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Schernau
Joe Krieg: Meine Gitarre, die Jazz-Leidenschaft und ich
Joe Krieg aus Schernau lebt seinen Traum: Als Jazz-Gitarrist hat er sich einen Namen gemacht und mehrere Platten veröffentlicht. Aktuell tritt er mit Herbert Scheuring auf.
Joe Krieg hat sich als Berufsmusiker seinen Lebenstraum erfüllt. Am Freitag hat er ein Heimspiel, zusammen mit Herbert Scheuring ist der Schernauer im Dettelbacher KuK zu hören.
Foto: Daniel Biscan | Joe Krieg hat sich als Berufsmusiker seinen Lebenstraum erfüllt. Am Freitag hat er ein Heimspiel, zusammen mit Herbert Scheuring ist der Schernauer im Dettelbacher KuK zu hören.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:43 Uhr

Erst das Üben, dann die Gummibärchen zur Belohnung: In der Kindheit von Joe Krieg, der 1974 in Würzburg geboren wurde, deutete zunächst nichts darauf hin, dass die Musik später einmal zum Lebensinhalt werden sollte – schon gar nicht freiwillig. Da war der klassische Blockflötenunterricht. Dann gab es da noch das geschenkte Klavier von der Oma für die Geschwister. Üben für Gummibärchen, die Leidenschaft hielt sich in den Kindheitstagen letztlich doch sehr in Grenzen.

Dann kam der Tag, an dem der 13-Jährige ein paar ältere Mitschüler sah, die eine coole Band auf die Beine gestellt hatten und losrockten. Genau das, beschloss der Junge mit leuchtenden Augen und offenem Mund, will ich auch. Vor allem die Gitarre hatte es ihm angetan. Es sollte nicht lange dauern, bis beide unzertrennlich waren. Die Leidenschaft für Musik war geweckt, die Gummibärchen-Zeit hatte ein Ende gefunden.

Erster Auftritt vor sieben Zuhörern

Ein paar Jahre später. Joe Krieg war gerade volljährig geworden, als es sie tatsächlich gab, die ersehnte eigene Band. Der erste Auftritt: vor sieben Zuhörern im Höchberger Jugendzentrum. Es war zugegebenermaßen nicht gerade der größte Zuspruch – und doch kam es einer Offenbarung gleich. Während sich das mit der Musik bei den meisten Mitstreitern nach und nach verwachsen hat, war das bei Joe Krieg nicht der Fall – er blieb sich und seiner Gitarre treu. Längst war ein Gedanke aufgekommen, der bis dahin undenkbar und geradezu abwegig schien: Warum nicht die Musik zum Beruf machen?

Nach dem Abitur war es zunächst mit einem BWL-Studium weitergegangen – was man schon mal gerne macht, wenn die Dinge noch nicht ganz klar sind. Schnell folgte jedoch die Erkenntnis, dass da ein gewaltiger Irrtum vorlag, was den Wechsel an eine private Musikschule in Aschaffenburg nach sich zog. Nach der Ausbildung zum Musik-Profi führte an der eigenen Berufung kein Weg mehr vorbei: Sich den ganzen Tag mit Musik zu beschäftigen, hatte einen Traum wahr werden lassen.

Studium an der Musikhochschule

Auf den Geschmack gekommen, startete Joe Krieg 1998 an der Musikhochschulen in seiner Heimatstadt Würzburg ein Studium. Er entdeckte den Jazz für sich, stieß "in ganz neue Dimensionen" vor und war vier Jahre später "Diplom-Jazz-Gitarrist". Die Ausbildung war danach endgültig fertig, der Musiker noch lange nicht. Er nahm Unterricht bei Größen der Szene, wie Mike Stern, Ben Monder und Peter Bernstein. Die Selbstfindung führte Joe Krieg für ein halbes Jahr nach New York, tauchte in die angesagtesten Jazz-Clubs ein und schaute sich von den Größen der Branche noch einiges ab.

"In eine ganz neue Dimension."
Joe Krieg über sein Studium an der Würzburger Musikhochschule

Danach nahm er sich bewusst noch ein Jahr Zeit, ging nach Wien und fand dort endgültig zu sich. Er begann, eigene Musik zu schreiben, entwickelte einen unverwechselbaren Stil. Zurück in der Heimat, nahm er 2009 seine erste Platte auf, gründete ein Quintett. Er lernte seine Frau kennen, wurde zweifacher Familienvater und zog schließlich 2010 aufs Land, in den Dettelbacher Stadtteil Schernau, wo es ein eigenes Studio gibt.

Offen für neue Projekte

Längst sieht sich der 45-Jährige als "glücklichen Mann", der seine Leidenschaft auf vielfältige Weise ausleben kann. Er spielt in der Würzburger Big Band mit, lehrt an der Uni, musiziert auf Festivals, ist mit seinem Quintett unterwegs, gibt Unterricht – und ist dabei immer offen für neue Projekte.

Aktuell tritt er zusammen mit Herbert Scheuring in Unterfranken auf, eine Art musikalische Lesung hat den Zeitungsredakteur und den Jazzgitarristen zusammengeführt. Der nächste Auftritt ist an diesem Freitag, wobei der Musiker ein Heimspiel im Dettelbacher Kunst- und Kulturzentrum hat. Daneben versucht Joe Krieg bei seinen beiden Töchtern die Lust an der Musik zu wecken – allerdings ganz ohne Gummibärchen.

Lesung mit Musik: Am Freitag, 24. Mai, tritt der Jazzgitarrist ab 19 Uhr zusammen mit dem Autor Herbert Scheuring im KuK in Dettelbach auf. Scheuring gibt in seinen "Wort zum Samstag"-Kurztexten satirische Lebenshilfe. Mit Kompositionen und Improvisationen auf der Jazz-Gitarre spinnt Joe Krieg das Wortspiel weiter und setzt eigene musikalische Akzente. Karten zu 8,50 Euro gibt es im KuK.Dettelbach, Tel.: (09324) 3560, sowie zu 11 Euro an der Abendkasse.

 
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