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VOLKACH
Volkacher Jagdunfall: Das sagen Jäger und Jagdgegner
Mit Warnschildern wie diesem wird auf eine Drückjagd aufmerksam gemacht. Am letzten Donnerstag kam ein 78-jähriger Jäger im Revier Strehlhof bei Volkach ums Leben. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. ArchivFotos: T. Obermeier
Foto: Thomas Obermeier | Mit Warnschildern wie diesem wird auf eine Drückjagd aufmerksam gemacht. Am letzten Donnerstag kam ein 78-jähriger Jäger im Revier Strehlhof bei Volkach ums Leben. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:41 Uhr

Der Schock über den Jagdunfall in Volkach sitzt tief. Die Ermittlungen dauern an. Einen Verdächtigen gibt es laut Polizei bereits. Bis Ende der Woche rechnet sie mit belastbaren Ergebnissen.

Donnerstagvormittag: Etwa zehn Jäger treffen sich zur verabredeten Zeit im Revier Strehlhof zur Drückjagd. Wildschweine sollen im Wald zwischen Volkach und Eichfeld geschossen werden. Die Jagd endet tragisch.

Als ein 78-jähriger Mann nach dem Ende der Drückjagd nicht am Treffpunkt erscheint, machen sich die Kollegen auf die Suche und finden ihn zusammengesackt in einem Hochsitz. Der sofort alarmierte Rettungsdienst und Notarzt können nur noch den Tod des Jägers aus Würzburg feststellen.

„Wir ermitteln wegen fahrlässiger Tötung“, bestätigt Enrico Ball von der Pressestelle der Polizei Unterfranken auf Nachfrage. Alle beteiligten Jäger sind befragt, alle benutzten Waffen sichergestellt worden. „Eine Theorie gibt es schon“, sagt Ball. Vor einer abschließenden Einschätzung müssten allerdings die Gutachten abgewartet werden.

Grundsätzlich lasse sich jedes Geschoss einer bestimmten Waffe zuordnen, die Tatwaffe könne also auch in diesem Fall nachverfolgt werden. Aufgrund der bisherigen Aussagen der beteiligten Jäger gebe es allerdings schon jetzt ein wahrscheinliches Szenario.

Von einem „tragischen Unfall“ spricht Norbert R. Heinz, Bezirksvorsitzender des Bundes Bayerischer Jagdaufseher für Unterfranken. Drückjagden seien grundsätzlich sehr gut gesichert, betont er. Es gebe klare Vorgaben, die die Sicherheit aller Beteiligten gewährleisten sollen.

Etwaige Spaziergänger oder Radfahrer werden durch Absperrungen eindringlich vor dem Betreten des bejagten Gebietes gewarnt. Alle Teilnehmer an der Jagd erhalten grundsätzlich vor Jagdbeginn vom Jagdleiter eine Belehrung über die zu beachtenden Sicherheitsmaßnahmen. Die Schützen werden dann von den „Anstellern“ an ihre Stände gebracht und dort noch einmal genau in die örtlichen Gegebenheiten eingewiesen, in welche Bereiche sie schießen dürfen und in welche Gefahrenbereiche keinesfalls geschossen werden darf.

Natürlicher Kugelfang muss sein

Erst nachdem alle Schützen ihre Plätze eingenommen haben, startet das Treiben. Das Wild wird von den Treibern in Bewegung gebracht. „Die Stände dürfen dann von den Schützen während des gesamten Treibens keinesfalls verlassen werden“, betont Norbert R. Heinz. Ganz wichtig sei es auch, dass der Schütze bei jeder Schussabgabe darauf achtet, dass im Zielbereich ein natürlicher Kugelfang gegeben ist. „Das ist grundsätzlich nur der natürlich gewachsene Boden“, erklärt Norbert R. Heinz und ergänzt: „Auf den Horizont zu schießen, verbietet sich von selbst.“ Dennoch: Der 78-Jährige ist ein paar Meter über dem Waldboden getroffen worden.

„Das war ein ziemlich geräumiger Hochsitz“, berichtet Moritz Hornung von der Volkacher Feuerwehr. Seine Kameraden mussten den Toten im Wald bergen und dafür die in Volkach stationierte Teleskop-Rettungsbühne einsetzen. „Der Mann saß in einer Höhe von etwa fünf Metern“, so Hornung. Wie er dort oben von einem tödlichen Geschoss überrascht werden konnte, ist die entscheidende Frage für die Ermittler. Querschläger könnten nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden, gibt Norbert R. Heinz zu bedenken. Das Geschoss könne beispielsweise auf einen Stein treffen. Spekulationen würden sich derzeit allerdings verbieten. „Jetzt sollten unbedingt die Ermittlungsergebnisse abgewartet werden.“

Auch der Bayerische Jagdverband will zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme zu dem Volkacher Fall abgeben. „Uns liegen keine Informationen über den Unfallhergang vor“, erklärt Pressesprecherin Isabel Koch. Sie betont, dass die Sicherheit bei der Planung, Organisation und Durchführung einer Drückjagd oberste Priorität habe. Unter anderem müsse dabei ein Sicherheitskonzept erstellt und kontrolliert werden. Dazu zählen die sorgfältige Auswahl und Abgrenzung des Jagdgebietes und der Schützenstände sowie die Auswahl der Schützen. Die erhalten vor der Jagd noch einmal eine Sicherheitsbelehrung und werden dabei über Beginn und Ende der Jagd informiert – sowie über mögliche Gefahrenbereiche.

