Angesichts der anhaltend hohen Nachfrage nach Baugrundstücken und des zusehends schwindenden Angebots hat Iphofens Bürgermeister Josef Mend einen Kurswechsel in der städtischen Baulandpolitik angekündigt. Mit Blick auf die 92 unbebauten Grundstücke in der Stadt, von denen ein großer Teil in Privatbesitz ist, brachte Mend nun erneut ein Baugebot ins Spiel. „Wir werden das im kommenden Jahr prüfen“, erklärte er am Montagabend in der Jahresschlusssitzung des Stadtrats.
Mit einem Baugebot sollen Grundstückseigentümer per Erlass dazu bewegt werden, ihre brachliegende Fläche binnen angemessener Frist zu bebauen oder zu verkaufen. Es ist allerdings ein rechtlich umstrittenes Instrument und von der Verwaltung nur schwer durchzusetzen. Schon vor einiger Zeit hatte die Stadt für das Baugebiet Rödelseer Straße ein Baugebot erlassen – mit eher mäßigem Erfolg. Nun werden die Bauplätze im Baugebiet Hündlein knapp, und die Stadt sucht händeringend nach Alternativen. Die Hoffnung, im Osten Iphofens Bauerwartungsland zu erwerben, ist vorerst geplatzt – wegen überzogener Forderungen der Eigentümer, wie der Bürgermeister sagte. „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen und werden an dieser Stelle jetzt eben kein Baugebiet ausweisen.“
Ziel der Stadt sei es, in Baugebieten die Grundstücks-Hoheit zu besitzen, um überzogene Preise und Spekulationen zu verhindern, wie es seit Langem im Baugebiet Ost der Fall ist. Die Einwohnerzahl Iphofens und seiner sieben Stadtteile ist im vergangenen Jahr gewachsen: von 4583 auf 4635 Bürger. Pro Kopf ergibt sich daraus zum Jahresende ein Schuldenstand von 854 Euro – und ein Vermögen von rund 1970 Euro hinsichtlich der neun Millionen Euro Rücklagen. Die könnten aber weiter schmelzen, denn die Kreisumlage wird im neuen Jahr um rund zweieinhalb Millionen Euro höher ausfallen als dieses Jahr. Mit Blick auf das mehr als 15 Millionen Euro teure neue Dienstleistungszentrum, das seit Mai feierlich eröffnet ist, sprach der Bürgermeister von einem Jahr, „das uns finanziell in die Pflicht genommen hat“. Ihren Liquiditätsengpass musste die Stadt sogar mit Hilfe ungewohnter Kassenkredite überbrücken.
Mend versicherte, den Schuldenberg bis Ende 2016 auf überschaubare gut 1,4 Millionen Euro abzutragen. Nach wie vor sei Iphofens Steuerkraft überdurchschnittlich, sagte Mend, ohne explizit den Namen zu nennen, dem die Stadt das größtenteils zu verdanken hat. Baldwin Knauf saß auch dieses Jahr nebst Gattin als Gastgeber im Festsaal des Rentamts mit in der Runde, wie es seit 1991 guter und festlicher Brauch ist. Selten blickte Mend dabei auf ein politisch bewegenderes Jahr als diesmal mit einer Flüchtlingsbewegung, die zur „Belastungsprobe“ für Europa werde. „Wir müssen diese Menschen, die zu uns kommen, integrieren, aber wir müssen aufpassen, dass sich keine Parallelgesellschaften bilden, die Brutstätte von Fanatismus und Extremismus werden können“, so Mend. Seit Herbst 2014, also noch vor Ausbruch der großen Flüchtlingskrise, leben in Iphofen etwa 20 Flüchtlinge, die von engagierten Helfern betreut würden. Das Zusammenleben sei reibungslos.
Probleme könnte es in absehbarer Zeit für den Mittelschulverbund mit Scheinfeld geben. Die Schülerzahlen seien zwar stabil, aber auf niedrigem Niveau. „Bleiben diese Zahlen so weit unten, wird es schwierig, den Schulverbund zu erhalten“, erklärte Mend. Als „Bereicherung“ für Iphofens Bürger sah er die wachsenden Einkaufsmöglichkeiten durch die Märkte von Aldi und Rossmann, die im Sondergebiet entlang der B 8 entstehen und bis Ende 2016 eröffnet werden sollen. Was dann aus dem zur Rewe-Gruppe gehörenden Penny-Markt werde, dessen Vertrag bis Ende 2017 laufe, könne er derzeit schwer beurteilen. „Wir müssen davon ausgehen, dass Penny weggeht.“