Da wurden die Augen noch größer, als Rektorin Verena Habermeier aus dem Schrank ganz neue Laborkittel holte. Schnell schlüpften die neun Mädchen und Jungen aus der zweiten Klasse hinein. Dann noch sorgfältig die Schutzbrille aufgesetzt und die Gruppe der Forscher-AG der Grundschule Martinsheim konnte mit dem Experimentieren beginnen.
Seit diesem Schuljahr gibt es an der Grundschule einen eigenen Laborraum, die Forscher-AG besteht allerdings schon im zweiten Jahr. Entwickelt hat sich das Ganze aus der Initiative "Leistung macht Schule" (LemaS), die gemeinsam von Bund und Ländern initiiert worden ist, um leistungsstarke und potenziell besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schüler zu fördern. Bei LemaS sind auch aus dem Landkreis die Grundschulen Dettelbach, Mainbernheim, Prichsenstadt, Volkach, Willanzheim und die Mittelschule Volkach dabei.
Kontakte zu anderen jungen Forschern
Habermeier war dazu auf Fortbildungen. Auch mit der Initiative junger Forscherinnen und Forscher in Würzburg bestehe Kontakt. Mit Dettelbach zusammen habe man ab 2017 ein Konzept entwickelt. Jetzt wirke man als Multiplikatoren für andere Schulen im Landkreis.
Einen weiteren Vorteil hat das Programm: Seit 2017 bekommt die Schule jedes Jahr 400 Euro. Das Geld sei in die Ausstattung investiert worden, erzählt die Rektorin. Material benötige Raum, weswegen nun der Spielraum auch Labor ist.
Mit dem Geld sind auch die neuen Laborkittel finanziert worden, in denen sich die Kinder gleich wie richtige Forscher und Forscherinnen fühlten. Zur Ausstattung zählen mittlerweile kindgerechte Mikroskope, Experimentierkästen zu den Themen Strom, Feuer, Wärme oder Grundschulchemie, aber auch zu Hebel, Rolle, Magnet oder Luftdruck. Durchsichtige Kästen für geographische Experimente hat ein Vater gebaut.
Das ist Interesse: Treffen nach dem Schulunterricht
An der Grundschule in Martinsheim kommen die zweite und dritte Klasse in den Genuss des Forschens. Habermeier freut sich über den großen Zuspruch, schließlich ist es eine Arbeitsgruppe, die sich jeweils nach dem normalen Schulunterricht trifft.
Die Gruppe der zweiten Klasse wartet schon gespannt, was diesmal als Experiment ansteht. Habermeier hält eine Vitaminbrausetablette in der Hand und legt sie in ein Glas. Sie möchte von den Nachwuchsforschern wissen, was wohl passiert, wenn Pflanzenöl darauf gegossen wird. Dass es sprudelt, wenn die Tablette mit Wasser übergossen wird, wussten die Schüler. Aber mit Öl? "Es explodiert", vermutete einer aus der Gruppe. Zum Glück traf dies nicht ein. Aber die Tablette löste sich auch nicht auf, und es gab auch kein Sprudeln wie beim Kontakt mit Wasser.
Förderlehrerin Lashanna Edmond hatte derweil Wasser in Uhrgläser gefüllt und mit Lila-Lebensmittelfarbe eingefärbt. Vorsichtig träufelten die Schülerteams mit einer Pipette fünf Tropfen davon ins Glas. Die Wassertropfen sanken langsam durch das Öl auf den Boden. Wenn sie allerdings die Tablette berührten, setzte Sprudeln ein. Weitere Tropfen folgten und es entstand ein kunterbuntes Farbenspiel im Glas, das die Kinder von oben oder von der Seite genau beobachteten. "Das sieht auch wie ein Vulkanausbruch", lautete eine Beobachtung, "Wie Galaxien" eine andere. Beobachtet wurde auch, dass sich manche Tropen nahe an der Tablette an diese "heransaugten".
Habermeier, die mit viel Herzblut dabei ist, lobte die gute Beobachtungsgabe der Kinder. Sie hätten schon sehr viel verstanden. Die Drittklässler der Forscher-AG dürfen jetzt zu einem Kongress des Staatsinstituts für Schulpädagogik und Bildungsforschung nach Nürnberg reisen und dort zeigen, was sie in ihrem Labor so alles machen. Gerade mit Blick auf den Ausbau des Ganztagesausbau gibt es die Idee, in Schulen eine Forschungsraum einzurichten.