Die sicherheitsrelevante Ausrüstung wie Warnweste, Hut- und Halsband sowie der gültige Jagdschein müssen kontrolliert werden. Andreas Grindel ist sich sicher, dass all diese Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden. Der Vorsitzende der Hegegemeinschaft 5, innerhalb deren Grenzen das Unglück geschah, war zwar nicht selbst vor Ort, hat aber schon einige Jagden miterlebt. „Dass so etwas passiert, ist mehr als unwahrscheinlich“, sagt er. „Da kam eine ganze Kaskade von Zufällen zusammen.“

PETA fordert Verbot der Hobbyjagd

Die Tierrechtsorganisation PETA fordert angesichts der Volkacher Tragödie von der Bundesregierung ein Verbot der Hobbyjagd in Deutschland. Jedes Jahr würden Hobbyjäger Hunderttausenden Tieren erhebliches Leid durch Fehlschüsse zufügen und mehrere Dutzend Menschen töten oder verletzen, behauptet die Organisation in einer Pressemitteilung.

Insbesondere Treib- und Drückjagden sollten in einem ersten Schritt sofort verboten werden, weil die flüchtenden Tiere oft nur angeschossen würden und häufig Menschen zu Schaden kämen. Eine Aussage, die sich mit Zahlen nicht verifizieren lässt. Wie der Deutsche Jagdverband mitteilt, werden genaue Zahlen vom Bundeskriminalamt nicht veröffentlicht. Jagdunfälle sind nach Angaben der Pressesprecherin Isabel Koch in Deutschland höchst selten.

War es ein Querschläger, der den 78-Jährigen auf seinem Hochsitz tödlich verwundete? Der Frage geht die Polizei nach.Symbol
Foto: Thomas Obermeier | War es ein Querschläger, der den 78-Jährigen auf seinem Hochsitz tödlich verwundete? Der Frage geht die Polizei nach.Symbol
 
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  • T. W.
    Gegen die Jagd habe ich an sich nichts einzuwenden. Aber........
    Ich war als Treiber auch schon bei Treibjagden dabei. Was mir sehr negativ aufgefallen ist, dass jedesmal von den meisten Schützen VOR, während und nach der Jagd Alkohol in nicht unerheblichen Mengen konsumiert wurde. Auch wurden z. B. Füchse einfach so erschossen und liegen gelassen......oft sind es auch "Jäger" die jede Menge Geld haben, die teuerste Ausrüstung, aber wenig Engagement und Interesse an der Natur zeigen.
    Mit solchem Klientel habe ich so meine Probleme....... Die, die ihre Sache mit Verantwortung ausüben sehe ich eher in der Minderheit. Leider.
    Jedenfalls habe ich für mich beschlossen nicht mehr an einer Treibjagd teilzunehmen!
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  • G. G.
    Wann waren Sie das letzte mal Treiber? 1950 oder wann.... für Jäger gilt 0,0 Promille im Straßenverkehr und auf der Jagd.
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  • G. W.
    Aus eigener Anschauung weiss auch ich, daß, die 0,0 Promille- Vorgaben nicht von allen Beteiligten eingehalten wird, und der Flachmann gehört dazu ( gibt's ja auch bei einem großen unterfränkischen Jagdausstatter in etlichen Versionen zu kaufen).
    Die Zensur der Main-Post hat meine Beiträge gestern zu diesem Themenkomplex allerdings 3x abgelehnt.
    Und klar, bei dieser hochkarätigen Freizeitbeschäftigung versammelt sich ja alles, was in der Gesellschaft wichtig ist.
    Vom übrig gebliebenen Landadel über Juristen, Politiker, Polizisten höherer Dienstränge usw. wird man wohl keine Ehrlichkeit zu diesem Thema erwarten können, da braucht's nicht viel Fantasie, um zu verstehen, warum !
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  • T. W.
    Ihr Kommentar trifft es auf den Punkt!
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  • T. W.
    Das ist ca. vier Jahre her und und wurde von privaten Jagdpächtern organisiert. Dass 0,0 Promille gilt ist schon klar, aber das ist die Theorie...... Die Praxis sieht leider oft anders aus.
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  • D. E.
    Ein Glück das es den Menschen gibt der Wald und Natur in Ordnung hält, sonst würde alles zusammenbrechen. Komischerweise hat das Jahrtausende von Jahren auch ohne Menschen geklappt hat. Ein "Erlösen" von Wildtieren ist Quatsch und nur zur Beruhigung von Menschen.
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  • N. P.
    Ich sehe den Sinn dieser organisierten Jagd auch nicht. Es gibt verantwortliche Jäger, die haben auch einen klaren Auftrag, die sollen jagen dürfen, aber das als Gruppe zu machen ist Quatsch.

