
Das Leonkoro Quartet, ein Streichquartett der absoluten Extraklasse, gastierte mit einem ambitionierten Programm im historischen Rathaussaal Marktbreit. Die vier Musiker spielen erst seit 2019 zusammen, sind zwischen 23 und 26 Jahren alt und entfachten im vollbesetzten Saal ein wahrhaftes Feuerwerk, das an Intensität kaum zu überbieten ist.
Das Quartett wurde mit zahlreichen internationalen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet und befindet sich wohl am Anfang einer Weltkarriere. Kulturreferentin Christiane Berneth hatte sie glücklicherweise schon recht bald engagiert.
Ein Zusammenspiel, das aus dem Innern kommt
Leonkoro bedeutet auf Esperanto "Löwenherz" und ist programmatisch gewählt. Die Geschichte von Astrid Lindgren geht um die unbedingte Liebe zweier Brüder über den Tod hinaus. Der Name ist durchaus sprechend, denn wie sich die beiden Brüder Jonathan Schwarz an der ersten Violine und Lukas Schwarz am Cello verständigen, ist phänomenal, eine Verbindung nicht nur über Blicke, sondern sie kommen aus dem Innern. Aber auch die beiden anderen Mitglieder im Quartett geben sich hinein in diese unglaubliche Kraft. Amelie Wallner folgt der ersten Geige, bleibt immer im Gespräch mit ihr, ergänzt sie, oft mit einer überraschend warmen Tiefe. Mayu Konoe an der Viola verzaubert mit samtigen, satten Tönen.
Die vier jungen Künstler werfen sich mit dem ersten Ton des "Langsamen Satzes für Streichquartett" von Anton Webern von 1905 hinein in ein Musizieren ohne den geringsten Kompromiss. Webern, am Beginn der Moderne, aber noch in der Tradition von Brahms stehend, kommt dem Quartett mit seinem Suchen nach unbedingtem Ausdruck entgegen. Der Komponist hatte das Werk nach einem Spaziergang bei Wien mit seiner zukünftigen Frau geschrieben, eine Fülle von Emotionen, Sehnen, Aufruhr münden in eine harmonische Auflösung am Ende. Schon hier sind die Zuschauer ergriffen, lauschen teils mit angehaltenem Atem.
Ein spannungsgeladenes Spiel
Dimitri Schostakovitschs Streichquartett Nr. 3 F-Dur entstand 1946 unter den Nachwirkungen des zweiten Weltkrieges. Die vermeintlich lustige Melodie am Anfang wird immer wieder gebrochen, viel Bedrohliches macht sich breit. Das Quartett spielt unglaublich spannungsgeladen, zeigt die unterschiedlichsten Farben. Vieles spielen sie auswendig, im Stehen. Im 3. Satz ist ihr Spiel an Heftigkeit kaum zu überbieten, hier erhebt sich über Allem die erste Violine: schmerzvoll und zerreißend, aber dann schlichtend, versöhnlich, verheißungsvoll. Jonathan Schwarz hat alles, was ein Erster Geiger braucht. Mayu Konoe wirkt mit ihrer Viola prophezeihend wie eine Erda im Rheingold von Wagner, wissend, weise. Sehr schön auch das Duett mit dem Cellisten Lukas Schwarz, von dem eine sprühende Kraft ausgeht.
Bei dem Streichquartett in c-moll op. 51/1 von Johannes Brahms schwelgen die Vier, aber nicht plakativ, sondern tief durchdacht, durchdringen die Musik bis ins Mark hinein. Hier bei Brahms fällt besonders auf, wie gut die Musiker aufeinander hören, schließt man die Augen, kann man manchmal gar nicht sagen, welches der vier Instrumente gerade erklingt, so ähnlich sind sich die Töne. Und manchmal kann man gar nicht glauben, dass da nur vier Leute auf der Bühne stehen, so füllig ist der Klang.
Das Publikum dankte mit großem Applaus, als Zugabe erklang der letzte Satz aus Mozarts Divertimento F-Dur, das beschwingte Werk eines anderen, damals 16-jährigen Wunderkindes.