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KITZINGEN
Inder ist Gastpriester in Kitzingen
Pfarrer Charles Irudayam aus Indien ist noch bis 20. März als Gastpriester in Kitzingen.
Foto: Josef gerspitzer | Pfarrer Charles Irudayam aus Indien ist noch bis 20. März als Gastpriester in Kitzingen.
ger
 |  aktualisiert: 05.03.2016 03:18 Uhr

Viele Gedanken macht sich der 47-jährige Pfarrer Charles Irudayam aus der Diözese Sivagangai in der Region Tamil Nadu in Südindien. Seit Mitte Januar ist Pfarrer Charles in Kitzingen und als Gastpriester in der Pfarreiengemeinschaft St. Hedwig im Kitzinger Land unterwegs.

Eigentlich ist er Professor für Moraltheologie und wird ab April/Mai hier wieder eine Lehrtätigkeit übernehmen. Der Inder versteht sich jedoch als „einfacher Pfarrer“, Priester und Seelsorger für die Menschen. Von 2002 bis 2007 lebte Pfarrer Charles schon mal in Europa, in Belgien, wo er seine Promotion und Habilitation im Fach Moraltheologie erwarb. Dort lernte er auch gut Deutsch, so dass er sich bei seinem Gastaufenthalt bis zum 20. März in Kitzingen gut unterhalten und diskutieren kann.

Wenige Christen

Das Zusammenleben mit verschiedenen Religionen und Kulturen ist in Indien selbstverständlich. Die vier Prozent Christen seien – bis auf wenige evangelische Christen – in den Städten alle katholisch. Die Gemeinden umfassen sieben bis zehn Filialen mit insgesamt 4000 bis 5000 Gläubigen. In jüngerer Zeit gebe es durch einige fanatische politische Gruppen Probleme, wenn die Religion in die Politik gebracht werde.

Das gut ausgebaute soziale System von Europa, das viele Regeln kennt, sei den Menschen in Indien fremd. Die Frauenrechte in Deutschland seien sehr positiv. Jedoch vollziehe sich gerade in Indien derzeit ein Wandel. Vieles sei auch im Bereich des Respektes für die Frauen und auch sonst im Bemühen um Gerechtigkeit und Frieden besser geworden. Einen wesentlichen Anteil daran hätten sicher die nationalen und internationalen Medien. Diese veröffentlichen immer wieder Bilder von korrupten Leuten. Das lasse, so Pfarrer Charles, viele vorsichtiger werden. Inzwischen gebe es eine eigene politische Partei von einfachen Leuten gegen die Korruption. Die eminenten sozialen Unterschiede in Indien durch das Jahrhunderte alte Kastensystem würden deutlich besser. Dies sei den umfangreichen europäischen Bildungsprogrammen zu verdanken, an dem sich die Kirche vor Ort wesentlich beteilige. In Deutschland beobachtet der indische Priester, dass die Menschen viel Eigentum haben und vielfach abgesichert seien. Eine Krankenversicherung gehöre immer dazu. In Indien hingegen seien die Menschen auf die Großfamilie angewiesen. Dafür sei aber die Gastfreundschaft groß geschrieben. In Deutschland leben die Menschen eher für sich und in kleinen Familien.

Ängste überwinden

Die Kirchen in Indien seien immer voll. Am Sonntag gehe die ganze Familie in den Gottesdienst. So gebe es eine umfangreiche Gemeindeorganisation. In Deutschland, auch in Kitzingen, kämen vergleichsweise wenige Menschen zu den Gottesdiensten, gerade am Werktag. Dennoch sieht der indische Geistliche andere Dinge in Kitzingen und Umgebung, die ihm sehr gefallen: Unter anderem das Zusammenleben von evangelischen und katholischen Christen, ebenso die Kinderkirche. „Das muss weitergehen“, sagt der Priester.

Ein letztes Wort weiß Pfarrer Charles zur Flüchtlingsproblematik. Er lobt die starke christliche Solidarität mit den vielen Menschen vor allem aus den arabischen Ländern, spürt aber auch die Angst vor der Zukunft bei den Deutschen wie auch bei den Asylbewerbern. Pfarrer Charles betont das Recht auf Angst. Es brauche viel Zeit und die Bereitschaft zum Lernen auf allen Seiten. Dazu gehöre, die eigene Angst zu reflektieren. Nur so könne man diese überwinden.

 
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