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KITZINGEN
Judentum im Mittelpunkt seines Lebens
Sigfried Sebelka
Siegfried Sebelka
 |  aktualisiert: 14.10.2014 16:50 Uhr

Michael Schneeberger, profunder Kenner der Geschichte der Juden in Kitzingen und in Unterfranken, ist am Montag, 13. Oktober, gestorben.

Der Mann, ohne dessen Nachforschungen die Geschichte vieler ehemaliger jüdischer Mitbürger vergessen worden wäre, ist 65 Jahre alt geworden. „Das Judendtum in all seinen Facetten war Mittelpunkt seines Lebens“, heißt es in der an diesem Mittwoch erscheinenden Todesanzeige.

Der am 6. April 1949 geborene Schneeberger hat seine Person nie in den Vordergrund gestellt. In den Archiven gibt es kaum Hinweise auf den privaten Michael Schneeberger.

Schicksale im Vordergrund

Im Vordergrund stehen Schicksale der Menschen, denen Schneeberger nachgegangen war. 2011 wurde das von Elmar Schwinger und Schneeberger verfasste Gedenkbuch der Kitzinger Juden fertig. Das nahm die damalige Vorsitzende des Fördervereins Ehemalige Synagoge, Dagmar Voßkühler, zum Anlass, Schneeberger auszuzeichnen. Er hatte das Werk angeschoben und Jahre geforscht, um die Familiengeschichten der Kitzinger Juden nachzuerzählen. Voßkühler würdigte Schneeberger damals als einen der Gründer des Vereins, der die Alte Synagoge in Kitzingen wiederbelebt hat und wies auf Schneebergers jahrzehntelange Verdienste um die jüdische Geschichte hin. Der Historiker Prof. Dr. Klaus Arnold skizzierte den Lebensweg des damals 61-Jährigen: Von dessen Kindheit und Jugend in Kitzingen, Wanderjahren in Würzburg, München und Berlin, über den Beitritt zum Judentum und persönliche Schicksalsschläge bis zu Schneebergers umfangreicher Forschung über die Vergangenheit der Juden in Kitzingen.

Selbstverpflichtung

Der Antrieb für seine unermüdliche Arbeit, die in den achtziger Jahren nach einem Aufenthalt in Israel begonnen hatte, war ein anderer. „Ich sehe das als Selbstverpflichtung“, sagte Schneeberger bei der Verleihung vor drei Jahren: „Die nächsten Generationen müssen wissen, wie es geschehen konnte, dass Menschen zu Menschen zweiter Klasse wurden.“ Dieser Aufgabe hat sich Schneeberger bis zuletzt gestellt.

Einsatz bis zum Ende

Bei der Ausstellung in der Alten Synagoge über jüdische Ärzte war es Schneeberger, der den regionalen Bezug zu den Ereignissen von 1938 herstellte und auf Einzeldaten und Schicksale jüdischer Ärzte aus Würzburg und dem Landkreis Kitzingen einging.

Michael Schneeberger wird an diesem Mittwoch, 15. Oktober, um 11.30 Uhr auf dem jüdischen Friedhof Würzburg beerdigt.

In Kitzingen ist eine Gedenkveranstaltung für Michael Schneeberger geplant. Der genaue Termin steht noch nicht fest.

 
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