Das hatten die Verkehrspolizisten wohl nicht erwartet, als sie am Mittwoch gegen 23 Uhr auf der A3 bei Theilheim (Lkr. Würzburg) einen Skoda stoppten, der ihnen in Fahrtrichtung Nürnberg aufgefallen war, weil er seine Fahrspur kaum halten konnte. Nachdem die Beamten das Auto auf einen Parkplatz umgeleitet hatten, um ihn dort zu kontrollieren, starrten ihnen aus dem Inneren des Autos nicht weniger als 20 Augenpaare entgegen.
Davon waren jedoch nur zwei Augen die eines Menschen, nämlich die des 62-jährigen Fahrers. Die restlichen Augen gehörten Tieren. Alles in allem zählten die Polizisten im Auto neben einem Bennett-Känguru zwei Westsibirische Uhus, sechs Nonnengänse und zehn Enten. Die Polizei spricht in ihrer Pressemitteilung zu dem Einsatz von einem "halben Zoo", der in dem Fahrzeug unterwegs gewesen sei.
Tiere sollten als Zuchttiere nach Tschechien
Die Tiere wurden nicht offen im Fahrzeug transportiert, sondern befanden sich in Transportboxen, berichtete am Donnerstag auf Nachfrage dieser Redaktion Andy Laacke, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Bei dem Fahrer des Tiertransports handelt es sich laut Polizei um einen Tierarzt. Dieser gab gegenüber den Verkehrspolizisten an, die Tiere in den Niederlanden und Belgien gekauft zu haben, um sie nach Tschechien zu bringen. Augenscheinlich sollten die Tiere in der Zucht eingesetzt werden, berichtet die Polizei.
Zwar befanden sich die Tiere nach Polizeiangaben in gutem gesundheitlichen Zustand. Doch nachdem der Fahrer weder Impfbescheinigungen noch weitere Seuchendokumente für die Tiere vorweisen konnte, stellten die Polizisten die Tiere sicher. Gegen den Mann wird nun ermittelt, heißt es im Polizeibericht.
Tierärztin bestätigt guten Gesundheitszustand
Noch in der Nacht brachte die Polizei die sichergestellten Tiere zur Verkehrspolizeiinspektion Würzburg-Biebelried. Dort begutachtete sie im Laufe des Donnerstags eine Tiermedizinerin des Veterinäramtes im Landratsamt Würzburg. Diese bestätigte den guten Gesundheitszustand der Tiere.
Da feststand, dass die Tiere am Standort der Verkehrspolizei nur notdürftig versorgt werden können, wurde für sie schnellstmöglich eine artgerechte Unterkunft gesucht. Mit Erfolg: Im Lauf des Donnerstagnachmittags wurde für alle Tiere eine vorläufige Bleibe gefunden, erklärte Eva-Maria Schorno, Pressesprecherin des Landratsamtes Würzburg, gegenüber dieser Redaktion. Das Känguru und die beiden Uhus wurden in die Quarantänestation des Nürnberger Tiergartens in Schwaig gebracht. Die Enten und Gänse kamen bis auf Weiteres im Tierpark Sommerhausen (Lkr. Sommerhausen) unter.