche Lebensmittel ab. Und etwa 180 weitere Bedürftige aus dem Landkreis sollen zu ihnen geschickt werden. „Wir können aber nicht noch mehr bedienen“, sagt Seigner. Am Samstag habe man schon Kunden wegschicken müssen. Es mangle jetzt schon an Platz zum Lagern, zum Putzen von Gemüse und zur Ausgabe der Lebensmittel. Die 300 Quadratmeter im Bauhof reichen für die steigende Nachfrage nicht.

Eine Fläche von etwa 800 Quadratmetern wäre für Manfred Seigner ideal. Ein Anbau am Bauhof sei eine Möglichkeit, das Platzproblem zu lösen. Ein monatlicher Mietzuschuss für die Tafel eine andere. Auch darüber wurde im Stadtrat kurz diskutiert, ein Ergebnis gab es aber nicht.

Für die Kitzinger Tafel aber wäre eine konkrete Zahl hilfreich, damit könnte sie sich auf die Suche nach anderen Räumen in Kitzingen machen. 700 Euro könne der Verein pro Monat selbst für Miete aufbringen, ein Zuschuss der Stadt von etwa 1000 Euro würde der Tafel helfen, passende Räume zu finden. Doch der Stadtrat wollte sich in der Sitzung nicht festlegen, ob es überhaupt einen Zuschuss geben soll, in welcher Höhe auch immer.

Manfred Seigner ist verärgert über die Gleichgültigkeit, mit der die Stadt die Probleme der Tafel behandle. Der Verein sei dankbar, dass sie die Räume am Bauhof bekommen haben. Aber die Stadt habe auch einen sozialen Auftrag und müsse sehen, dass die Tafel nicht mehr in der Lage sei, die wachsende Zahl an Bedürftigen dort zu bedienen. Dem Verein wäre auch geholfen, so Seigner, wenn die Stadt Vorgespräche mit potenziellen Vermietern führen würde, „da käme vielleicht mehr raus, als wenn wir als Verein auftauchen.“ Die Tafel werde noch den Bestand an Kunden weiterhin versorgen, aber keine neuen mehr annehmen – schweren Herzens, wie Seigner sagt.

Die Kitzinger Tafel

Gründung: Vor zwölf Jahren, zehn Jahre nach der ersten Tafel in Deutschland, fanden sich im Februar 2003 in Kitzingen 13 Bürger zusammen, um die Kitzinger Tafel zu gründen. Erste Vorsitzende war Erika Möhres-Moser.

Ziel: Bedürftige, denen das Geld hinten und vorne nicht zum Leben reicht, mit Lebensmitteln zu versorgen.

Die Tafel heute: Die Kitzinger Tafel ist eine von über 900 in Deutschland. In Bayern gibt es über 160. Der Verein hat rund 150 Mitglieder, von denen rund 40 aktiv bei der Sammlung, Sortierung und Ausgabe der gespendeten Lebensmittel mithelfen. Es gibt zwei Ausgabetage.

Standort: Nach dem Aus des Tafelladens in der Balthasar-Neumann-Straße ist die Tafel am 1. Juli 2014 samt Laden provisorisch in den Bauhof in der Äußeren Sulzfelder Straße zurück gekehrt. Seither sucht die Tafel dringend einen neuen Laden.

Ansprechpartner: Manfred Seigner, Tel. (01 72) 58 27 175.

 
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    ....täte es dem einen Stadtrat oder der anderen Stadträtin mal ganz gut, eine Woche ehrenamtlich bei der Tafel zu arbeiten. Dann wären sie vielleicht wieder "geerdet" und hätten Respekt vor den Ehrenamtlichen und den Menschen, die, aus welchem Grund auch immer, auf die Tafel angewiesen sind. Die Damen und Herren in politischer Verantwortung müssten angesichts der Warteschlangen bei der Tafel vor Scham im Erdboden versinken.
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  • H. H.
    Man muss sich das doch eigentlich jedes Mal auf der Zunge zergehen lassen, wenn/ dass engagierte Menschen ehrenamtlich Aufgaben übernehmen, die eigentlich den Organen dieses Staates, eines der reichsten der Welt, zukämen, nämlich wie hier dafür zu sorgen, dass hungrige Menschen etwas zu essen bekommen (s. Artikel 1 des Grundgesetzes, ja genau, der mit der Würde der Menschen). Und dafür ernten sie? Dank, Anerkennung, Unterstützung? Von wegen! Undank, Missachtung, Achselzucken wenn nicht gar Steine im Weg - "sollen sie sich doch selber drum kümmern". Und natürlich/ gefälligst ehrenamtlich - also sprich auf eigene Rechnung in ihrer "Freizeit".

    Eigentlich sollte man die bedürftigen Menschen in jede Stadtratssitzung schicken, wo sie die Stadträt/innen lautstark auffordern müssten, ihnen etwas zu essen zu geben. Aber dafür schämen sie sich vermutlich zu sehr, obwohl sich eigentlich Stadträt/innen und OB schämen sollten. Naja. Ich muss sowieso nicht alles verstehen...
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  • L. R.
    Also eigentlich ist die Tafel der ERSATZ für die amtliche Pflicht der Stadt und des Landkreises für bedürftige Mitbürger damit diese Personen sich ernähren bzw. genügend zum Essen haben. Daher sollte die Tafel mal überlegen zu "streiken". Eine weitere Möglichkeit wäre, das die Kitzinger Tafel "Ihr Geschäftsfeld" nur auf das Stadtgebiet der Stadt Kitzingen incl. Stadtteile beschränkt. Frau Landrätin Bischoff kümmert das ja nicht, was und wie es der TAFEL geht. WARUM werden Ehrenamtliche so behandelt ? Da hilft auch keine Ehrenamtskarte des Landkreises Frau gnädige Landrätin Bischoff !
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