Seit fast zwölf Jahren sitzt Sibylle Säger für die CSU im Nordheimer Gemeinderat. Jetzt möchte sie die Zügel in ihrer Heimatgemeinde fester in die Hand nehmen – als Bürgermeisterin. Das Vertrauen ihrer Partei sowie der Freien Bürger in Nordheim besitzt sie, diese haben die 48-Jährige für die Kommunalwahl im März gemeinsam zur Herausforderin von Amtsinhaber Guido Braun gekürt.
Leicht gemacht hat sich Säger, die mit ihrem Mann Klaus Säger in Nordheim einen Winzerhof mit Pension betreibt, die Entscheidung nicht, sagt sie. "Ich habe mit meinem Mann und den drei Söhnen viel darüber gesprochen." Als klar war, dass die Familie den Betrieb auch in dem Fall am Laufen halten könnte, wenn die Chefin im Haus ehrenamtliche Bürgermeisterin wird, fiel ihr der Entschluss deutlich leichter.
Sie setzt auch auf Netzwerke ihrer Partei
Ihr Ehrgeiz spielte dabei sicherlich ebenfalls eine Rolle. Ein anderer Punkt ist die Gemeindepolitik der zurückliegenden Jahre. "Ich habe im Gemeinderat viele schwierige Situationen erlebt", sagt sie hierzu, bewusst zurückhaltend und diplomatisch. Konkreter wird sie auch auf Nachfrage nicht. "Ich möchte einen fairen Wahlkampf führen." Doch man merkt ihr an, dass sie manches im Ort gerne anders gestalten und in eine andere Richtung lenken möchte, als dies zuletzt der Fall war. Hierzu setzt sie auch auf ihre Kontakte und Netzwerke innerhalb der CSU, um Informationen und (finanzielle) Hilfen für Projekte in Nordheim anzuzapfen.
Dass sie durchaus eigene Vorstellungen durchsetzen kann, hat sie bereits gezeigt: Auf ihren Vorschlag hin hätten CSU und Freie Bürger eine gemeinsame Kandidatenliste für die Gemeinderatswahl am 15. März aufgestellt, berichtet Säger. "Und plötzlich haben wir auch genügend Kandidaten bekommen", meint Säger, die sich im Jahr 2008 als Auffüllerin auf der Gemeinderatsliste wenig Chancen eingeräumt hatte und dann prompt als Neuling ins Gremium gewählt wurde. Als persönliche Stärke bezeichnet sie es, dass sie jederzeit offen ist für Menschen, die mit Problemen zu ihr kommen. "Ich lasse niemanden stehen."
Die Kandidatin hat eine Reihe von Zielen
Wo sie in Nordheim anpacken würde, sollte sie Bürgermeisterin werden, weiß Säger. Sie möchte etwa nach der Langgasse auch die Mainstraße sanieren lassen. Es sollte im Ort auch Spielplätze für Senioren und Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen geben, und überhaupt bezeichnet es die Kandidatin als "meine Herzensangelegenheit", alles zu unternehmen, damit Ältere sich im Winzerort "zuhause fühlen", inklusive einer Tagesbetreuung im Ort – dies sei die Zukunft Nordheims.
Apropos Zukunft: Für diese sei es laut Säger wichtig, "ökologisch zu denken". Hierzu zählt sie angesichts zunehmender Trockenheit ein Bewässerungskonzept für die Weinberge sowie den Schutz der Kulturlandschaft. Und natürlich müsse Nordheim für junge Familien attraktiv bleiben, sei es durch den Erhalt des Altorts als Wohnlage oder durch Ausweisung bezahlbarer Bauplätze. Zum diskutierten Baugebiet "Am Kreuzberg" möchte sich die Kandidatin nicht äußern, das Thema ihr zu haarig.
"Ich habe in den letzten Jahren viel gelernt, ich hänge mich rein", antwortet sie auf die Frage, ob sie sich die Aufgabe als Gemeindechefin zutraut. Zu Fehlern werde sie offen stehen und daraus lernen, verspricht sie. Keine Sorge braucht sie sich zu machen, was ihr Talent für das gemeinschaftliche Verfolgen eines Ziels angeht. "Ich bin ein Gesellschaftsmensch und gehe gerne auf Menschen zu", behauptet sie. Da passt es ins Bild, dass sie seit 42 Jahren begeisterte Musikerin ist, nicht als Solistin, sondern in Gruppen und innerhalb der Familie. Dies hilft ihr auch beim Abschalten von der Arbeit im Büro und in der Pension. Ausgleich findet sie auch bei der Arbeit im Weinberg.
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