Sie standen nicht auf der Tagesordnung in der jüngsten Volkacher Ratssitzung, waren aber dennoch Thema: die Altlasten am Main unter der Schotterfläche zwischen der Mainbrücke und dem zweiten Schiffsanleger. In der Bürgerfragerunde sprach Karl Baur wortreich diese Altlasten an, insbesondere das Quecksilber. „Wir haben als Kinder an dieser Stelle am Main gespielt und dort auch zerbrochene Fieberthermometer gefunden“, so Baur, „damals hat wohl die Glasfirma Oson dort ihren Müll deponiert.“ Seine sinngemäße Frage: Wie gefährlich sind diese Altlasten, insbesondere das Quecksilber, mit dem man als Kinder gespielt habe? Und was gedenkt die Stadt dagegen zu unternehmen?
30 Probebohrungen gemacht
Im Juli hatte Alexander Reinhart, Diplom-Ingenieur Umweltschutz bei der Würzburger Firma Geotechnik, dem Stadtrat über seine Untersuchungen auf einer Fläche von etwa 100 mal 30 Metern direkt am Main berichtet. Wirklich gefährliche Altlasten hatte er nach 30 Probebohrungen nicht gefunden. Was er entdeckt hatte waren viele organische Abfälle, unter anderem Reste von Grillkohle, Ziegelsteinen, Metall, Holz, Porzellan, Gläser und sogar Zwetschgenkerne. Von Quecksilber war nicht die Rede, „und ich kann auch nicht wirklich von Hausmüll reden“, hatte er in der Sitzung gesagt. Genaueres müssten die nächsten Untersuchungen bringen, die vom Rat beauftragt sind und aufeinander aufbauen, mit engeren Rastern.
Gerhard Wagenhäuser, Verwaltungsleiter im Rathaus Volkach und die rechte Hand von Bürgermeister Peter Kornell, war von der Frage nach Quecksilber überrascht. „Wir haben alles Mögliche gefunden, nur kein Quecksilber, und das nach 30 Schürfungen“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Hinsichtlich des „Spielens mit Quecksilber am Main“ berichtete Wagenhäuser über „widersprüchliche Aussagen der ,alten Volkacher‘: Einige sagen, da war überhaupt nichts, andere sagen, sie hätten genau dort damit gespielt“.
Quecksilber zu teuer zum Wegwerfen?
In einem Gespräch zwischen ihm und Altbürgermeister Karl Schlier hatte Schlier den damaligen Betreiber der Firma Oson als „höchst sparsam“ beschrieben: „Der dürfte wohl gerade in der durch Mangel geprägten Nachkriegszeit kein Gramm des schon damals teuren Quecksilbers weggeworfen haben.“ Ein nachvollziehbarer Aspekt, den auch der Bürgermeister in der Fragestunde angesprochen hatte. Auch er wies auf die kommende Untersuchung hin.
Dass Glasreste gefunden worden sind, bestreitet niemand. Ob es sich um Reste von Fieberthermometern handelt, ist alles andere als sicher. Warum er sich erst nach so langer Zeit melden würde, musste sich Karl Baur von den Räten fragen lassen. Es sei ihm, so Bauer, „erst jetzt so richtig bewusst geworden, was das für eine Thematik ist“.
Erinnerung an Fieberthermometer
Von Meldungen über diese möglichen Fieberthermometer berichtet auch Corinna Petzold, Pressesprecherin des Landkreises. „Es ist alles untersucht worden, von Quecksilber war auch hier nicht die Rede“, sagt sie. Immer wieder würden nach ihrer Angabe alteingesessene Volkacher vorsprechen, die sich an Quecksilberreste am Main erinnert haben wollen. Allein auch hier fehlt ein Nachweis.
Mit im Boot sitzt auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Schweinfurt. Oliver Flach vom Sachbereich 3 (Wasserstraßenüberwachung) sagt: „Bei einer historischen Untersuchung der Altlasten wurde auch die Firma Oson als möglicher Verursacher ins Spiel gebracht; dies konnte aber nicht eindeutig geklärt werden.“ Und weiter in seiner schriftlichen Antwort: „Schließlich wurden in den 50er Jahren auch Flächen mit Verfüllungen aus dem Bau des Mainkanals aufgeschüttet; diese Flächen wurden aber als Flächen mit niedrigem Gefährdungspotenzial eingestuft.“
Kostspielige Untersuchung
Das weitere Vorgehen werde auch mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Koblenz als Fachbehörde besprochen und abgestimmt. Das Ziel dieser kostspieligen und mehrstufigen Untersuchung: „Feststellen, ob bzw. in welchen Bereichen eine Altlastentsorgung durchzuführen ist.“