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LANDKREIS KITZINGEN
Jetzt schon Blutarmut im ganzen Land
70 Jahre Blutspenden in Deutschland - DRK Zentrallabor       -  Um die Blutversorgung der Kliniken aufrecht erhalten zu können, bittet das Bayerische Rote Kreuz: „Gehen Sie Blut spenden!“
Foto: Rolf Vennenbern/DPA | Um die Blutversorgung der Kliniken aufrecht erhalten zu können, bittet das Bayerische Rote Kreuz: „Gehen Sie Blut spenden!“
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 27.04.2023 13:13 Uhr

Ohne Blut kein Leben. So einfach ist das. Schwerverletzte und chronisch kranke Menschen sind auf Mitmenschen angewiesen, die Blut spenden. Doch Letztere werden immer rarer. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) schlägt aktuell Alarm: „Die Auswirkungen der Pandemie, hohe Temperaturen, Ferien, Feiertage sowie ein hohes Reiseaufkommen sorgen seit Wochen für eine rückläufige Spendenbereitschaft und mittlerweile für eine bundesweit kritische Versorgungslage“, sagt Pressesprecher Patric Nohe. „Die Blutspendedienste blicken mit großer Sorge auf die kommenden Monate.“

In Kitzingen ist der Leitende Oberarzt Dr. Thomas Rötzer zuständig für die Blutversorgung am Klinikum. „Wir kommen momentan noch zurecht“, sagt er. Bei den einzelnen Blutgruppen A, B und 0 mit ihren spezifischen Merkmalen komme es jedoch immer mal wieder zu Engpässen. „Und die Urlaubszeit steht ja erst noch bevor. Über die Sommermonate sind weniger Spender verfügbar, aber die Unfallzahlen sinken deshalb nicht.“

Hilfe für Krebspatienten

Als erfahrener Facharzt für Anästhesie und Notfallmedizin weiß Rötzer, dass der Blutverbrauch in der Klinik Kitzinger Land während der vergangenen 15 Jahre immer mehr zurückgegangen ist. Doch was chirurgisch eingespart werden konnte, werde nun onkologisch – also bei der Krebsbehandlung – benötigt.

„Wir brauchen heute für Operationen fast nur noch die Hälfte der Konserven, obwohl wir mehr operieren als vor 15 Jahren“, stellt der transfusionsverantwortliche Arzt fest und erklärt: „Moderne OP-Methoden machen es möglich.“ Zudem sei man generell zurückhaltender geworden, was Blutgaben angeht.

Im Gegenzug werde die Bevölkerung aber immer älter und dadurch eben auch kränker, was bedeutet: „Man braucht mehr Konserven als früher, speziell in der Krebstherapie.“ Es gebe deutlich mehr zu behandelnde Karzinom-Patienten. „Und deren Lebensqualität kann sich durch Blutgaben – das Hämoglobin im Blut ist ja Sauerstoffträger – auch am Lebensende noch sehr verbessern.“

Blut ist Lebenssaft, im wahrsten Sinn des Wortes. Das stellt auch Manuel Kemmer von der Main-Klinik Ochsenfurt heraus. Wie sein Kitzinger Kollege ist Kemmer froh, dass die Klinik mit dem Blutspendedienst in Wiesentheid auf einen ortsnahen Blutversorger zählen kann. „Das entspannt die Lage, aber grundsätzlich möchten auch wir alle gesunden Menschen gern motivieren, Blut zu spenden, damit wir die Versorgung aufrecht erhalten können“, sagt der Laborleiter.

Um der herrschenden Spender-Müdigkeit entgegenzuwirken, zählt Rötzer die positiven Aspekte auf, die jeder Spender erfährt: Neben dem guten Gefühl, das Leben anderer Menschen zu retten oder ihnen mehr Lebensqualität zu schenken, sei da noch die Tatsache, dass „Spender ja quasi eine zusätzliche Blutkontrolle bekommen“. Jede Konserve werde genau untersucht, vom Plasma über die roten bis hin zu den weißen Blutkörperchen: „Stimmt etwas nicht, wird der Spender informiert.“

Angebotene Termine im Sommer nutzen

Werden eigentlich auch Antikörper, die sich im gespendeten Blut befinden, auf den Empfänger übertragen? Diese Frage verneint Rötzer: „Sonstige Bestandteile werden herausgefiltert. Übertragen werden nur die reinen Blutbestandteile.“ Ein „Impf-Booster durch die Hintertür“, etwa gegen Corona, sei also – im wahrsten Sinn – „nicht drin“.

„Drin“ ist das reine Leben. „Nur, wenn alle Blutpräparate immer in ausreichender Zahl und über alle Blutgruppen hinweg verfügbar sind, kann die Versorgung von Patienten aller Altersklassen gewährleistet werden“, stellt Patric Nohe klar.

Der Pressesprecher des BRK-Blutspendedienstes appelliert an alle Erwachsenen, „dringend Blut spenden zu gehen und die angebotenen Termine über den Sommer hinweg zu nutzen“.

Blutspende

Interessante Fakten: Mehr als einen Liter Blut bildet unser Körper jeden Monat neu. Insgesamt verfügt ein ausgewachsener Mensch über fünf bis sieben Liter Blut. Bei jeder Blutspende wird dem Körper etwa ein halber Liter Blut entnommen und, in seine Bestandteile (Plasma, rote Blutkörperchen, Blutplättchen, weiße Blutkörperchen) aufgeteilt, in Konservenbeuteln für kranke Mitmenschen bereitgestellt. „Aktuell spenden lediglich etwa drei Prozent der Menschen in Deutschland Blut“, sagt Patric Nohe, Pressesprecher des BRK-Blutspendedienstes. Wer kann Blut spenden? Blut spenden kann jeder gesunde Mensch ab dem 18. Geburtstag bis einen Tag vor dem 73. Geburtstag. Erstspender können bis zum Alter von 64 Jahren Blut spenden. Frauen können viermal, Männer sechsmal innerhalb von zwölf Monaten Blut spenden. Zwischen zwei Blutspenden muss ein Mindestabstand von 56 Tagen liegen.

Eine Blutspende ist laut Patric Nohe generell vor und nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 problemlos möglich. Info: Auf www.drk-blutspende.de können sich potenzielle Lebensretter einen Termin reservieren. Alle Termine sowie eventuelle Änderungen, aktuelle Maßnahmen und Infos rund um das Thema Blutspende in Corona-Zeiten sind unter Tel. 0800/ 1194911 zwischen 8 und 17 Uhr oder unter www.blutspendedienst.com tagesaktuell abrufbar. Facebook und Instagram: @blutspendebayern. (ldk)

Fotos Blutkonserven       -  Solche Blutkonserven retten Menschenleben.
Foto: FRANZISKA Männel | Solche Blutkonserven retten Menschenleben.
Dr. Thomas Rötzer ist der Transfusionsverantwortliche.
Foto: D.Ribacker | Dr. Thomas Rötzer ist der Transfusionsverantwortliche.
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