    Es sterben dabei auch immer wieder Menschen, letztendlich ist es Mord. Stellt euch vor, euer Familienmitglied wird durch einen Schuss bei einer Jagd getötet. Und schon schwindet die Sympathie für die Jagd.
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  • M. P.
    stell Dir vor: ein Familienmitglied wird im Strassen Verkehr verletzt,
    schon schwindet die Sympathie beim Autofahren,??
    es geht nicht ohne die Jagd,
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  • F. H.
    Leider ist es überall gefährlich, wo scharfe Munition verwendet wird.
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  • G. W.
    Quellenangaben fehlen.
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  • G. W.
    Quellenangabe fehlt.
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  • G. W.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • F. H.
    dürfte wesentlich umweltfreundlicher als Jacken aus Kunstfasern wohlmöglich noch mit Goretex-Membranen und insofern auch nachhaltiger sein. Gleiches gilt für bestimmte Leder- und Wollprodukte.
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  • F. H.
    die persönliche Erfüllung, die die Verantwortung für ein und die Arbeit in einem Revier mit sich bringt, im Vordergrund. Die Arbeit mit anderen Jäger, also der Gemeinschaftsaspekt, tritt hinzu.
    „Warum haben so viele Menschen Freude am töten?“ , fragt winnem. Das ist für mich eine falsch formulierte Frage und Unterstellung. Jäger töten, um kranke und verletzte Tiere nicht unnötig leiden zu lassen - das macht die Polizei bei Wildunfällen auch - und ungern, weil nicht angenehm. Jäger töten, um Schäden am Wald durch Populationsregulierung zu vermeiden. Jäger töten, um Fleisch zu konsumieren oder es zu verkaufen. Wir sollten uns ehrlich machen: Jeder, der Fleisch verzehrt, lässt Tiere töten. Da ist Heuchelei, Jägern das Töten vorzuwerfen.
    Was mich an PETA auch stört, ist ihre Position zu Pelzen und zum Pelzetragen. Ich finde es nicht gut, wenn Tiere nur gezüchtet und getötet werden, um Pelz zu gewinnen. Was spricht aber dagegen ein geschossenes Tier in Gänze zu verwerten. Und Pelz dürfte
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  • F. H.
    PETA verbreitet also Behauptungen ohne Belege, um ein Verbot der privaten Jagd zu „begründen“, wie auch im Artikel erwähnt wurde. Das ist ja hochseriös. Ich bin dafür, dass man Lebewesen mit Respekt behandelt, aber die Positionen von PETA kommen mir vor, wie von der Natur entrückten Romantiker. Wildtiere werden auch alt, krank und müssen sterben. Sie werden von anderen Tieren gejagt, getötet, erleiden auch (Jagd-) Unfälle, die sie in ihrer Existenz einschränken und gefährden. Der Wald ist für Tiere kein Romantikressort. Da helfen Jäger auch, Tiere zu erlösen. Das ist zwar nicht schön, aber besser, als solche Tiere leiden zu lassen. Ich bin selbst kein Jäger, kenne aber viele persönlich. Keinem würde ich unterstellen, dass er Freude am Töten hat. Hinzu kommt, wieviel Aufwand sie betreiben, um Wald und Tiere zu schützen. Da nimmt die Jagd nur einen Bruchteil der Zeit in Anspruch. Es gibt viele Jäger, die nicht besonders gerne und oft jagen. Für diese steht das Naturerlebnis und die
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  • U. S.
    Die vielen Vorgaben nutzen nichts wenn der Jäger sich nicht daran hält:

    https://www.merkur.de/bayern/nittenau-urteil-nach-todes-schuss-jaeger-von-schweren-schuldgefuehlen-gezeichnet-zr-10117145.html

    https://wildbeimwild.com/bildung/deutschland-jagdunfaelle-und-straftaten-mit-jaegerwaffen/53525/2021/10/02/

    Ich muss Peta recht geben. Töten sollte kein Hobby sein (dürfen). Es gibt Schiessstände und Schiesskinos wo man sich mit und an einer Waffe austoben kann - kein lebendes Geschöpf sollte aus Lust am Töten leiden müssen.

    Es gibt so viele Jäger wie noch nie. Warum haben so viele Menschen Freude am töten? Man sollte auch nie vergessen, dass Jäger ihre Waffen Zuhause aufbewahren - willst du eine Waffe legal besitzen mache eine Jagdausbildung!

    https://www.jagdverband.de/so-viele-jaeger-wie-noch-nie

    https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/jagen-immer-mehr-frauen-und-stadtmenschen-machen-einen-jagdschein-a-7d6778fd-fdc1-4807-9a46-46aca01e09ad
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  • A. M.
    Quellenangabe fehlt.
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