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DORNHEIM
In Dornheim gilt der Sanierungsfall
Zwei, Kirchen, zwei Konfessionen: Manchmal schlägt dieser Dornheimer Dualismus noch durch, wie nun wieder in der Bürgerversammlung.
Foto: Günther Fischer | Zwei, Kirchen, zwei Konfessionen: Manchmal schlägt dieser Dornheimer Dualismus noch durch, wie nun wieder in der Bürgerversammlung.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 21.03.2018 02:50 Uhr

Als Josef Mend sich nach einer Viertelstunde ein Mineralwasser bringen lässt – „still, bitte“ –, ist die Atmosphäre im Saal des Dornheimer Schützenhauses noch so friedlich wie im Wasserglas des Bürgermeisters. Es wird auch danach kein echter Sturm losbrechen, diese Zeiten scheinen vorüber.

Aber ein bisschen lebhafter als tags zuvor in Hellmitzheim geht es schon zu. Das mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass Dornheim mit seinen 319 Einwohnern der mühsame Weg noch bevorsteht, den der Nachbarort schon hinter sich hat. Während Hellmitzheim sich der Kür – der Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ – widmen kann, bewältigt Dornheim gerade die Pflicht und seine Vergangenheit.

Viele Löcher gibt es zu flicken, etliche Wege herzurichten – das Dorf ist ein Sanierungsfall. Seit Jahren gibt es die entsprechenden Ideen, Pläne und Konzepte, „wir müssen sie nur aus der Schublade holen“, sagt Mend auch am Mittwochabend auf der Bürgerversammlung. Doch es hat seine Zeit gedauert, bis es letztes Jahr mal losging mit dem Aufbruch. Am Friedhof hat die Stadt einen „lang gehegten Wunsch“ erfüllt, wie Mend sagt, und sechs Parkplätze geschaffen. Den Weg zur Kirche hat sie dabei gleich mitmachen lassen – akkurat gepflastert, wie man auf den Bildern sieht. Auf 130 000 Euro beziffert Mend die Kosten, die Hälfte gibt es als Zuschuss vom Staat. Bevor es nun an die restlichen Wege geht, will die Stadt erst einmal eine Gesamtplanung erstellen und sie den Bürgern vorlegen.

Von Parkplätzen hält Mend nichts

Parkplätze schlägt der ehemalige Stadtrat Joseph Schmer an mehreren Stellen des Ortes vor. Mend hält das für keine gute Idee, da dort sowieso nur die Anwohner ihre Autos abstellten und die Plätze dauerhaft belegten. Immerhin würden damit die arg geschundenen Grünstreifen entlang vieler Anwesen entlastet, denen man den Leidensdruck durch zahlreiche Reifen ansieht. Lange wälzten die Dornheimer Steine hin und her, um zu verhindern, dass auf dem Gras die Autos parkten. Von einem „Steinekrieg“ war die Rede – bis die Stadt per Dekret das seltsame Treiben stoppte.

Nun zeigt sich das Problem mit den Steinen an anderer Stelle: Im Friedhof sind einige wenige Grabbesitzer dazu übergegangen, ihre Gräber einzufassen. Nach der Satzung, die sich die Dornheimer vor vier Jahrzehnten quasi selbst gegeben haben, ist das nicht erlaubt. Laut Mend geht es um vier, fünf Fälle, die ihn nun in eine „unangenehme Situation“ brächten. Entweder die Stadt erlaube es künftig allen Bürgern, ihre Gräber einzufassen, „dann bekommt euer Friedhof ein anderes Erscheinungsbild“. Oder – was eine „hochsensible Sache“ sei – sie fordert die wenigen Abweichler auf, die Umrandungen wieder zu entfernen. Unter den etwa 60 Dornheimern im Saal wird darüber munter diskutiert. „Wildwest“ sieht der frühere Stadtrat Michael Klein derzeit am Friedhof. Er ist für klare Regelungen. Ein anderer ruft: „Muss man denn über den Tod hinaus noch alles reglementieren? Lasst es doch, wie es ist.“

Klares Ergebnis bei der Abstimmung

Mend schlägt als Kompromiss vor, einen Friedhofsplaner mit der Sache zu betrauen und nach verträglichen Lösungen suchen zu lassen. Solange wolle die Stadt die Einfassungen dulden. Stadträtin Ingrid Stahl geht das nicht weit genug: Sie will Klarheit und drängt zu einer Abstimmung. Also bittet Mend die Anwesenden, ihr Votum abzugeben. Fast alle Hände schnellen nach oben bei der Frage, wer sich wie bisher gegen Grabeinfassungen ausspreche. Damit ist die Richtung klar – auch wenn der Bürgermeister sich trotzdem Rat bei dem Friedhofsplaner holen will.

Dass Mend sich etwas später noch mit konfessionellen Details befassen muss, etwa mit der Frage, weshalb das Gemeindehaus den Zusatz „evangelisch“ tragen müsse, erstaunt ihn dann doch. „Ich dachte eigentlich, wir seien schon weiter.“ Bei der Stadt habe sich das über die Jahre so eingebürgert, weil es früher eben die „evangelische Schule“ gewesen sei. Künftig soll dort unter wissenschaftlicher Begleitung gezeigt werden, was der im Jahr 2010 verstorbene Dornheimer Karl Alt zeit seines Lebens zusammengetragen hat, ein „hochinteressantes Projekt“, wie Mend findet. Zu den Ausstellungsstücken gehören auch jene frühmittelalterlichen Funde, die Alt auf seinen Flurgängen zwischen Hellmitzheim und Dornheim gemacht hat. Mend wartet noch auf den Förderbescheid, „danach können wir die Sammlung aufbauen“.

Auch bei der Sanierung des katholischen Pfarrhauses rechnet der Bürgermeister mit Zuschüssen. Für geschätzte 338 000 Euro soll unter anderem eine Wohnung im Obergeschoss entstehen. Doch es muss schnell gehen, nur ein Sommer bleibt. Sonst gehen der Stadt die zugesagten Fördergelder verloren.

 
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