
Auch wenn das Bedauern unter den Obernbreiter Räten am Ende der Diskussion am Dienstagabend groß war: Es wird auf dem Gebiet des Marktes künftig keine Flurgänge der Feldgeschworenen mehr geben. Damit reagiert die Gemeinde auf Gerichtsentscheide, nach denen das Suchen und Aufdecken von Grenzsteinen durch die Siebener zu Lasten der Gemeinde erfolgen muss.
Die sogenannten Flurgänge der Feldgeschworenen haben eine fast so lange Tradition, wie die Institution der Siebener selber. Bei diesen Flurgängen werden die Grenzen von Gemeindegrundstücken zu Privatgrundstücken in regelmäßigen Abständen von den Feldgeschworenen abgelaufen und die Grenzsteine kontrolliert. Voraussetzung für den Flurgang war, dass die Grundeigentümer die Grenzzeichen freilegten, so dass eine Kontrolle ohne größeren Aufwand erfolgen konnte. Fehlende oder verschobene Grenzzeichen konnten von den Siebenern wieder hergestellt, festgestellte Grenzüberschreitungen, etwa Überackerungen von Grenzen, rückgängig gemacht werden. Jüngste Gerichtsentscheidungen haben allerdings festgelegt, dass das Suchen und Aufdecken von Grenzzeichen nicht mehr auf die Anlieger von Gemeindegrundstücken weiter verrechnet werden kann. Zudem dürfen die Feldgeschworenen fehlende Grenzzeichen nicht mehr selber wieder herstellen, diese Aufgabe obliegt ausschließlich dem Vermessungsamt – mit entsprechenden Kosten für den Antragsteller – in der Regel die Gemeinde.
Alljährlich hatten die Obernbreiter Siebener ein Viertel der Flur bei einem Flurgang abgelaufen, so dass die gleichen Grenzen im Vierjahreszyklus kontrolliert wurden. Seit sechs Jahren allerdings, so der ehemalige Siebenerobmann Gerhard Weichert in der Ratssitzung am Dienstag, wurde wegen der neuen Rechtslage auf den Flurgang verzichtet. Den Gemeinderäten stellte sich nun die Frage, ob die Flurgänge im bisherigen Modus wieder aufgenommen werden. Wie Bürgermeister Bernhard Brückner sagte, „hat die Gemeinde hierfür nur eine ganz geringe Handhabe“, sowohl bei der Forderung nach Aufdeckung der Grenzzeichen, als auch bei der Kostenteilung, wenn Grenzzeichen ersetzt werden müssten. Trotzdem sprachen sich Brückner, Helga Scherer und Reinhard Baier für die Wiederaufnahme der Flurgänge durch die Siebener und die Kontrolle der Gemeindegrenzen aus.
Widerspruch kam vom Siebenerobmann Wilfried Florio: „In zehn Jahren hat sich das eh überlebt: Dann fährt jeder mit GPS und wenn der Bulldog die Grenze erreicht, dann piepst es.“ Zudem fehle die rechtliche Handhabe und die Kosten in Höhe von rund 4000 Euro für den Flurgang bleibe alleine bei der Gemeinde hängen. Ein Argument, das Johannes Lindner aufnahm und beantragte, auf Flurgänge künftig zu verzichten. Dem stimmten die Räte gegen drei Stimmen zu. Bürgermeister Brückner stellte etwas enttäuscht fest: „Dann sind die Siebener also nur noch billige Arbeitskräfte für das Vermessungsamt.“
Trotzdem haben sich die Feldgeschworenen in Obernbreit neu aufgestellt: Aus gesundheitlichen Gründen hatte Obmann Gerhard Weichert sein Amt nieder gelegt. Sein Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter Wilfried Florio, neuer Stellvertreter ist Johannes Hamberger und neu bei den Siebenern ist Stefan Scherer.