Weithin ist Mainfranken für seinen Muschelkalk bekannt. Doch die Region hat viel mehr an Steinen zu bieten. Leidenschaftliche Mineraliensammler finden immer wieder Überraschungen.
Brigitte und Gerhard Michel aus Leinach, Niels Kölbl aus Würzburg und Richard Scheiner aus Steinfeld-Hausen sind mit dem „Steinvirus“ infiziert. Immer wieder gelingt es ihnen, seltene Fundstücke nach Hause zu tragen. „Das ist alles Holz“, erklärt Scheiner und deutet auf einen weißen Setzkasten mit Exponaten in unterschiedlichen Braun- und Schwarztönen – alle versteinert und schwer. Und aus der Region.
„Vor etwa 240 Millionen Jahren sind Bäume umgefallen und wurden von vielen Schichten aus Geröll, Erde und organischem Material bedeckt“, erklärt Scheiner. Vor allem auf Äckern im Zellinger Becken und im Bereich Thüngersheim, insbesondere solchen, die vom Main überflutet waren, findet man die verkieselten Hölzer heute noch, ergänzt Kölbl. Aber nicht mehr sehr häufig.
Von außen sehen die Gesteinsbrocken eher unscheinbar aus. Erst aufgeschnitten und poliert kommt ihre wahre Schönheit zum Vorschein. „Deshalb haben wir alle Sägen und Schleifmaschinen daheim“, sagt Scheiner. Und: „Jeder Schnitt ist ein Erlebnis.“ Viele Fundstücke glitzern und funkeln, weil sie Mineralien oder Kristalle mit eingelagert haben.
Aber es gibt aus der Region nicht nur verkieselte Hölzer, sondern auch versteinerte Pflanzen. Niels Kölbl zeigt einen großen Schachtelhalm aus Remlingen. „Der ist wirklich dort gewachsen“, sagt er. Oder ein Hainbuchen-ähnliches Blatt vom Bauersberg in der Rhön, das etwa 20 Millionen Jahre auf dem Buckel hat. Das Alter hat Kölbl von einem Spezialisten der Mineralien- und Fossilienfreunde Würzburg bestimmen lassen.
Für so ein Stück rentiert sich der Sonntagsspaziergang schon mal, meint Scheiner. Mineralienfreunde müssten allerdings in etwas gebückter Haltung, immer mit dem Kopf nach unten, durch die Welt gehen. „Dann liest man auch schon mal einen Jaspis auf“, ergänzt Kölbl. Ein Prachtexemplar vom Sodenberg hat er mitgebracht. Wenngleich er es nicht selbst gefunden, sondern auf der Mineralienbörse in Würzburg gekauft hat.
Auch Ceratiten oder Knochenreste von Sauriern fallen bei uns immer wieder mal in Sammlerhände. „Das ist ein Wirbel von einem Nothosaurus aus Kirchheim“, sagt Kölbl. Zähne vom Riesenhirsch vom Würzburger Schalksberg besitzt er auch.
Einen glasklaren Gips vom Würzburger Stein, das sogenannte Marienglas, hat Kölbl ebenfalls in seiner Sammlung. Daraus wurden früher die sogenannten Butzenscheiben gemacht. Einen wunderschönen Fasergips zeigt Gerhard Michel. Den fand er beim Bau des ICE Espenlohtunnels in Leinach. Und was ist das? Ein Hirschkäfer etwa? Nein. Ein nachgemachter Lügenstein aus Eibelstadt. Er darf natürlich auch nicht fehlen.
Doch nicht nur die Sammelleidenschaft verbindet die vom „Steinvirus“-infizierten Kölbl, Michel und Scheiner. Alle drei sind auch im kleinen Verein der Mineralien- und Fossilienfreunde Würzburg aktiv, deren Vorsitzende Brigitte Michel aus Leinach ist. Am Sonntag, 24. November, veranstaltet der Verein die 41. Mineralien- und Fossilienbörse.
Dort können die Besucher zahlreiche Exponate aus der Region erleben. Dazu werden Fluorite aus aller Welt als Sonderausstellung gezeigt. Nächstes Jahr sollen dann die einheimischen versteinerten Hölzer bei der Börse ihren großen Auftritt haben.
Die Mineralien- und Fossilienbörse mit Ausstellung, Schau, Tausch und Verkauf findet am Sonntag, 24. November, von 10 bis 17 Uhr im Würzburger Stadtteil Zellerau im Gemeindezentrum Heiligkreuz (Hartmannstraße 29) statt. Weitere Infos gibt s im Internet: www.scheinpflug.privat.t-online.de sowie unter Tel. (0 93 59) 12 03.