
Unter den Kollateralschäden, die die Corona-Auflagen hinterlassen, litt auch das Fest der Kulturen in Kitzingen. Dieses war für 4. Juli geplant, musste jedoch wie so viele Veranstaltungen in diesem Jahr abgesagt werden. Damit war auch der Übergabe des 7. Integrationspreises die geplante Bühne entzogen. Den Preis vergibt der Landkreis Kitzingen seit 2008 alle zwei Jahre.
Um der Zeremonie dennoch einen würdigen und formellen Rahmen zu geben, verlegte Landrätin Tamara Bischof die Übergabe des Preises an den Beginn der Sitzung des Kreistagsausschusses für Bildung und Soziales im Sitzungssaal des Landratsamtes. Denn letztlich soll damit öffentlich deutlich werden, dass sich im Landkreis viele Menschen und Organisationen "mit viel Herzblut und Leidenschaft" für ein gelingendes und selbstverständliches Zusammenleben von Menschen mit und ohne Einwanderungsgeschichte einsetzen, wie Bischof sagte.
Vorfahren kamen aus Deutschland
Preisträgerin des mit 300 Euro dotierten Integrationspreises 2020, den der Ausschuss für Familie, Senioren und Integration auf Vorschlag der Verwaltung und der Integrationslotsin der Stadt Kitzingen, Astrid Glos, vergibt, ist Albina Baumann. Sie kam in Kasachstan zur Welt. Ihre Vorfahren waren Deutsche und hatten, wie die Landrätin in ihrer Laudatio erwähnte, "schon immer das Ziel, nach Deutschland zurückkehren zu dürfen", was 1976 gelang. Heute lebt Baumann, die zwei Söhne großgezogen hat, mit ihrem Mann in Volkach.
Sie arbeitet als interkulturelle Trainerin und Beraterin für Unternehmen, die in Kontakt mit dem russischen Markt sind. Auch an Schulen und Behörden hält sie Vorträge und Seminare, in denen es um russlanddeutsche und russische Kultur geht, berichtete Bischof vor der Preisübergabe. Im November 2011 gründete Baumann die Kitzinger Ortsgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, deren Vorsitzende sie ist. Ihren tatkräftigen Einsatz bezeichnete Bischof als "die Basis für deren Integrationsbemühungen. Beispielsweise organisiert Baumann mit der Landsmannschaft Senioren-Begegnungstreffen, kulturelle Veranstaltungen und Informationsabende oder Lesungen und Weihnachtsfeiern.
Angebote für Spätaussiedler und Zuwanderer
Mit der Orts- und Kreisgruppe Würzburg-Kitzingen startete Baumann das Projekt "Klub der russischsprachigen Senioren", das sich an Spätaussiedler und Zuwanderer aus der früheren Sowjetunion richtet. Über allem stehe das Ziel, Menschen, die seit längerem in Deutschland leben, "aber noch nicht richtig in der Gesellschaft Fuß fassen konnten", zu integrieren, würdigte Landrätin Bischof das Projekt, das vergangenen Herbst mit dem Integrationspreis der Regierung von Unterfranken ausgezeichnet wurde.
Baumann sei "eine würdige Preisträgerin" und "der unermüdliche Motor für die Landsmannschaft", stellte Bischof Baumanns Leistungen heraus. Sie setze sich nachhaltig dafür ein, dass die Teilhabe der Zuwanderer in der Gesellschaft möglichst gut gelingt.
Baumann gab sich in ihrer Dankesrede bescheiden: Es gebe viele im Hintergrund, die mit ihr zusammenarbeiten, sowie Mithelfer aus dem Integrationsbeirat oder den beteiligten Verwaltungen. Besonders dankte sie ihrem Ehemann, der sie unterstützt: "Alleine würde ich das niemals schaffen." Den Integrationspreis bezeichnete sie als "große Ehre", die ihr heute zufalle. "Ich hoffe, dass ich noch viel bewegen kann, in Kitzingen und anderswo."