
Geld dient vor allem dem eigenen Nutzen. Diese Maxime verkörpert die Figur des skrupellosen Geschäftsmannes Jonathan Jeremiah Peachum in Bertolt Brechts Dreigroschenoper, der Bettlern Kostüme verkauft, damit diese noch elender aussehen. Vielleicht nennt Joachim Beck gerade deshalb diese Figur auf die Frage, welche Rolle er als Schauspieler am liebsten gespielt hat. Wenn dem so ist, dann möchte der Kandidat der Dettelbacher SPD als Bürgermeister jedoch alles ganz anders machen als Peachum. "Mein Fokus richtet sich darauf, wie Geld möglichst vielen Menschen nützen kann", kündigt er an.
Die Zeit als Schauspieler hat der 56-Jährige längst hinter sich gelassen. Vor acht Jahren ist er nach Bibergau gezogen und über die Kulturarbeit, die er dort betrieben hat, schnell mit Menschen in Kontakt gekommen. Sein Interesse an der Lokalpolitik entzündete sich an weniger Erfreulichem. Er wohnte in einem städtischen Haus, das sich, wie er sagt, in schlechtem Zustand befand. Beschwerden verliefen im Sand. Doch Beck hat erkannt: "Desolater Zustand herrscht in Dettelbach auf breiter Ebene." Beispielhaft nennt er marode Wasser- und Abwasserleitungen sowie Leerstände in Dettelbach und in den Ortsteilen.
Kompetenzen für das Bürgermeisteramt
Deshalb brauchte es letztlich wohl keine große Überzeugungsarbeit, als die Dettelbacher SPD auf den politischen Newcomer zuging und ihm nach einer Kennenlernphase die Bürgermeisterkandidatur für die Kommunalwahl am 15. März anbot, zumal Einwohner Bibergaus den Zugezogenen schon dazu ermutigt hatten. Das in Dettelbach verwurzelte soziale Engagement der Partei hat für Becks Zusage sicherlich eine Rolle gespielt. Ebenso wichtig ist ihm seine Selbsteinschätzung, ob er für das Amt geeignet wäre. Verwaltungsarbeit, Mitarbeiterführung, Arbeitsrecht – das seien alles Bereiche, in denen er sich auskennt, sagt Beck, der ein Inklusionshotel in Marktbreit leitet, eine Ausbildung im kirchlichen Dienst als Rummelsberger Diakon absolviert und auch schon als Betriebsrat gearbeitet hat.

Beck ist kein Mitglied einer Partei. Diese Unabhängigkeit ist ihm wichtig. "Ich bin vor Ort mit niemandem langjährig verbandelt und keinem etwas schuldig." Darauf pocht er und baut die Ziele, für die er antritt, darauf auf. Er möchte den Fokus allen Handelns als Bürgermeister darauf richten, wie das eingesetzte Geld denen nützt, denen es gehört – den Einwohnern Dettelbachs.
Dettelbach Stärken besser vermarkten
Die Stadt "aus dem Tiefschlaf" zu holen, ist Becks erklärtes Ziel. Ohne in blinden Aktionismus zu verfallen, wie er warnt. "Man muss vorher wissen, wo man hin will." Er nennt Beispiele: mehr Betreuungsangebote für Alte und Kinder. Oder schnelles Internet. Oder mehr Arbeitsplätze. Solche zu schaffen, sei wichtig. Eine Spedition, die ansiedeln möchte, sei schnell gefunden. Doch diese bringe nur fünf Mitarbeiter nach Dettelbach und 300 Laster pro Tag. Sympathischer ist Beck da der Gedanke, die seiner Kenntnis nach 400 Leerstände im Stadtgebiet mit Menschen und geschäftlichem Leben zu füllen. Dettelbach liege in der Peripherie von Würzburg und sei verkehrstechnisch hervorragend erschlossen: "In zehn Minuten bin ich am Würzburger Hauptbahnhof", sagt Beck. Damit lasse sich werben. Doch es gehe nicht darum, Dettelbach zur Wohnstadt umzubauen, "wir müssen auch Lebensqualität und Arbeitsplätze schaffen".

Dass er gut 20 Jahre älter als seine beiden Dettelbacher Mitbewerber ist, ist für Beck kein Nachteil. Die Wähler 50 plus entscheiden die Wahl, glaubt er. Als Kandidat komme es nicht darauf an, der Lauteste zu sein ("Ich bin kein Schreier."), sondern darauf, eine Persönlichkeit mit fester Haltung zu verkörpern. "Ich möchte nicht jedermanns Liebling sein", macht er klar. Vielmehr sieht er sich den "normalen" Menschen verbunden: Kleinunternehmen, Bauern, Arbeitern, Landwirten. "Es gibt in Dettelbach nicht nur Winzer."
Beck sieht sich nahe bei den Menschen, nicht nur, weil er eigenhändig Einladungen zu Wahlveranstaltungen in alle Briefkästen in allen Ortsteilen gesteckt hat. Die dabei entstandenen Gespräche sind ihm wichtig und haben ihn gestärkt.
Beim Wahlforum der Main-Post am Mittwoch, 5. Februar, um 19 Uhr in der Dettelbacher Maintalhalle können die Dettelbacher die drei Bürgermeisterkandidaten Joachim Beck (SPD), Matthias Bielek (FW) und Marcel Hannweber (CSU) im direkten Vergleich erleben. Die Veranstaltung ist ausverkauft; die Einnahmen gehen an eine soziale Einrichtung in Dettelbach. Die Main-Post wird den Abend auf www.mainpost.de live im Internet übertragen, so dass Interessierte auch auf diesem Weg dabei sein können. Zudem können Sie Fragen an die Kandidaten an die Redaktion senden: per Post an die Main-Post, Redaktion Kitzingen, "Wahlforum Dettelbach", Luitpoldstraße 1, 97318 Kitzingen; per E-Mail an redaktion.kitzingen@mainpost.de, Betreff: "Wahlforum Dettelbach".
Partei: keine, tritt für SPD an
Wohnort: Bibergau
Beruf: Hoteldirektor
Ehrenämter: keine
Familie: ledig, keine Kinder
Hobbys: Schauspielerei, Hörbücher
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